So soll das Quartiersprojekt in Berlin-Pankow 2030 aussehen.
Erdwärme eignet sich für eine verlässliche Wärmeversorgung. Wie das funktioniert, zeigt ein Quartiersprojekt in Berlin.
Fabian Kauschke
Genau 103 Mal wird in Berlin-Pankow in die Erde gebohrt. Das Ziel: in 100 Metern Tiefe Erdwärmesonden zu versenken, um 544 Wohnungen auf 22.000 Quadratmetern Grundstücksfläche mit Wärme aus oberflächennaher Geothermie zu versorgen. Das Quartiersprojekt Staytion an der Damerow- und Hadlichstraße des Energieversorgers Gasag Solution Plus und des Projektentwicklers Kondor Wessels Bouw umfasst sechs Effizienzhäuser, die nach ihrer Fertigstellung im Jahr 2030 zu 100 Prozent regenerativ beheizt und gekühlt werden.
40 Kilometer Sondenrohr
Der Ursprung liegt in der Erde. In einer Tiefe von 100 Metern beträgt die durchschnittliche Untergrundtemperatur 11,9 Grad Celsius. Wärmepumpen heben diese Temperatur auf 35 Grad Celsius an. Damit es so weit kommt, braucht es ein bidirektionales kaltes Nahwärmenetz, und das beginnt bei den 103 Erdwärmesonden. Jede der Doppel-U-Sonden besteht aus PE und hat einen Rohr-Außendurchmesser von 32 Millimetern. Sie werden mit einem Bohrdurchmesser von 152 Millimetern 100 Meter tief ins Erdreich eingebracht. Über 40 Kilometer Sondenrohr sind für das gesamte Quartier im Einsatz. Die Bezeichnung „Doppel“ weist darauf hin, dass jede Sonde über zwei Rohre verfügt, die später mit der Vor- und Rücklaufleitung verbunden werden (Anbindeleitungen). Die Anbindeleitungen werden in Leitungsgräben zu einem der sechs Verteilerschächte geführt, in denen jeweils 17 Erdwärmesonden angeschlossen sind. Am Ausgang jedes Verteilerschachtes werden zwei Sammelleitungen für Vor- und Rücklauf angeschlossen. Anschließend befüllen die Betreiber die Erdwärmesonden und das Leitungssystem mit einem Wärmeträgermittel aus einem Wasser-Glykol-Gemisch, das als Frostschutzmittel bis –11 Grad Celsius dient. Das Volumen in allen Leitungen beträgt rund 26.600 Liter. Schließlich werden die Verbindungen an die Wärmepumpen in den Energiezentralen der Gebäude angeschlossen. So nutzen die Wohnungen das erwärmte Wärmeträgermedium. Für den Rücklauf wird das abgekühlte Wasser wieder den Erdsonden zugeführt und der Kreislauf beginnt von Neuem.
1.454 Kilowatt Gesamtheizleistung bietet das Geothermiekonzept
Nicht energie-, aber kälteunabhängig
Photovoltaikmodule auf den Dächern der Gebäude mit einer Leistung von 340 Kilowattpeak decken einen Teil des Strombedarfs im Quartier ab. Energieautark sind die 544 Wohnungen damit aber nicht.
Es kommt noch hinzu, dass die Geothermie nicht nur Teil des Wärme-, sondern auch Teil des Kältekonzepts ist. Denn im Sommer lässt sich das Prinzip umkehren und die Gebäude werden ohne Klimaanlage gekühlt. „Dass oberflächennahe Geothermie eine nachhaltige und wirtschaftliche Lösung ist, um die Wärmeversorgung im urbanen Raum selbst für große Projekte sicherzustellen, zeigen zahlreiche Projekte in ganz Deutschland“, sagt Sarah Borufka, Leiterin Kommunikation des Bundesverbands Geothermie.
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