Der britische Thinktank Ember verzeichnet in seiner Jahresanalyse Global Electricity Review 2022 einen Anstieg des Anteils von Wind- und Sonnenstrom an der globalen elektrischen Energieversorgung auf erstmals mehr als zehn Prozent. Demnach erhöhte sich die Quote für den Strom aus beiden volatilen Erneuerbare-Energien-Quellen von 9,28 auf 10,31 Prozent. Das ist wie schon in den beiden Vorjahren ein Plus um gut einen Prozentpunkt. Der Bedeutungszuwachs ist sogar ein besonders hoher, weil gemäß den Emberdaten auch der Zuwachs der notwendigen Stromerzeugung um fünf Prozent gegenzurechnen ist. Die Stromerzeugung musste infolge der Konjunkturerholung im Vergleich zum Corona-Pandemie-Krisenjahr 2020 wieder für mehr Aktivitäten in Fabriken, Handel und Gewerbe aufkommen.
Wind- und Sonnenstrom erreichen gemäß der Global Elektricity Review damit erstmals eine größere Versorgungsquote als die Atomkraftwerke mit einem weiter leicht gesunkenen Anteil von 9,94 Prozent. Weil allerdings auch die im Falle von Trockenheiten beeinträchtigte Wasserkraft um mehr als einen Prozentpunkt auf noch 15,28 Prozent Erzeugungsanteil leicht verlor und die Gaskraftwerke unter dem Einfluss extrem hoher Weltmarktpreise für den vergleichsweise emissionsärmeren Energierohstoff ihre Erzeugung zeitweise begrenzten – mit einem Rückgang um ebenfalls knapp einen Prozentpunkt auf 22,16 Prozent, verfeuerte die Weltgemeinschaft wieder mehr Kohle.
Nach 35,3 im Jahr 2020 betrug der Kohlekraftanteil 2021 nun 36,49 Prozent was fast wieder dem Vorkrisenniveau von 2019 entsprach. Der Zuwachs im globalen Stromverbrauch um 1.414 Terawattstunden (TWh) beziehungsweise exakt 5,4 Prozent war gemäß der Ember-Analyse der größte seit 2010. Vor allem Asien vergrößerte den Elektrizitätshunger. Die Hauptverantwortung daran hat China, wo der Stromverbrauch im Vergleich zum Vorjahr um 13 und im Vergleich zum Vorkrisenjahr 2019 um 14 Prozent zunahm.
Die weltweite Kohleverstromung nahm auch absolut um hohe neun Prozent im Vergleich zum Krisenjahr der Pandemie weltweit zu, auf 10.042 TWh. Damit erreichte die Welt ein Allzeithoch der Kohleverstromung. China verbrauchte wie schon im Vorjahr 54 Prozent davon, auf nun eben deutlich höherem Niveau. Doch relativ betrachtet hatte das Land im Vergleich zum Vorjahr mit 9,5 Prozent mehr Kohleverstromung sogar weniger zugelegt als zum Beispiel Indien, wo elf Prozent mehr Kohleverstromung stattfand als 2020, die USA mit einer Zunahme um 16 Prozent und Deutschland mit plus 24 Prozent. Anders als in China allerdings erreichten weder die USA noch Deutschland wieder das Niveau von 2019, als beide Länder im Vergleich zu diesem Jahr noch sieben und vier Prozent mehr Kohlestrom erzeugten. Zu den 50 Ländern im Vergleich zu noch 43 Ländern im Jahr 2020, die mehr als 10 Prozent ihrer Erzeugung aus Wind- und Solarkraft beziehen, zählten erstmals China (11 Prozent), Japan, die Mongolei, Vietnam, Argentinien, Ungarn und El Salvador.