Nicole Weinhold
Bei allem Frust, bei aller Enttäuschung über die wieder einmal verpasste Chance einer COP, etwas für den Erhalt unseres Planeten für nächste Generationen zu tun: Die Politiker, die für das Scheitern verantwortlich sind, sind zum großen Teil die vom Volk gewählten Vertreter. Mit anderen Worten: Die Verweigerung, den Klimawandel aufzuhalten ist Volkswille. Das tut weh, weil wir uns eingestehen müssen, dass wir selbst eine große Mitverantwortung tragen. Aber solange wir das verdrängen, wird sich nichts ändern. Geradezu symbolisch erscheint da Australien - ein Kontinent steht in Flammen. Dennoch gehören Kohl, Gas und Öl immer noch zu den wichtigsten Exportgütern. Dass das Klima auch in Australien verändert wird, wenn diese Güter andernorts verfeuert werden, scheint vielen Australiern nicht klar zu sein. Denn sonst würden sie für ein Förderstopp eintreten und nicht immer wieder Regierungsvertreter wählen, die für die Ausbeutung künftiger Generationen stehen.
Acht Milliarden Tonnen CO2 durch Waldbrände
Global verursachen Feuer in der Natur CO2-Emissionen von inzwischen laut Greenpeace mehr als acht Milliarden Tonnen jährlich. Sie entstehen durch Waldbrände, Brandrodungen, Torfmoorbrände, Savannen-, Busch- und Steppenfeuer. Die Emissionsmenge überflügelt die des Verkehrs auf der ganzen Welt und entspricht mehr als der Hälfte der weltweiten Emissionen aus der Kohleverbrennung. Das heizt massiv den Klimawandel auf der ganzen Erde an. Weniger fossile Brennstoffe bedeuten weniger CO2, weniger CO2 bedeutet eine geringere Erderhitzung. Dadurch sinkt die Wahrscheinlichkeit solcher Extremwetter – und von Waldbränden.
Beschämendes Ergebnis trotz Fridays for Future
"Alle großen CO2-Emittenten müssen ihre Produktionsweise umstellen und saubere, erneuerbare Quellen einsetzen", kommentiert Simone Peter, Präsidentin des Bundesverband Erneuerbare Energie, die Konferenzergebnisse. "Die COP25 in Madrid hätte hierfür ein wichtiges Signal senden können. Es ist beschämend, dass die Verhandlungen ohne nennenswerte Ergebnisse zu Ende gegangen sind; und das trotz des globalen Protests von ‚Fridays for Future‘ und einer wachsenden Zahl von Unternehmen, Kommunen und Bürgerinnen und Bürgern, die ohne fossile Energien auskommen wollen.“
"Die wichtigste Erkenntnis aus der neuesten Klimawissenschaft ist, dass das Pariser Klimaziel, die globale Erwärmung auf 1,5°C zu begrenzen, eine planetare Grenze ist, die wir auf eigene Gefahr überschreiten - und damit Risiken für kommende Generationen herauf beschwören", sagt Johan Rockström, PIK-Direktor, Ko-Vorsitzender von Future Earth und The Earth League und einer der Autoren des Berichts. "Beobachtungs-Daten zeigen, dass einige Elemente des Erdsystems bereits jetzt, bei 1°C erhöhter globaler Mitteltemperatur, auf dem Weg zu potenziell unumkehrbaren Veränderungen sind. Hierzu zählt das beschleunigte Schmelzen der grönländischen und westantarktischen Eismassen, Veränderungen in Regenwäldern und das Auftauen von arktischem Permafrostboden", so Rockström weiter. Klimawissenschaftler um das PIK haben im Rahmen der COP25 neue Erkenntnisse präsentiert - offensichtlich ohne Erfolg.
10 neue Erkenntnisse zu Risiken und Lösungen
1. Die Welt ist nicht auf Kurs
2. Der Klimawandel passiert schneller und stärker als erwartet
3. Jeder Berggipfel wird vom Klimawandel erfasst
4. Die Wälder sind gefährdet, mit weltweiten Folgen
5. Wetter-Extreme sind 2019 die "neue Normalität"
6. Biodiversität ist der bedrohte Hüter der Widerstandsfähigkeit unserer Erde
7. Der Klimawandel bedroht die Ernährungssicherheit und die Gesundheit von Millionen Menschen
8. Die Ärmsten und Verletzlichsten werden am härtesten von der globalen Erwärmung getroffen
9. Erfolgreiche Klimapolitik muss vor allem auch eines sein: gerecht
10. Ein gesellschaftlicher Wendepunkt könnte erreicht sein.
Weblink zum gesamten Report “10 New Insights in Climate Science 2019”
PIK-Chef Ottmar Edenhofer sagte nach der COP25, das die nächste COP in Glasgow zum Wendepunkt werden muss. "Die Regierungen müssen dann höhere CO2-Einsparziele vorlegen." Und fehlen dürfen auch nicht die entsprechenden Pfade, wie die Ziele erreicht werden sollen. Eine wichtige Maßnahme sei dabei eine wirksame CO2-Steuer mit entsprechend hohem Einstiegspreis.
Dialogs „Nachhaltige Stadt“
Dabei gibt es viele Gute Ansätze auf untergeordneten Ebenen: Bundesländer wie Baden-Württemberg verfolgen viele eigenständige Förderansätze und Initiativen für saubere Wärme und Mobilität. Engagiert zeigen sich auch manche Oberbürgermeister: Um ein zunehmendes Verkehrsaufkommen zu meistern, brauche es grundlegende Änderungen und vor allem mehr Gestaltungs- und Entscheidungskompetenz für die Kommunen, so die über 30 Oberbürgermeisterinnen und Oberbürgermeister des Dialogs „Nachhaltige Stadt“ in der gemeinsamen Stellungnahme an den Staatssekretärsausschuss für nachhaltige Entwicklung. Das Thema Mobilität steht auf der Agenda seiner Sitzung Mitte Dezember.