Der Bundesverband Windenergie (BWE) rechnet mit einer Fortsetzung des Rekordzubaus von Windenergie an Land. Damit greife erstmals der im EEG 2014 eingeführte „atmende Deckel“. Zum ersten Quartal 2016 sei mit einer Vergütungsdegression von bis zu 4,8 Prozent zu rechnen. Dies geht aus der Stellungnahme des BWE zu den Marktanalysen hervor, die das Bundeswirtschaftsministerium vor Einführung eines Ausschreibungsmodells erstellt hat.
Der BWE kritisiert grundsätzlich den Wechsel des Vergütungsmodells. „Der politische Wunsch, die Preisfindung künftig über Ausschreibung zu ermitteln“, heißt es in der Stellungnahme, „ist ein Griff zum falschen Instrument und stellt einen absoluten Bruch eines sehr erfolgreichen Systems dar.“ Die Bundesregierung wage ein komplexes Experiment, bei dem keiner einschätzen könne, ob dieses erfolgreicher sein werde als das EEG.
Bedrohte Akteursvielfalt
Vor allem die Akteursvielfalt im Markt sei bedroht, warnt der BWE. So seien in der Realisierungsphase von Windparks bereits jetzt die Gruppe der professionellen Projektentwickler mit einem Anteil von 67 Prozent dominierend. Der Grund liege in den immer komplexeren administrativen Prozessen. Die Bundesregierung müsse daher, so fordert der BWE, auch in einem Ausschreibungsmodell sicherstellen, dass alle bisher am Windmarkt beteiligten Akteursgruppen weiterhin die Möglichkeit hätten, Windprojekte zu realisieren. Daher müsse das Verfahren einfach und handhabbar gestaltet sein und dürfe einzelnen Akteuren keine übermäßigen, von ihnen nicht zu beeinflussenden und damit nur schwer finanzierbaren Risiken zuordnen.
Der BWE befürchtet zudem, dass bei einem Wechsel des Vergütungssystem, ein höherer Druck auf den staatlichen Planungsträgern liegen werde, was die Ausweisung von geeigneten Flächen angehe. Bei der Windenergie onshore seien die Flächen ein entscheidender limitierender Faktor.
5.000 MW Zubau müssen sein
Gleichzeitig rechnet der Verband mit einem jährlichen Zubau von brutto 5.000 MW, um die Ziele der Bundesregierung - Nettozubau pro Jahr 2.500 MW - zu erreichen. Die Nettovorgabe errechnet sich aus dem Bruttozubau abzüglich der jährlich abgebauten Windenergie-Leistung. Die Windenergie müsse zudem Zielverfehlungen der anderen Energieträger ausgleichen. Die ersten Zahlen ließen vermuten, so der BWE, dass sich der Zubau weiterhin so stark entwickle wie 2014. Daher sei die Einführung des „atmenden Deckel“ im EEG 2014 eine große Herausforderung für die Branche. Dieses Instrument sorgt dafür, dass die Vergütung sich an einem Nettozubau zwischen 2.400 und 2.600 MW orientiert. Wird mehr errichtet, sinkt die Vergütung stärker, als die ohnehin vorgesehene Degression von 0,4 Prozent.
Es zeichne sich ab, heißt es in der Stellungnahme weiter, dass aus dem ersten Betrachtungszeitraum (1. August 2014 bis 31. Juli 2015) die höchste Degression von 1,2 Prozent im ersten Quartal 2016 greifen werde. Da sich der Zubau auch über die folgenden Quartale nicht deutlich verringern werde, sei 2016 eine Gesamtdegression von 4,8 Prozent möglich.
Insgesamt aber seien die Marktanalysen des Wirtschaftministeriums ein gutes Instrument, um einen Beitrag zur Versachlichung der Diskussion zu leisten. Sie sollten daher, so wünscht es sich der BWE, mindestens zwei Mal pro Jahr erstellt werden. (Katharina Wolf)