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Kommentar: Fracking im Bundeskabinett

Gabriel will es krachen lassen

Laut Frankfurter Rundschau hegt das Bundeswirtschaftministerium konkrete Pläne, bis zum Herbst ein Gesetz zu verabschieden, das der unkonventionellen Erdgasförderung durch Fracking in Deutschland den Weg ebnen soll. Schon in der nächsten Woche soll der Entwurf im Bundeskabinett vorgestellt werden. Die Verabschiedung in Kabinett und Bundestag sei nach der Sommerpause geplant. Die Zeitung beruft sich dabei auf interne Unterlagen der Bundesregierung.

Dass das Fracking in Deutschland ein Akzeptanzproblem hat – laut Emnid-Umfrage wird es von zwei Drittel der Deutschen abgelehnt – ist der Bundesregierung gleichwohl bekannt.

Auch der heutige Wirtschafts- und Energieminister Sigmar Gabriel zählte sich im Wahlkampf vor einem Jahr noch zu den  Frackinggegnern. Damals schrieb er auf seiner Facebookseite: „Finger Weg vom Fracking!“ Immerhin sagen das „nicht nur SPD, sondern auch die Berater der Bundesregierung“, so Gabriel. Nur „Union und FDP […] wollen in Kauf nehmen, dass das Grundwasser durch giftige Chemikalien gefährdet wird.“ Heute hat der politische Wind sich komplett gedreht. Die Skepsis in der Bevölkerung ist jedoch geblieben. Die soll zwei Tage nach Erscheinen des Artikels in der Frankfurter Rundschau offenbar mit plumpen bis geschickten Lobbying gekippt werden. Eine eher misslungene Variante probierte Nato-Generalsekretär Anders Fog Rasmussen aus.

Russland steuert Anti-Fracking-Bewegung?!

Der unterstellte nun Russland, es würde die deutsche Anti-Fracking-Bewegung steuern. Übertrieben interpretiert wäre damit jeder Fracking-Gegner schon ein Werkzeug Russlands und ein Feind des Westens? Da hätten die Russen freilich früh mit Steuern beginnen müssen, denn den Widerstand gegen die Schiefergasförderung in Deutschland gibt es nicht erst seit sich Ost und West im Ukraine-Konflikt überworfen haben. So sieht es auch der Spiegel – am Ende erntet Rasmussen mehr Häme für seine Unterstellungen als alles andere.

Geschickter ist es zum gleichen Zeitpunkt Die Zeit online angegangen. Der Artikel „Neue deutsche Angst“ klagt, dass die USA in Rekordzeit durch Schiefergas seinen CO2-Ausstoß senken konnte, die Deutschen das trotz aller Solar- und Windanlagen aber nicht schaffen würden. Als wären weniger Kohlendioxid in der Luft gegen giftige Chemie in der Erde und verseuchtes Grundwasser ein  fairer tausch. Dass Fracking in Deutschland abgelehnt wird, erklärt sich der Artikel so: „Man muss über Vorzüge und Gefahren nicht das geringste Wissen. Man muss nur Visionen auf sich wirken lassen.“ Die Deutschen, ein Volk, das sich Visionen hingibt und spirituell getrieben ablehnt? Dass Fracking angesichts der drohenden Umweltschäden abgelehnt wird und es in den USA enorm viele Bürgerbewegungen auch von frackinggeschädigten gibt, ignoriert er völlig.

Vielmehr schwärmt er von fiktiven Möglichkeiten der Chemiecocktails: „Womöglich schmeckt das Zeug demnächst sogar ganz gut und senkt den Blutdruck.“ Und die deutschen Fracking-Gegner sollen sich von fragwürdigen Visionen leiten lassen?

Auf Twitter hatten wir anlässlich des Zeit-Artikels eine recht interessante Diskussion über das Fracking mit einem Autoren der Wirtschaftswoche. Am Ende blieben die Frage: Wie viel Gas brauchen wir für die Energiewende? Und wo soll es herkommen? Einen Auszug aus dem Twittergespräch haben wir auf der zweiten Seite für Sie zusammengestellt.

In meinem Augen sollte die Regierung die Energiewende erst wieder mit mehr Ernsthaftigkeit angehen, bevor sie die Förderung von Schiefergas als alternativlos erklärt. Erneuerbare am Regeleergiemarkt, virtuelle Kraftwerke, mehr synthetisches Erdgas. Wie sehen Sie das?

Fracking-Alternativen - Gezwitscher zum Zeit-Artikel

Möchten Sie wissen wie es weiterging? Die komplette Diskussion können Sie unter diesem Link nachlesen.

Ihr Fachwissen ist gefragt: Wir unkonventionelles Erdgas nötig sein für eine erfolgreiche Energiewende? Oder würde es genügen die Energiewende voranzutreiben statt auszubremsen? Können virtuelle Kraftwerke, Bio- und synthetisches Erdgas zusammen mit einigen Gasimporten allein die Brücke der Energiewende sein? Kommentieren Sie hier.