Die Kampagne „Don’t nuke the climate» will genau gegen diese Bestrebung der Atomindustrie aufklären. Die Akteure halten Atomkraft für den falschen Weg aus der Klimakrise. Das stellten sie in einer gemeinsamen Pressekonferenz im Vorfeld der Klimakonferenz in Bonn klar. Zu den Unterstützern der Kampagne gehören auch die Elektrizitätswerke Schönau (EWS). Laut EWS sind es vor allem Staaten mit einer schlagkräftigen Atomindustrie Russland und China, die den Handlungsdruck auf die Konferenzteilnehmer ausnutzen wollen, um ihre Technologie ins Spiel zu bringen.
Tatsache ist, dass Atomkraft keinesfalls CO2-neutral ist. Die Treibhausgasemissionen sind laut Umweltbundesamt größtenteils der Stromproduktion vor- und nachgelagert. Betrachtet man den gesamten Lebensweg – von Uranabbau, Brennelementherstellung, Kraftwerksbau und -rückbau bis zur Endlagerung – so ist in den einzelnen Stufen des Zyklus zum Teil ein hoher Energieaufwand nötig, wobei Treibhausgase emittiert werden. An welchen Stellen CO2 anfällt, hat das Öko-Institut in einer Studie aufgeschlüsselt.
Vladimir Slivyak, Vorsitzender der Umweltschutzorganisation Ecodefense in Moskau, bekräftigt: "Der Klimawandel erfordert schnelles Handeln, ohne falsche Lösungen. Atomkraft ist eine dieser falschen Lösungen. Das Sekretariat der Klimarahmenkonvention der UN (UNFCCC) muss die russische Regierung unmissverständlich in die Schranken verweisen und die Versuche der russischen Atomagentur Rosatom, Atomkraft als klimafreundlich zu bewerben und zu verkaufen, ablehnen."
Angelika Claußen, Europavorsitzende der IPPNW (International Physicians for the Prevention of Nuclear War), fordert im Namen zahlreicher Wissenschaftler zudem, dass kein Geld aus dem Green Climate Fund der UN an die Atomindustrie fließen darf. Dieser Fonds wird jährlich mit 100 Milliarden US-Dollar ausgestattet und steht zur einen Hälfte für Anpassungsmaßnahmen an die Auswirkungen des Klimawandels zur Verfügung. Dabei liegt ein besonderer Fokus auf den ärmsten Ländern. Mit der anderen Hälfte sollen wirksame Maßnahmen zur Reduzierung des Ausstoßes von Klimagasen finanziert werden.
EWS-Vorstand Sebastian Sladek stellt klar, dass Atomenergie auch deswegen keine Alternative ist, weil militärische und zivile Nutzung unauflöslich verflochten sind. Russland und China wirft er Heuchelei vor: "Hier werden Klimaschutzargumente vor die wirtschaftlichen Interessen geschoben." Sladek plädiert dafür, mit Blick auf den Klimaschutz klar nach vorne zu schauen: "Der Klimawandel ist längst zur wichtigsten Zukunftsherausforderung der Menschheit geworden, der wir nicht mit überholten Technologien der Vergangenheit begegnen können. Atomenergie ist nicht Teil der Lösung, sondern Teil des Problems: zu teuer, zu schmutzig, zu riskant. Atomenergie verhindert den notwendigen Systemumbau hin zu erneuerbaren Energien." (Nicole Weinhold)