Sie ist die tragende Säule der Energiewende: die Windenergie an Land. Mehr als 97 Prozent der weltweit installierten Windleistung stehen mit dem untersten Turmsegment im Trockenen. Entsprechend stellt sie zwei Drittel der Hamburger Aussteller.
Deutschlands Marktführer Enercon (Halle A1, Stand 223) stellt die EP4-Plattform in den Mittelpunkt seines Messeauftritts. „Bei der EP4 befinden wir uns zurzeit in der Prototypphase, die optimal nach Plan verläuft“, sagt Pressesprecher Felix Rehwald. Im April hatte Enercon den ersten EP4-Prototyp (E-126 EP4/4,2 MW) in Lelystad/Niederlande in Betrieb genommen. Die Installation des zweiten im Windtestfeld Husum soll bis zu Messebeginn abgeschlossen sein. Parallel dazu laufen bereits die Vorbereitungen für die Errichtung der dritten Anlage, diesmal als Schwachwind-Anlage E-141 mit einem Rotordurchmesser von 141 Meter – der weltweit größte Onshore-Rotor am Markt. Sie soll an Standorten mit 6,5 Meter pro Sekunde (m/s) mittlerer Windgeschwindigkeit Jahresenergieerträge von mehr als 13 Millionen Kilowattstunden (Mio. kWh) generieren, ihr Schallleistungspegel beträgt 105,5 dB(A).
14,8 Millionen Kilowattstunden pro Jahr
Die E-126 wurde hingegen für Standorte mit mittleren Windgeschwindigkeiten entwickelt. Sie nutzt verstärkt Gleichteile und Standardkomponenten. Die Anlage erzielt laut Enercon an Binnenland-Standorten mit durchschnittlicher Windgeschwindigkeit von 7,5 m/s in 135 Meter Nabenhöhe Jahresenergieerträge von 14,8 Mio. kWh. Dabei erfüllt sie niedrige Schallemissionswerte: Im leistungsoptimierten Betrieb beträgt der Gesamtschallleistungspegel 105,0 dB(A).
Auch Wettbewerber Siemens (Halle B6, Stand 626) will zur Messe eine neue Schwachwind-Anlage präsentieren. Sie basiert auf der vor zwei Jahren vorgestellten Plattform getriebeloser Anlagen für Standorte mit mittlerem Windaufkommen. „Wir registrieren in Deutschland und anderen europäischen Onshore-Märkten eine zunehmende Nachfrage nach Windturbinen für mittlere und schwache Windverhältnisse und besondere Standortbedingungen“, erläutert Thomas Richterich, Geschäftsführer Onshore bei Siemens Wind Power. Eine neue Turbine auf Basis der direkt angetriebenen SWT-3.3-130 mit 3,3 MW soll es richten – und ebenfalls besonders leise sein: Bei Nennleistung soll sie künftig einen Schallleistungspegel von nur 104,9 dB(A) erzeugen. Speziell für den US-Markt präsentiert der Konzern das Getriebemodell SWT-2.3-120.
Neues Modell von Gamesa
Der jüngst von Siemens erworbene spanische Hersteller Gamesa (Halle A4, Stand 421) wird über sein neuestes Modell G126-2.5MW für die Windklasse IEC IIIA informieren. Ebenfalls neu ist die G132-3.3MW für IEC IIA, das erste Modell einer Drei-MW-Turbinenplattform. Ein erster Prototyp ist für 2016 angekündigt. Beide Modelle sind eine Weiterentwicklung des Hochgeschwindigkeits-Antriebsstrangkonzepts von Gamesa.
Die Nordex-Gruppe (Halle B6, Stand 346) stellt zwei neue Turbinen ihrer Multi-Megawatt-Plattform der Generation Delta vor: die N117/3600 für Mittelwind- und die N131/3600 für Schwachwind-Standorte. Auch bei Nordex arbeitet man am Thema Lärm: Die Schallemissionswerte von 106,4 db(A) und 105 db(A) liegen nur leicht über denen des Wettbewerbs. Beide Anlagen bietet Nordex zudem mit Serrations an, die die Werte laut Hersteller jeweils um zusätzliche 1,5 dB(A) reduzieren. Für Standorte mit mittleren Windgeschwindigkeiten hat der Hersteller die N117/3600 mit 3,6 MW installierter Leistung entwickelt. Beide Anlagen haben jeweils 20 Prozent mehr Leistung als ihre Schwestermodelle N117/3000 und N131/3000. „Kunden können mit diesen Turbinen bis zu 12 Prozent höhere Erträge erwirtschaften. Bis 2018 wollen wir bei Nordex die Stromgestehungskosten um 18 Prozent senken“, so Lars Bondo Krogsgaard, CEO der Nordex SE. Das Unternehmen plant, die jeweils erste Turbine der beiden Anlagentypen noch im laufenden Jahr zu errichten. Der Serienstart beider Anlagen ist für Sommer 2017 vorgesehen. Außerdem können sich die Messebesucher am Nordex-Stand auch über alle Produkte und Neuigkeiten von Acciona Windpower informieren.
Getriebelose Lagerwey-Anlage
Auch Hersteller Lagerwey Wind (Halle B6, Stand 103) setzt auf stärkere Turbinen und wird das neue Vier-MW-Turbinenmodell L136 für die IEC-Klasse IIA mit Direktantrieb und einem Rotordurchmesser von 136 Metern vorstellen. Die Turbine besitzt einen passiv luftgekühlten Generator. Der neuentwickelte modulare transportfreundliche Stahlturm (MST) ist in den Nabenhöhen 120, 132 und 166 Meter lieferbar. Ein Prototyp ist für Ende 2016 oder Anfang 2017 vorgesehen.
Bei Senvion (Halle A4, Stand 235) können sich Messebesucher über die neue 3.4M140 EBC Schwachwind-Turbine mit 3,4 MW informieren, die mit 140 Meter einen der größten Rotordurchmesser in dieser Onshore-Klasse hat. Ein Prototyp ist für 2017 geplant.
Vestas (Halle A4, Stand 235) hat eine 900-kW-Konzeptturbine mit vier Rotoren installiert und wird die erwarteten Vorteile im Hinblick auf Skalierbarkeit, Markterschließung und Zukunftsaussichten auf der Wind Energy Hamburg näher erläutern können. Und auch die Dänen setzen auf sanftere Brisen: Das Schwachwind-Modell V136-3.45MW und der Stahlturm Large Diameter Steel Tower sind die Onshore-Neuheiten des dänischen Herstellers. (Katharina Wolf)
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