Anne Schüssler, Leiterin der Stabsstelle für Klimaschutz und Mobilität im Kreis Düren, erklärt, welche Maßnahmen die Region bewegen.
Wie bringt der Landkreis Düren die regionale Energiewende voran?
Anne Schüssler: Wir unterstützen als Landkreis zahlreiche Maßnahmen zur Nachhaltigkeit und zur Energiewende in der Region. Dafür haben wir Photovoltaik, Solarthermie und Balkonkraftwerke gefördert, aber auch den Austausch von fossilen Heizungsanlagen. Die Bandbreite der geförderten Projekte ist groß. Dazu gehören auch Großprojekte, die den Anteil erneuerbarer Energien vorantreiben. Dafür begleiten wir Unternehmen bei der Transformation. Und Wasserstoff spielt dabei eine wichtige Rolle. Hinzu kommen ökologische Maßnahmen wie die Dachbegrünung und die Wiederaufforstung.
Wie kommen die Maßnahmen bei den Bürgern an?
Anne Schüssler: Die Programme erfreuen sich bei der Bevölkerung großer Beliebtheit. Natürlich ist es ein großer Wurf, wenn es einem gelingt, Industriebetriebe zu dekarbonisieren. Daher fördern wir auch den Bau von Photovoltaikanlagen auf Industriedächern. Dennoch versuchen wir, die Menschen zu sensibilisieren und durch positive Anreize zu motivieren. Wir haben in der Stadt Düren 93.000 Einwohner, und wenn jeder seinen Teil leistet, dann ist das in der Summe richtig viel. Deshalb haben wir auch sehr niederschwellige Angebote, um sich zu beteiligen.
Wie wird der Einsatz von Wasserstoff von Ihnen umgesetzt?
Anne Schüssler: Wir haben in der Vergangenheit bereits viele Wasserstoffprojekte angestoßen und sind hierbei in der Umsetzung. Wir planen aber auch weitere Projekte. Dabei geht es zum Beispiel um die Produktion von grünem Wasserstoff, den Aufbau einer Tankstelleninfrastruktur oder die Zusammenarbeit in Netzwerken. Wir kooperieren eng mit dem Helmholtz-Cluster, das den Auftrag hat, neben der angewandten Forschung Reallabore im Rheinischen Revier zu etablieren. Ein erstes Projekt steht bereits, bei dem Forschung und Unternehmen aus der Region zusammenarbeiten. Dazu wurde Wasserstoff im Krankenhaus Erkelenz in die Anwendung gebracht.
Welche Rolle spielt hierbei der öffentliche Verkehr?
Anne Schüssler: Als Auftraggeber für den öffentlichen Verkehr sind wir in der Lage, diesen aktiv selbst zu gestalten. Dazu stellen wir unsere Busflotte von 180 Fahrzeugen sukzessive auf Wasserstoffbusse um. Von der Beteiligungsgesellschaft, die die Fahrzeuge beschafft und die Infrastruktur bereitstellt, haben wir die Rückmeldung erhalten, dass unsere neuen Wasserstoffbusse zuverlässiger sind als die alten Dieselbusse.
Gibt es Projekte, die über den Landkreis hinausgehen?
Anne Schüssler: Wir wollen ein Projekt mit Partnern aus der Benelux-Region platzieren, um die vorhandene Infrastruktur in der Region als Multiplikator zu nutzen. Dabei geht es auch um die Beratung von Unternehmen vor Ort im Dekarbonisierungsprozess. Ein weiteres Projekt wird derzeit in ganz Nordrhein-Westfalen auf den Weg gebracht. Hier geht es darum, ein Hydrogen Valley im europäischen Förderumfeld zu etablieren. Wir bewerben uns hierfür um ein Large-Scale-Programm in Höhe von 20 Millionen Euro.
Welche wirtschaftlichen Effekte erkennen Sie bereits?
Anne Schüssler: Unternehmen aus anderen Regionen, die sich mit den Themen Wasserstoff oder Wärme beschäftigen, siedeln sich bereits an, zum Beispiel im Brainergy Park in Jülich. Wir haben sehr gute Voraussetzungen durch die Forschungseinrichtungen in der Region und auch durch den politischen Willen. Perspektivisch werden im Brainergy Park bis zu 4.000 Arbeitsplätze zur Verfügung stehen. Wir müssen diesen Wandel als Chance begreifen, weil wir jetzt auf viele Prozesse Einfluss nehmen können, wo wir sonst wenig Spielraum haben.