„Wir halten Oberflächen trocken“, sagt Ulf Fuhrmann, stellvertretender Leiter Anwendungstechnik bei Tikkurila auf dem Windmesse Symposium in Hamburg. Das Unternehmen, das aus der Lebensmittelbranche kommt und auch schon Container und Einrichtungen von Wasserwerken mit Spezialbeschichtungen versehen hat, verspricht, dem Kondenswasser auf rein physikalische Weise Herr zu werden. „Unsere Beschichtung Grafotherm besteht aus Millionen Mikroporen mit einer Größe von 0,1-100 μm und vergrößert so die Oberfläche des gestrichenen Bauteils. Sie bildet eine mehrschichtige, poröser zweidimensionale Oberfläche, die die Oberflächenspannung der Wassertropfen aufbricht und das Wasser besser verdunsten lässt. Unter dem Mikroskop sieht die Fläche aus wie ein Schokocrossie.“
Ein Quadratmeter, der mit einer 1,2 Millimeter dicken Beschichtung gestrichen werde, habe anschließen die Oberfläche von zwei Fußballfeldern, so Fuhrmann. Das wasserbasierte Produkt biete daher eine effektive Lösung gegen Kondensation und Schimmel. Die Beschichtung eigne sich für mineralische, metallische und organische Untergründe, die auch schon vorgestrichen sein könnten.
Weniger Reingung
Die Vorteile lägen auf der Hand, so Fuhrmann: „Sie brauchen weniger Reinigungsintervalle, elektrische Anlagen sind vor Feuchtigkeit geschützt.“ Da Grafotherm physikalisch wirke, seien weder Fungizide noch Biozide enthalten. Ebenso entfalle eine Reinigung mit chlorhaltigen Mitteln, etwa bei Turmsegmenten. „Gerade bei Turmsegmenten, die länger gelagert werden, können Staub und Dreck eindringen, die dann in Verbindung mit Kondenswasser Schimmel bilden“, erklärt Fuhrmann. Eine Reinigung mit Chlor sei aber nicht nur teuer, sondern auch gesundheitsgefährdend für die Reinigungskräfte.
Derzeit plant Tikkurila den Markteintritt in die Onshore-Windenergiebranche in Deutschland. „Vor allem Windkraftanlagen im Bestand ohne spezielle Lüftungslösungen haben Probleme mit Kondenswasser, das sich im Innenbereich des Turms sammelt und die Korrosion der verbauten Komponenten beschleunigt“, erläutert Jan Mehles, Marketing Manager bei Tikkurila auf Nachfrage. „Diese Probleme können bisher nur durch aufwendig installierte Lüftungsanlagen verringert werden, wobei diese Lösung zu einer hohen Investition und hohen Stromverbrauch führt.“ Allerdings plane das Unternehmen auch ein Pilotprojekt mit einer neuen Anlage. „Wir setzen unsere Spezialbeschichtungen schon seit mehr als zehn Jahren in der Lebensmittelbranche, in Wasserwerken oder auch bei Containern ein“, erläutert Ulf Fuhrmann. Auch Windenergieanlagen onshore seien schon ausgerüstet worden, allerdings noch nicht in Deutschland. (Katharina Wolf)