Nicole Weinhold
Stromspitzenglättung - davon wird viel gesprochen. Das je nach Tageszeit und Wetter stark schwankende Angebot an erneuerbaren Energien und auf der anderen Seite die Lastspitzen der Verbraucher müssen ausgeglichen werden. Da gibt es zum Beispiel Maßnahmen wie die Abregelung der Produktionsspitzen in der Photovoltaik. Hat man einen Speicher, kann man diesen Strom zu einer anderen Zeit nutzen, wenn er Mangelware ist.
Testregionen und mehr nicht
Was es aber bisher noch nicht wirklich auf dem Markt gibt, ist ein Angebot für private Stromkunden, zur Glättung der Lastspitzen beizutragen und dadurch einen finanziellen Vorteil zu erlangen. Das heißt zum Beispiel, dass man dann seine Waschmaschine anwirft, wenn der Strom gerade im Überangebot vorhanden ist, weil die Sonne scheint - oder spät abends, wenn viel Wind weht. Oder dass man sein Mittagessen nicht um 12 h kocht, sondern um 11h oder 14h, wenn die Last durch das mittägliche Kochen nicht so hoch ist. Gesprochen wird darüber schon seit 20 Jahren. Es gab schon viele Testregionen. Dennoch lässt das Angebot dazu auf sich warten. Datenschutz galt lange als eine Hürde, der Energieversorger sollte nicht so viel über die Gewohnheiten der privaten Haushalte erfahren.
Kostenloser Einbau von Smart Metern
Nötig ist dafür ein intelligenter Stromzähler, ein Smart Meter. Aber der sogenannte Smart Meter Rollout erweist sich als zäh in Deutschland. Versorger fragen sich, wer die Kosten für die Smarten Zähler übernimmt. Für den Kunden wäre ein Umrüstung nicht attraktiv, wenn er den Zähler bezahlen müsste. Der Stromversorger aus Österreich Awattar bietet nun nicht nur einen Stromtarif mit Stromspitzenglättung an, sondern sorgt auch für eine kostenlose Umrüstung auf Smart Meter über den Messsystemanbieter Discovergy. Und auch die Solarfirma Q-Cells hat ein entsprechendes Angebot. Unter dem Namen Q.Energy Smart bekommt der Kunde jeden Monat eine Stromrechnung auf Basis seines stündlichen Verbrauchs. Wenn Wind und Sonne den Strompreis niedrig halten, zahlt man weniger für seinen Ökostrom. Genutzt werden kann dabei die Vorschau des Strompreises vom Vortag, um in den folgenden 24 Stunden den Stromverbrauch entsprechend dem Börsenpreis der jeweiligen Uhrzeit gezielt zu steuern. Reduziert werden die Stromkosten durch die gezielte Verlagerung des Stromverbrauchs in ertragsstarke und somit kostengünstigere Zeiten.
Holger Enzmann, Berater für E-Mobilität im Erzgebirgskreis, nutzt das Stromglättungsangebot aus Österreich und ist sehr zufrieden. Allerdings findet er es schade, dass Deutschland kaum entsprechende Angebot hat: "Ich muss als Sachse nicht österreichischen Strom aus Wasserkraft beziehen." Schöne wäre es, wenn der regionale Strom aus Wind und Sonne vor der Haustür genutzt werden könnte, findet er. Erste deutsche Angebote, die in diese Richtung gehen, seien extrem teuer, so Enzmann. Um das zu verändern, müssten steuerliche Abgaben und Kosten wie EEG-Umlage gesetzlich so verändert werden, dass sich regionaler Strom wirtschaftlich lohnt.