So teuer waren die gängigen Standardmodule seit Januar 2020 nicht mehr. Am Modulmarkt werden sie derzeit mit 30 Cent pro Watt gehandelt. Das sind 20 Prozent mehr als damals und immerhin noch 7,1 Prozent mehr als noch zu Beginn des Jahres 2022. Damals wurden sie im Durchschnitt noch für zwei Cent pro Watt weniger gehandelt.
Effiziente Module werden teurer
Es wäre hier natürlich eine Überlegung wert, auf Module mit hoher Effizienz und modernen Zelltechnologien zu setzen. Diese kosten zwar mehr, liefern aber auch mehr Strom. Doch dies ist kaum ein Ausweg. Denn auch diese Module sind wieder teurer geworden. Haben sie die Projektentwickler und Installateure im Januar dieses Jahres noch für 37 Cent pro Watt kaufen können, kostet das Watt jetzt einen Cent mehr. Damit erreicht auch diese Kategorie einen neuen Höchststand seit Januar 2020.
Verfügbarkeiten werden sinken
Natürlich geht der Krieg Russlands gegen die Ukraine auch an der Solarbranche nicht vorbei. Es ist aber nur eine der Krisen, die derzeit zu bewältigen sind und die auf die Modulpreise durchschlagen. Denn Corona ist immer noch ein Thema, das vor allem die Lieferketten beeinflusst. „Mittlerweile ist es beinahe unmöglich geworden, auch nur einigermaßen zuverlässige Prognosen zur zukünftigen Entwicklung von Modul- und Rohstoffpreisen, Verfügbarkeiten und der Funktionsfähigkeit von Lieferketten zu machen“, erklärt Martin Schachinger, Geschäftsführer des Online-Modulmarktplatzes PV Xchange. „Man kann anhand der zur Verfügung stehenden Informationen nur mutmaßen, dass letztere tendenziell immer schlechter und daher die Preise zwangsläufig steigen werden.“
Dieselpreise erhöhen Transportkosten
Immerhin lässt die Nachfrage nicht nach. Sie wird perspektivisch eher steigen. „Wie gut diese steigende Nachfrage jedoch in Zukunft zu bedienen ist, das kann momentan niemand mit Sicherheit sagen“, sagt Schachinger. Denn der Ukrainekrieg bindet Ressourcen. So fehlen in Europa seither bis zu 100.000 LKW-Fahrer. Dazu kommen die steigenden Dieselpreise, die nicht nur die Transporte zum Endkunden und zur Baustelle verteuern, sondern auch auf die Kosten für die Seefracht durchschlagen, wie Schachinger befürchtet. „Die kontinuierlich steigenden Transport- und Energiepreise werden die Kosten für Photovoltaikinstallationen noch mindestens bis zum Jahresende 2022 beeinflussen“, erklärt er.
Inzidenzen in Asien steigen
Doch auch die weiter steigenden Preise für Polysilizium machen sich vor allem im Segment der Standardmodule bemerkbar. „Zu allem Überfluss steigen die Inzidenzen in Asien gerade so schnell wie noch nie“, weist Schachinger noch auf einen weiteren Engpass hin. „Um seiner Null-Covid-Strategie treu zu bleiben, riegelt China gerade wieder ganze Großstädte und Sonderwirtschaftszonen ab und schickt sie in einen befristeten Lockdown. Sollte sich das Gerücht von landesweiten Maßnahmen bestätigen, wird das die weltweiten Lieferströme für viele Technologieprodukte einmal mehr zum Erliegen bringen.“
Engpässe prognostiziert
All das deutet darauf hin, dass es zu erheblichen Engpässen kommen wird, nicht nur bei den Modullieferungen. Auch die Lieferkette für Solarzellen, Wechselrichter, Speicher und Unterkonstruktionen wird weiter angespannt bleiben. „Spätestens zur Mitte des Jahres dürfte es dann vor allem das Verhältnis zwischen Angebot und Nachfrage sein, welches die Preise beeinflusst“, prognostiziert der PV-Xchange-Chef.
Verzögerungen bei Komponentenlieferungen
Er rät deshalb den Projektierern und Handwerkern, sich jetzt mit Solarmodulen einzudecken – ungeachtet der derzeitigen Höchstpreise in einigen Segmenten. Denn derzeit sind die Verfügbarkeiten noch einigermaßen gut und der Frühling steht vor der Tür, so dass die Nachfrage steigen wird. „Dennoch ist zu beachten, dass es auch bei vielen Standardprodukten im Laufe der kommenden Wochen und Monate zu dramatischen Lieferverzögerungen kommen kann“, warnt Schachinger. Bei anderen Komponenten sieht es jetzt schon schlechter aus. Lange Lieferzeiten gibt es nicht nur für Wechselrichter und Energiespeicher. „Einzelne Produkte oder Zubehörteile sind oft nur noch mit vier- bis sechsmonatiger Lieferzeit zu bekommen“, weiß Schachinger. „Hier muss jeder Installateur prüfen, ob er auf Alternativprodukte umsteigen kann.“
Bisherige Standardgrößen kaum noch verfügbar
Er weißt auch noch auf einen weitere Herausforderung hin. Denn die Module werden größer. „Die kleinen und handlichen Formate wurden von vielen Herstellern aus Wirtschaftlichkeitsgründen abgekündigt“, beschreibt Martin Schachinger die Lage. Hier sei ein Umdenken erforderlich. „Wer ältere Aufträge umsetzen muss und diese mit kleinformatigeren Modulen geplant hat, wird große Probleme bekommen, passende Produkte zu finden und sollte sich daher überlegen, ob eine komplette Neuplanung mit aktuellen Formaten und geänderten elektrischen Werten nicht die sinnvollere Alternative ist“, sagt er.
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