Die Photovoltaik wird in Zukunft ein Standbein der Energieversorgung sein. Ein Vorteil: Sie kann dezentral errichtet auf Hausdächern Strom für den Verbrauch vor Ort liefern. Unter anderem dies treibt derzeit die meisten Solarmärkte an. Denn dadurch sinken die Strompreise und über einen mehr oder weniger langen Zeitraum amortisieren sich die Anlagen.
Doch um diesen Vorteil genießen zu können, sind vorher hohe Investitionen notwendig. Dies können auch Vermieter von Solaranlagen übernehmen. Dann ist für den Hauseigentümer eigentlich alles wie vorher: Er zahlt einen monatlichen Betrag – entweder als Pacht für die Solaranlage oder als Vorauszahlung für den Netzstrom an den Versorger – und bekommt dafür eine stabile Stromversorgung, ohne dass er sich darum kümmern muss. Dies ist ein Modell für überregionale Anbieter von Solaranlagen zur Pacht. Es ist auch ein Modell, dem sich immer mehr Stadtwerke widmen, um sich ein Standbein in der Energiewende aufzubauen.
Unterschiede sind nur gering
Doch wie wirkt sich die Pacht einer Solaranlage auf deren Wirtschaftlichkeit im Vergleich zu einem gekauften Sonnenstromgenerator aus? Dieser Frage ist Andreas Löschel, Professor für Umwelt- und Ressourcenökonomie im Auftrag des überregionalen Anbieters von Solaranlagen zur Pacht Enpal nachgegangen. Der Ergebnis: „Unterm Strich sind die finanziellen Unterschiede zwischen den Optionen gering und hängen vor allem von den Annahmen und der Ausgestaltung der Angebote ab“, schreibt Andreas Löschel in seiner Kurzstudie. „Bereits bei relativ kleinen Änderungen der Annahmen verschiebt sich die Reihenfolge der Alternativen in der Wirtschaftlichkeitsrechnung.“ Entsprechend vorsichtig seien die Ergebnisse zu interpretieren.
Verschiedene Szenarien betrachtet
Löschel hat sich drei verschiedene Szenarien angeschaut und diese anhand aktueller Kosten für Solaranlagen und Speicher dem Nutzen für die Hauseigentümer gegenübergestellt. Hier hat er einerseits einen Musterhaushalt zugrunde gelegt, der sich gegen eine Solaranlage entscheidet. Das Kosten-Nutzen-Verhältnis dieses Haushaltes hat er dem von Haushalten mit Solaranlagen gegenübergestellt, wobei er hier auch Batteriespeicher mit einbezogen hat. Die Haushalte mit Solaranlage hat er wiederum geteilt in Pächter und Eigentümer der Solar-Speicher-Kombination. Für die Kosten hat Löschel wiederum auf aktuelle Studien der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) sowie des Fraunhofer ISE zurückgegriffen. Die Kostenfaktoren für die Anlagenpacht basieren wiederum auf einem Pachtvertrag von Enpal.
Zahlungsströme verglichen
Der Vergleich der Zahlungsströme zeigt, dass die Kosten für den Haushalt ohne Solaranlage kontinuierlich steigen. Der Haushalt, der sich die Solaranlage und den Speicher kauft, hat zunächst hohe Anfangskosten. Danach liegen die Stromkosten fast bei Null. Wobei hier noch nach etwa 13 bis 15 Jahren noch einmal eine höhere Investition für Reparaturen oder den eventuellen Tausch der Leistungselektronik anfallen.
Der Pächter der Solaranlage hat zu Beginn Kosten, die leicht über denen des Haushalts ohne Solaranlage liegen. Diese sind aber stabil und die beiden Kurven nähern sich nach und nach an. Nach 20 Jahren geht die Anlage in den Besitz den Hauseigentümers über. Dann liegen die Kosten auf dem gleichen Niveau wie die des Haushaltes, der sich von Anfang an für den Kauf der Solaranlage entschieden hat. Der Vorteil bei der Pacht: Die Kostenspitze nach 13 bis 15 Jahren fällt nicht an, da diese der Verpächter der Solaranlage übernimmt.
Haushalte mit Solaranlagen kommen besser weg
Am Ende liegen die Kosten für den Haushalt ohne Solaranlage nach 30 Jahren je nach Annahmen für die Strompreise zwischen 36.900 und 50.300 Euro. Die Kosten für den Pächter der Solaranlage liegen abhängig von den Annahmen für die Pachtpreise und die Stromkosten zwischen 35.300 und 41.500 Euro. Der Käufer der Solaranlage hat in den 30 Jahren des Betrachtungszeitraumes Kosten zwischen 34.800 und 43.700 Euro. Hier spielen vor allem die Preise für die Solaranlage und die Höhe der Kosten für Wartung und Betrieb eine entscheidende Rolle. Für beide Nutzer von Solaranlagen – sowohl für den Pächter als auch für den Eigentümer – ist noch die Höhe der Einspeisevergütung und der Großhandelserlöse ein wichtiger Faktor, der die Zahlungsströme beeinflusst.
Eine Frage der Präferenz und Risikoabwägung
Deshalb ist die Frage, ob sich Hauseigentümer für den Kauf oder die Pacht einer Solaranlage entscheiden, vor allem auf Präferenzen und Risikoabwägungen zurückzuführen. Während der Käufer der Solaranlage weniger das Investitionsrisiko scheut und vor allem in die Zukunft denkt, will der Pächter der Solaranlage vor allem dieses Investitions- und Verlustrisiko vermeiden.
Außerdem hat er einen stärkeren Fokus auf die Gegenwart. Gleichzeitig ist bei ihm der Autonomiewunsch weniger ausgeprägt als beim Käufer der Solaranlage. Sie ist aber stärker als beim Haushalt, der sich komplett gegen eine Solaranlage entscheidet. Für letzteren spielen auch soziale und Umweltaspekte eine geringere Rolle als die Scheu vor dem Risiko, in eine Solaranlage zu investieren.
Deine Link zur kompletten Studie zum kostenlosen Download finden Sie auf der Internetseite von Enpal.
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