Tilman Weber
Gerade hat der Weltmarktführer der Windturbinenbauer Vestas auf einer Branchenmesse in Tokyo eine Sonderausgliederung seiner 4,2 Megawatt (MW) leistenden Starkwindturbine mit 136 Meter Rotordurchmesser für besonders sturmreiche Regionen vorgestellt. Auf der Japan Wind Expo vom 27. Februar bis zum 1. März brachte das dänische Unternehmen offiziell die Version Extreme Climate der V136-4.2 MW auf den Markt. Speziell für Standorte auch im Taifun-geprägten Japan, aber auch in anderen besonders windreichen asiatischen Regionen soll die im vergangenen Jahr noch in Deutschland als Serienanlage mit dem größten Rotor errichtete Turbine will Vestas das Modell entwickelt haben: Extreme andauernde Windströmungen mit Geschwindigkeiten von 53 Metern pro Sekunde und böige Windstöße von sogar 74 bis 78 Meter pro Sekunde werde die Anlage im Betrieb durchfahren können, teilte der Hersteller mit. Das bisherige 4,2-MW-Starkwindmodell mit dem 136-Meter-Rotor muss bei 25 Metern pro Sekunde Wind aus dem Wind drehen, um die Rotorblätter und den Antriebstrang im Innern des Maschinenhauses zu schonen.
Lange Zeit war die Einführung der jeweils neuesten Riesenturbinen dem deutschen Markt – und vielleicht noch skandinavischen Standorten mit unsteteren Binnenlandwindvorkommen vorbehalten. In diesen Premium-Märkten könnten Windturbinenbauer der Branche ihre wegweisenden Edelmarken zu einem fairen Preis einführen – um sie irgendwann bei fortgeschrittener Entwicklung auch auf dem übrigen Weltmarkt zu verkaufen. Hinzu kam, dass Deutschland-Projektierer aufgrund der beschränkten Eignungsflächen zwischen der ohnehin dichten Besiedelung des Landes und den schon reichlich durch schon errichtete Windparks belegten Flächen schon immer große Leistung auf wenig Fläche errichten mussten.
Bestellungen für Superturbinen aus allen Himmelsrichtungen
Doch nun präsentiert Vestas also eine Superturbine sofort für ganz neue Ausbauregionen. Schon der Verkauf für das bisherige 4,2-MW-Modell während der vergangenen gut eineinhalb Jahre seit ihrer Einführung meldet fast im Wochentag neue Aufträge aus den verschiedensten Weltregionen. Zuletzt meldete Vestas so am 28. Februar eine 214-MW-Bestellung des australischen Kunden Alinta Energy zum Bau des Windparks Yalinda. Geordert hat der Energieversorger die – allerdings erst als Prototyp – bislang größte an Land installierte 4,2-MW-Superturbine V150 mit 150 Meter Rotordurchmesser. Davor waren alleine im Dezember 2017 mal größere und mal kleinere Bestellungen der Vier-MW-Anlagenklasse mit dem 136-Meter-Starkwindrotor aus so unterschiedlichen Märkten wie China, USA und Norwegen eingegangen – wobei auch eine 3,6-MW-Variante zu dieser Anlagenserie gezählt werden muss. Sogar im nun aus dem Nichts startenden russischen Markt gewann Vestas im Dezember eine Bestellung für 3,8-MW-Anlagen – mit in diesem Fall verhältnismäßig geringeren 126 Meter Rotordurchmesser.
Nordex: besonders leistungsstarke Anlagen für die Ukraine
Doch der Weltmarktführer hat diesen Trend nicht exklusiv für sich. So verkauft die Nordex Group – wie sich der Zusammenschluss des deutschen Windturbinenbauers Nordex mit dem spanischen Wettbewerber Acciona Wind Power nennt – ihre aus der deutschen Entwicklung stammende Superturbine N149 mit 4,0 bis 4,5 MW bereits in großen Mengen in alle Himmelsrichtungen und Lieferdistanzen. Kam der größte Auftrag im Dezember zur N149 noch aus dem früheren Premiummarkt Schweden – eine Order mit einem Volumen von 475 MW für das Projekt Nysäter – meldete Nordex im Februar eine Superturbinenbestellung ausgerechnet aus der kapitalarmen Ukraine: Der Windpark Syvash im Südosten des großen Landes in einer Küstenregion nahe am Schwarzen Meer soll aus Anlagen mit 131 Meter Rotordurchmesser und immer 3,9 MW Nennleistung entstehen. Die Windverhältnisse mit starken Luftströmen von im Mittel meist deutlich über 7 und 8 Meter pro Sekunde erlauben nach den Planungen eine Auslastung dieser Starkwindanlagen mit den immer noch sehr großen Rotoren von 38 bis 39 Prozent. Das ist viel verglichen mit den traditionell bei Auslastungen von oft nur knapp über oder auch unter 30 Prozent erntenden Windparks an vielen Standorten auch in Deutschland.
Siemens Gamesa, Enercon: Interesse aus China und Kanada
Windturbinenhersteller Siemens Gamesa wiederum meldete im Januar und Februar Bestellungen für starke Windturbinen von chinesischen Kunden. Auch wenn generell im weltgrößten Markt nach wie vor chinesische Windturbinenbauer einen Vorzug bei den Aufträgen erhalten – die Kunden wollten 3,55- und 3,65-MW-Varianten der Modelle SG-3.4-132 erhalten.
Und nicht zuletzt auch Deutschlandmarktführer Enercon meldete Anfang Februar eine Serie von Anlagenbestellungen aus einem Markt mit reichlich Raum auch für kleinere Anlagen. So hätten kanadische Kunden eine Erzeugungskapazität von insgesamt 345 MW für Anlagen mit 138 Meter Rotordurchmesser und 3,5 MW eingekauft, teilte Enercon mit. Das noch junge Modell E138 EP3 ist gerade erstmals als Prototyp an einem Standort in Deutschland errichtet worden.