Statt Ausbau herrscht Stagnation beim Biogas. Das hat der Fachverband Biogas gerade in seiner Jahrespressekonferenz 2023 bekannt gegeben. Gut 107 neu gebauten Biogasanlagen stehen im Jahr 2022 rund 30 Stilllegungen gegenüber. Insgesamt beläuft sich die Zahl der Biogasanlagen damit auf 9.876 mit einer installierten elektrischen Leistung von 5.895 Megawatt (MW). Die daraus resultierende Stromproduktion stieg marginal auf 33,54 Terawattstunden (TWh).
Fachverband-Geschäftsführer Manuel Maciejczyk stellte die Zahlen vor und wies darauf hin, dass es sich um den Stand der Datenerfassung vom August 2023 handelt. Es seien aber in vielen Teilen keine exakten Daten, nur bei der installierten Leistung. „Wir wollen versuchen, eine Datenbank aufzubauen, um konsistentere Daten zu haben“, erklärte er. „Wir rechnen mit 77 Neuanlagen.“ Beim Zubau stelle man fest, dass viele kleine Anlagen stillgelegt werden. „Wir sehen insgesamt jetzt viele Stilllegungen.“ Es gebe einen spürbaren Rückgang der Leistung 2023 und einen leichten Rückgang der arbeitsrelevanten Leistung. Bayern sei Spitzenreiter mit mehr als 12 MW, , gefolgt von Niedersachsen (9,1 MW). 2022 sind laut Fachverband 91 TWh verstromt worden. Biogas sei in dem Zusammenhang auch für die Wasserstoffstrategie relevant.
Manuel Maciejczyk betonte, Deutschland habe 50 Prozent des gesamten Biogases in Europa produziert und 2022 habe die Biogaswirtschaft immerhin 2,5 Mrd. Euro im Export erwirtschaftet. „Wir sind Marktführer.“ Er betonte: „Wir haben nach wie vor eine steigende Stromproduktion. Wir gehen aber 2024 von einem Rückgang in der Stromproduktion aus.“ Der Ausbau der Wärmenetze und Wärmenutzung nehme derweil weiter Fahrt auf. Nicht zu verachten auch die 21,4 Mio. Tonnen CO2-Einsparung (Prognose 2023) sowie 50.000 Arbeitsplätze. Hauptgeschäftsführer des Verbandes Claudius da Costa Gomez ergänzte, die Branche habe genug Energie erzeugt, dass zehn Prozent des Erdgases ersetzt werden konnten.
Präsident Horst Seide sagte, die EU habe Ziele, auch für Deutschland, „dass wir die Produktion steigern.“ Aber Deutschland bringe sich nicht ein auf EU-Ebene. Er nannte Gründe, warum es mit der Bioenergie nicht weitergehe: „Für Betreiber ist die rechtliche Situation schwierig. Wenn jemand sagt, ich baue einen Heizstab für 20.000 Euro - dafür brauche ich Genehmigungen. Und dann heißt es, da schauen wir erstmal, was Sie noch alles brauchen. Und dann fehlt das und das und das und dann ist man bei 100.000 Euro.“
Ein weiterer Grund sei die Strompreisbremse-Diskussion. Von Einnahmen in einer Größenordnung von 600 Mio. Euro sollten Investitionen finanziert werden. „Wenn jemand dann sagt, das nehme ich Euch wieder wegen, dann hat keiner mehr Interesse.“ Die Investitionsbereitschaft sei deshalb nicht mehr so groß. „Und: Wir wollen bedarfsgerecht Strom erzeugen; und jetzt wird gesagt: das machen wir mit Großkraftwerken. Die sind vielleicht H2-ready – noch ist das aber kein grüner Wasserstoff. Wir können nicht mit grauem Gas konkurrieren. Darum sind die Zahlen wie sie sind, man muss nichts beschönigen“, so Seide in deutlichen Worten.
Lichtblick sei Biomethan. Seit 2021 könne es wirtschaftlich sein, in Biomethan zu investieren. Das sei ein Wachstumsmarkt. 2022 sei aber ein totaler Reinfall gewesen bei den Ausschreibungen mit null Geboten: Neue rechtliche Hürden seien dafür verantwortlich. Man muss zum Beispiel neue BHKWs einsetzen, darf keine alten nehmen. Diesen dürfen nur wenige Stunden laufen, das lohnt sich laut Seide nicht.
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