Das deutsch-spanische Windturbinenunternehmen erzielte mit aufgerundet 3,9 Milliarden Euro in den ersten neun Monaten des Jahres einen Umsatz fast auf dem Niveau desselben Zeitraumes von Januar bis September aus dem Vorjahr. Präzise notiert waren es rund 80.000 Euro weniger als die 3,956 Milliarden Euro des 2021-er Vergleichszeitraumes. Dabei nahm das Unternehmen im Bereich Projekte 3,5 Milliarden Euro für die ausgelieferten Windenergieanlagen ein, was im Vergleich zu 3,6 Milliarden Euro der ersten neun Monate im Jahr zuvor rund 100.000 weniger sind und damit den leichten Umsatzrückgang ausmacht. Im Service-Bereich durch Instandhaltungsdienstleistungen oder Fernüberwachungsdienste nahm der Umsatz leicht von 332 Millionen auf 398 Millionen Euro zu.
Allerdings ging das Volumen der installierten Erzeugungskapazität deutlicher zurück. Die Bilanz der Nordex-Gruppe weist eine Neuerrichtung von 791 Windenergieanlagen in 22 Ländern mit einer Nennleistung von zusammen 3,6 Gigawatt (GW) aus. Nach den ersten drei Quartalen von 2021 verzeichnete die Nordex-Gruppe noch 1.216 neu installierte Windenergieanlagen für das bis dahin absolvierte Kalenderjahr mit einer Erzeugungskapazität von 4,9 GW.
Die rückläufigen Installationen begründete Nordex mit „fortwährenden Unterbrechungen der Lieferketten, Folgekosten aus Projektverzögerungen sowie“ als Ergebnis durch „das inflationäre Preisumfeld“. Branchenweit machen tatsächlich die durch den Ukrainekrieg angeheizten inflationären Preisentwicklungen bei Rohstoffen wie Stahl zu schaffen. Zusätzlich lasten die steigenden Energiekosten auf dem Geschäft – infolge der verknappten fossilen Brennstoffe wie Gas und Kohle –, weil Importe aus den Kriegsländern Russland und Ukraine nicht möglich sind. Beides macht Preiskalkulationen für Turbinenbauer und auch die Investoren schwierig. Das behindert Investitionsentscheidungen einerseits und lässt aufgrund des Inflationstempos andererseits Preisanpassungen der Turbinenbauer nur verzögert zu. Zudem bremsen internationale Handelsstreitigkeiten und die strengen Coronaschutzmaßnahmen Chinas für die eigenen Handelshäfen die Lieferung wichtiger beispielsweise elektrischer Komponenten, bei denen China als Exportland eine Monopolstellung hat.
Die Windturbinenbauer bilanzieren daher durchweg negative Ergebnisse. So beläuft sich das Minus im Kerngeschäft der Nordex-Gruppe aus den ersten neun Monaten des Geschäftsjahres vor der Gegenrechnung von Zinsen, Steuern und Abschreibungen, im sogenannten Ebidta, auf einen Verlust von 200 Millionen Euro. Im Vorjahr hatte Nordex noch binnen der ersten drei Quartale 101 Millionen Euro Gewinn gemacht. Die Ebidta-Marge sank damit auf minus 5,2 Prozent nach plus 2,5 Prozent im Jahr davor. Nordex erwartet daher nun, dass das Unternehmen bis Ende des Jahres die zuletzt prognostizierte Rentabilität mit rund 4,0 Prozent Ebitda-Marge erreicht. Mit diesem Ergebnis dürfte das Unternehmen das Gesamtjahr am unteren Rand des für sich anvisierten Bereichs möglicher Ebitda-Margen bilanzieren.
Derweil deuten die jüngsten Geschäftsdaten auf eine wieder aufwärts weisende Konjunktur. So betrug der Umsatz im dritten Quartal rund 1,7 Milliarden Euro. Das war deutlich mehr als im dritten Quartals2021, als das Unternehmen 1,3 Milliarden Euro umsetzte und noch besser als 2020 mit damals 1,1 Milliarden Euro. Im Anfangsquartal von Januar bis März sowie im Frühjahrsquartal von April bis Juni 2022 hatten die Umsätze rund 0,9 und 1,2 Milliarden Euro erreicht. Die Installationen des jüngsten dritten Quartals führten derweil nun zur Neuerrichtung von Nordex-Anlagen mit einer Erzeugungskapazität von rund 1,7 GW.
Entspannung deutet sich auch anhand der Verkaufspreise und der Neubestellungen an. So konnte Nordex im vergangenen Quartal bei Verkäufen Preise pro Megawatt Nennleistung von 0,91 Millionen Euro erzielen, was einem Preiszuschlag von 32 Prozent im Vergleich zur Marktlage ein Jahr zuvor entspricht. Die Neubestellungen in den ersten neun Monaten des Jahres führten zu Neuaufträgen für die Errichtung von 4,4 GW, ein Jahr zuvor waren es 4,6 GW. Aufgrund der wieder steigenden Preise waren die Neubestellungen im Neunmonatszeitraum 2022 rund 3,6 Milliarden Euro wert im Vergleich zu noch 3,2 Milliarden Euro im Neunmonatszeitraum 2021. Auch die Turbinenproduktion nahm gemessen an der Erzeugungskapazität von 4,8 auf 4,9 GW leicht zu. Die Auslagerung der Produktion von Rotorblättern an Zulieferer anstelle eigener Fertigung zeichnet sich nun ebenfalls ab: Nach 1.242 Rotorblättern eigener Fertigung im Zeitraum Januar bis September 2021 stellte die Nordex-Gruppe von Januar bis September 2022 genau 879 Rotorblätter selbst her. Von externen Herstellern bezog das Unternehmen dagegen 2.478 Rotorblätter nach 1.878 Rotorblätter im Vergleichszeitraum des vergangenen Jahres. Der Gesamtauftragsbestand noch nicht ausgelieferter und installierter Turbinen erhöhte sich auf Anlagen im Wert von 6,5 Milliarden Euro. Das sind noch einmal 1,5 Milliarden Euro mehr als die Order-Pipeline ein Jahr zuvor bedeutete. Der Wert der angesammelten Serviceaufträge blieb auf dem Niveau von rund 3 Milliarden Euro.
Dabei konzentrieren sich die neuen Aufträge mit 69 Prozent deutlich auf Europa. 26 Prozent der Aufträge beziehen sich auf Windparks in Südamerika. Der Anteil Nordamerikas an den Aufträgen mit dem vor einigen Jahren auch für Nordex noch sehr wichtigen US-Marktes lag mit 5 Prozent deutlich zurück.
Mit unserem kostenlosen Newsletter informieren wir Sie auch regelmäßig über den deutschen Ausbau der Windenergie an Land, die entsprechende Technologie und die wirtschaftliche Entwicklung der im Markt führenden Windenergieunternehmen. Hier können Sie ihn abonnieren.