Seit einigen Monaten schon sieht sich die Photovoltaikbranche mit Engpässen bei der Lieferung von Komponenten für die Anlagen konfrontiert. Die Nachfrage in Deutschland ist riesig, aber freie Kontingente an Modulen sind kaum noch zu bekommen. Auch Wechselrichter oder sogar Trafo-und Netzanschlussstationen sind knapp. Das ist schon für die Projektierer, die auf dem attraktiven deutschen Markt unterwegs sind, schon schwierig. Fast unmöglich wird es, wenn neue Unternehmen aber auch Investoren ebenfalls hier Fuß fassen wollen, so die Einschätzung der Investment- und Assetmanager der Aream Group.
Eingespielte Netzwerke sind wichtig
Für viele Investoren und institutionelle Anlage ist der Markt in Deutschland sehr attraktiv. Es ist nicht nur die Größe. Er verspricht stabile Rahmenbedingungen, die ganz klar in in Richtung Energiewende und massivem Zubau von großen Solaranlagen ausgerichtet sind. Es ist kaum zu erwarten, dass sich dieser Dynamik jetzt noch jemand in den Weg stellt. „Der Markteintritt für Newcomer ist derzeit alles andere als einfach“, weiß Markus W. Voigt, Geschäftsführer der Aream Group. „Denn gerade in Zeiten der Knappheit sind eingespielte Netzwerke wichtiger als Geld“, begründet er seine Einschätzung.
Komplexe Regulierung
Denn ähnlich wie in Frankreich, Italien oder Spanien ist der Markt eher lokal geprägt. „Das liegt auch an der sehr komplexen Regulierung, die neben der rein juristisch-objektiven auch immer einen subjektiven Teil aufweist“, beschreibt Voigt die Situation. Kern dieses subjektiven Teils sind vor allem in eingespielte Netzwerke. „Es ist einfacher und schneller, bestehende Geschäftsbeziehungen auszuweiten, als neue einzubinden“, sagt der Aream-Chef. „Schon der Aufwand für die gegenseitige Prüfung ist immens und kann manches Vorhaben deutlich verzögern.“ Dazu kommt noch, das auch die Hersteller in Zeiten der Knappheit zuerst ihre Bestandskunden, mit denen sie jahrelang zusammengearbeitet haben, bedienen, bevor sie Komponenten an neu Partner geben.
Kurzfristige Lieferungen unwahrscheinlich
Dadurch ist kaum zu erwarten, dass die Komponenten – vor allem Module – kurzfristig lieferbar sind. „Auch hier gilt: Wer über eingespielte Lieferwege verfügt, wird knappe Güter schneller bekommen als ein Newcomer. Hier wäre vielleicht noch ein Ausweg über den Preis möglich. Doch das würde wiederum die Kalkulationen belasten und nur geringere Renditen erlauben“, warnt Voigt.
Lokale Besonderheiten kennen
Aber auch die Kenntnis der lokalen Besonderheiten sind wichtig, beim Markteintritt. Denn die Länder und Kommunen haben unterschiedliche Auslegung der Regelungen bei den Genehmigungsverfahren und Ausschreibungen, aber auch beim Umwelt- und Naturschutz. Dies muss ein Projektierer und Investor wissen. „Wer hier neu in den Markt eintritt, muss sich dieses Wissen aber erst erarbeiten“, erklärt Voigt. „Das knappe Gut sind derzeit Genehmigungen und Anlagen.
Markteintritt mit Risiko
Er warnt deshalb auch vor Risiken, die mit den Markteintrittspläne großer Fonds oder sehr großer Kapitalsammelstellen verbunden sind. „Wer eine starke Stellung in einem Nachbarland hat oder sich eine solche durch Übernahme schafft, kann trotzdem nicht von einem Selbstläufer in Deutschland ausgehen“, weiß Voigt. „Geld allein hilft hier nicht. Denn trotz steigender Zinsen steht Kapital in ausreichender Menge bereit. „Keine gute Zeit also für einen Markteintritt“, fasst Voigt die derzeitige Situation zusammen. (su)