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Baden-Württemberg

Windausbau im Ländle scheitert katastrophal – was ist zu tun?

Drei Windräder mit einer installierten Gesamtleistung von 13,5 Megawatt wurden in den ersten drei Monaten dieses Jahres in Baden-Württemberg laut Marktstammdatenregister errichtet. Zu wenig. Für die Versorgungssicherheit und den Klimaschutz im Südwesten seien bis 2030 im Schnitt 100 neue Windenergieanlagen pro Jahr erforderlich. Darauf weist die Plattform Erneuerbare Energien Baden-Württemberg (Plattform EE BW) hin. „Im Land geht es bei der Windenergie nicht voran“, kritisiert Franz Pöter von der Plattform EE BW. „Hier brauchen wir schnell deutlich mehr Genehmigungen.“ Bei der Photovoltaik sah es besser aus, dort wurden bis Ende März knapp 10.000 neue Solarstromanlagen errichtet.  

Die drei Windanlagen bilden den neuen Bürgerwindpark Bretzfeld-Obersulm, an dem knapp 100 Bürgerinnen und Bürger sowie sechs örtliche Bürgerenergiegenossenschaften finanziell beteiligt sind. Hier die Zahlen zum Windzubau im Einzelnen.

Hypothek wächst von Monat zu Monat

Der unzureichende Zubau macht Politik und Fachleuten große Sorgen. „Die Hypothek wächst von Monat zu Monat. Jedes nicht gebaute Windrad macht es schwieriger, den für Versorgungssicherheit und Klimaschutz so dringend benötigen Ökostrom zu erzeugen. Es müssen nun rasch mehr Windenergieanlagen genehmigt werden, damit die Flaute beim Windenergieausbau ein Ende hat“, so Franz Pöter. Die Anzahl der zuletzt in Baden-Württemberg erteilten Genehmigungen – im gesamten Jahr 2021 lediglich zehn, seit Jahresbeginn 2022 immerhin neun – wäre dafür aus Sicht der Branche bei weitem nicht ausreichend.

Um das landesweit gültige Ziel der Klimaneutralität 2040 zu erreichen, ist laut Pöter ein dynamischer Zuwachs der Windenergie notwendig. 2021 gingen lediglich 28 neue Windenergieanlagen mit einer installierten Gesamtleistung von rund 114 Megawatt in Betrieb. Dieser Wert muss sich laut Plattform EE BW schnellstmöglich verdoppeln, und ab Mitte des Jahrzehnts bei über hundert Anlagen pro Jahr liegen.

Die Berechnung geht von einem Leistungszuwachs von aktuell vier auf künftig rund sechs Megawatt pro Anlage aus. Für den Zeitraum von 2030 bis 2040 ist der Leistungszuwachs pro Anlage schlecht zu prognostizieren, daher ist eine verlässliche Aussage der erforderlichen Zahl von zu errichtenden Windrädern pro Jahr nicht möglich.

Photovoltaik: Deutlicher Zuwachs – aber nicht genug

Verhalten optimistisch schätzt Pöter die Entwicklung bei der Photovoltaik ein. Das zweite große Standbein der erneuerbaren Stromerzeugung kommt auf 9.850 neue Anlagen mit einer installierten Gesamtleistung von rund 170 Megawatt. Durch Nachmeldungen können sich die vorläufigen Zahlen noch etwas steigern. 2021 wurden insgesamt rund 620 Megawatt installiert. Doch auch bei der Solarstromerzeugung ist die Bilanz getrübt: Nötig sind künftig durchschnittlich fast 2.000 Megawatt pro Jahr bis 2030. Hier die Solarzahlen im Detail.

Studie: Fünfmal mehr Erneuerbaren-Leistung muss bis 2040 aufgebaut werden 

Eine Ende 2021 veröffentlichte Studie der Plattform Erneuerbare Energien Baden-Württemberg zeigt, wie viel Erneuerbare für eine komplett klimaneutrale Energieversorgung erforderlich sind: Die installierte Leistung zur Erzeugung von erneuerbarem Strom muss sich bis 2040 auf mindestens 52 Gigawatt verfünffachen. Dafür ist beim Ausbau eine erheblich höhere Geschwindigkeit als in den vergangenen zehn Jahren erforderlich.

Die Photovoltaik und die Windenergie sollen im Jahr 2040 zusammen rund 70 Prozent des bis dahin gestiegenen Bruttostromverbrauchs in Baden-Württemberg decken. Um das zu erreichen, muss die installierte Leistung der auf Dächern, Fassaden und im Freiland installierten Photovoltaik-Module bis 2040 mehr als verfünffacht werden, von heute knapp sieben auf rund 39 Gigawatt. Bei der Windenergie vergrößert sich die nötige installierte Leistung bis 2040 um den Faktor sieben von heute 1,6 Gigawatt auf dann 11,5 Gigawatt. (nw)

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