Aus für das atomare Endlager Gorleben, stattdessen neue Suche auf rund 54 Prozent der deutschen Fläche: Der Plan von so genannten Teilgebieten, den die Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) jetzt vorgelegt hat, hat ein unterschiedliches Echo ausgelöst. Während sich Niedersachsens Umweltminister Olaf Lies hinter das neue Verfahren stellte und Ministerpräsident Stephan Weil laut Medienberichten auch einen erneuten Standort in Niedersachsen akzeptieren würde, kam aus Bayern eine skeptische Reaktion. In Gorleben herrschte Erleichterung.
40 Jahre Widerstand führten zum Erfolg
Bereits in den 1970ern war der Entschluss gefallen, ein Endlager für hochradioaktiven Atommüll aus Deutschland im niedersächsischen Gorleben in einem Salzstock einzurichten. Gleichzeitig begannen die Proteste, die den Salzstock für ein Endlager als geologisch nicht geeignet betrachteten. Der jahrzehntelange Widerstand hatte Erfolg: Nach einem Moratorium unter der rot-grünen Bundesregierung für die weitere Erforschung Gorlebens und einer Neuauflage der Suche nach einem Endlagerstandort findet sich der Salzstock nicht auf der Liste der Gebiete, die die BGE veröffentlicht hat.
In Gorleben herrschte Erleichterung. „Dass Gorleben raus ist, ist super, vor allem, weil es wissenschaftsbasiert raus ist“, sagte Wolfgang Ehmke, Sprecher der Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg in einer Videobotschaft via Twitter. Das mache Hoffnung für die Zukunft.
90 Teilgebiete werden jetzt untersucht
Die BGE hat nun 90 Teilgebiete mit einer Gesamtfläche von gut 240.000 Quadratkilometern ermittelt, die erfolgversprechende geologische Formationen aus Salz, Ton oder Granit aufweisen. Da sich Teilgebiete teilweise überlagern, ist die Gesamtfläche aber kleiner: rund 194.000 Quadratkilometer oder rund 54 Prozent der Landesfläche. „Die Chance, in Deutschland den Standort für ein Endlager für hochradioaktive Abfälle zu finden, der Sicherheit für eine Million Jahre bietet, steht sehr gut“, sagte Stefan Studt, Vorsitzender der Geschäftsführung der BGE. Die BGE betonte, der Bericht sei keine Vorentscheidung über einen möglichen Standort für Endlager für hochradioaktive Abfälle. Nach Eingrenzungen der Gebiete und weiteren Untersuchungen soll der Suchprozess bis 2030 abgeschlossen sein.
Widerspruch kommt aus Bayern
Trotzdem kam prompt Widerspruch aus Bayern, wo Minsterpräsident Markus Söder das komplette Verfahren in Frage stellte: „Das breite Vorgehen bei Suche löst eine enorme Verunsicherung bei der Bevölkerung aus“, kritisierte er. Bayern werde den Prozess mit großer Skepsis und vielen Fragen begleiten.
„Ich bin überzeugt, dass die bisher vorgelegten Informationen in einem so frühen Stadium hilfreich für den Prozess sind“, kommentierte hingegen Niedersachsens Umweltminister Olaf Lies. Denn klar sei jetzt: Der Salzstock Gorleben sei eine politisch motivierte Entscheidung gewesen, wenn er schon jetzt im ersten Schritt, in der ersten Phase bei der erneuten Endlagersuche, rausfiele.
Konkrete Ergebnisse in einem Jahr
Erste konkretere Ergebnisse sind nach Angaben der BGE in etwa einem Jahr zu erwarten. Jetzt beginnt die formalen Öffentlichkeitsbeteiligung, in einem Filterverfahren sollen dann immer mehr der Teilgebiete aus der Liste fallen. Bei so genannten vorläufigen repräsentativen Sicherheitsuntersuchungen soll nach den geowissenschaftlichen und planungswissenschaftlichen Kriterien abgewogen werden. Besiedlungsdichte, Naturschutzgebiete, Wasserschutzgebiete, Überschwemmungsgebiete oder Kulturdenkmäler werden aber nur dann berücksichtigt, wenn die geologischen Voraussetzungen an einem anderen vergleichbaren Standort genauso gut sind.
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