Die Windindustrie ist verglichen mit der Automobilindustrie eine relativ junge Branche. Nachhaltigkeit und Zukunftsorientierung machen diesen Wirtschaftsbereich für Jobsuchende besonders attraktiv - auch für Frauen. Gleichwohl ist der Anteil weiblicher Mitarbeiter in der Windbranche kaum höher als in anderen Industrien. Auch hier dominiert der Männer-Anteil. Da ist es umso wichtiger, dass sich die Frauen in der Branche gegenseitig stärken und unterstützen. Women of Wind Energy Deutschland schlägt als Frauennetzwerk genau in diese Kerbe. Gegründet auf der Husum 2010, kamen die Frauen dort auch in diesem Jahr zum Austausch zusammen.
Grundsätzlich sollten Frauen in allen Bereichen der Windindustrie stärker vertreten sein, insbesondere im Engineering oder im operativen Projektmanagement sowohl auf Führungs- wie auf Spezialistenebene, findet etwa Nicola Gierke, Senior Recruiting Expert beim Turbinenhersteller Nordex. Sie berichtete zusammen mit Petra Scherweit, HR Business Partner bei Senvion, während des Netzwerktreffens über ihre Erfahrungen zum Thema Frauen in der Windbranche. Laut Gierke haben sich Frauen bei Nordex auch in Männer-geprägten Bereichen bewährt, etwa in den Bereichen Engineering, Finanzen, Projektmanagement, Geschäftsführung der Nordex-Landesgesellschaften. Sie sagt, die Anzahl der Bewerbungen von Frauen steige kontinuierlich und Nordex wolle den Frauenanteil in jedem Fall erhöhen.
Senvion wünscht sich mehr weibliche Azubis
Petra Scherweit erklärte, gerade im gewerblichen Bereich (Servicemonteure, Produktion) wünsche Senvion sich mehr weibliche Kollegen, gerade Azubis. "Hier gibt es noch viel zu wenig Frauen, die sich einen solchen „Hands on“-Job zutrauen." Und durch den Run auf die Hochschulen nähmen nicht nur die Azubizahlen insgesamt merklich ab, sondern auch die Bewerbungen weiblicher Azubis. "Wir würden uns aber auch freuen, wenn die Frauen, die bereits ihren Weg in diese Bereiche gefunden haben, weiter an ihrer Karriere arbeiten würden." Senvion unterstütze seine Mitarbeiter bei Fortbildungen zum Meister oder Techniker, "nur leider kommen diese Anfragen aktuell nur von männlichen Kollegen."
Auch Petra Scherweit hat festgestellt, dass sich Frauen bei Senvion in Männer-geprägten Bereichen bewähren. "Im Ingenieursbereich haben wir erfreulicher Weise immer mehr Kolleginnen. Wir merken, dass es mehr Studentinnen gerade in Bereich der Wirtschaftsingenieure gibt. Das freut uns sehr." Insgesamt sei das Interesse an der Branche bei Frauen wie Männern gleichermaßen hoch. "Allerdings merken wir, dass sich immer mehr Frauen in technischen Berufen für unsere Branche, sprich unsere Technik, interessieren. Das liegt mit Sicherheit am positiven Image der Branche, denn die Frage nach dem „Warum“ und „Wofür“ stellen sich Frauen normalerweise noch häufiger als Männer, die oft allein durch die Technik fasziniert werden."
Frauenanteil der Fach- und Führungskräfte erhöhen
Übergeordnetes Ziel des Netzwerks ist es, den Frauenanteil insgesamt und ins Besonders unter den Führungskräften zu erhöhen. Marie-Louise Bornemann, Präsidentin des Netzwerks, erklärt, aktuell gehen es darum, das Netzwerk auszuweiten, sodass möglichst in jedem Bundesland regelmäßige Treffen stattfinden. "Netzwerktreffen gibt es bereits in Berlin, Hamburg, Rhein-Main-Gebiet und NRW. In Schleswig-Holstein entsteht gerade ein weiteres Netzwerktreffen."
Ein wichtiges Thema des Netzwerks ist die Förderung von Frauen. Im Rahmen eines Mentoringprogramms unterstützen derzeit 14 Mitglieder Berufsanfängerinnen ebenso wie auch erfahrene Frauen, die sich in einem Veränderungprozess befinden, auf ihrem Weg in der Windbranche. Wer 2016 teilnehmen will, kann sich jetzt bewerben.
Auf der Website Women of Wind Energy können Interessiert mehr über das Netzwerk erfahren. Wer Fragen hat, kann sich unter info@womenofwindenergy.de an das Netzwerk wenden.
(Nicole Weinhold)