Mögen Sie den deutschen Offshore-Markt?
Jörg Kubitza: Wenn wir die Ausbauzahlen einmal ausklammern, hat der Markt viele Vorteile. Wir haben hier eine bestehende Logistikstruktur und Wertschöpfungskette. Ørsted hat bereits 1,3 Gigawatt Offshore-Windkraft in Deutschland installiert. Weitere 1,4 Gigawatt kommen noch dazu und wir haben zusätzlich große Wasserstoffprojekte in der Umsetzung. Für uns stellt sich der Markt also gut dar, wegen seiner Innovationskraft und seiner freundlichen Stimmung gegenüber erneuerbaren Energien. Aber die Ausbauziele sind zu niedrig. Das passt nicht mit dem zusammen, was die Regierung an Klimaschutzzielen aufruft. Hinzu kommt der Strombedarf für die angestrebte Sektorenkopplung, also die Elektrifizierung der Industrie – dort wo es sinnvoll ist – und die Produktion von grünem Wasserstoff.
Stichwort Wasserstoff…
Jörg Kubitza: Unsere Idee ist es, mit unseren Elektrolyseuren große Industriecluster zu dekarbonisieren. An den Stellen, an denen man Wasserstoff schon verwendet, kann grüner Wasserstoff eingesetzt werden, zum Beispiel in der Stahlindustrie oder bei der Zementproduktion. Aber auf der anderen Seite kann ein Wasserstoff-Elektrolyseur auch als Speicher genutzt werden, um die Netze zu stabilisieren. Teil unseres Westküste-100-Projekts ist beispielsweise eine Salzkaverne, die wir als möglichen Speicherort prüfen. Ørsted selbst besitzt auch Salzkavernen in Deutschland.
Was erwarten Sie von der Wahl?
Jörg Kubitza: Wir erwarten von der Wahl, dass die Offshore-Ausbauziele mit den Klimaschutzzielen synchronisiert werden. Der Ausbau krankt allerdings auch aus anderen Gründen: Es sind nicht genug Flächen ausgewiesen, wir haben mehrfach das Ausschreibungssystem umgestellt. Das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie – kurz: BSH – scheint darüber hinaus nicht mit genügend Personal ausgestattet zu sein. Nicole Weinhold
Weitere Informationen: erneuerbareenergien.de