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Kooperationsrat GJETC

Was wir bei der Energiewende von Japan lernen können - und umgekehrt

Pünktlichkeit ist ja bekanntlich eine der etwas spießig daherkommenden deutschen Tugenden. Seit die Bahn sich kaputt gespart hat, ist das aber gar kein Thema mehr. Sehr viele Deutsche fänden es derweil gar nicht spießig, wenn unsere Züge nicht immer zu spät kommen würden. "In Japan ist die Bahn immer pünktlich, da könnten wir uns eine Scheibe von abschneiden", erklärte heute der Geschäftsführer der Ecos Consult GmbH, Wilhelm Meemken, zur Eröffnung einer kleine Presserunde in Berlin. In dieser Runde stellte der Deutsch-Japanische Kooperationsrat zur Energiewende (GJETC) die Ergebnisse seiner zweijährigen gemeinsamen Forschungsarbeit vor.

Peter Hennicke, ehemaliger Präsident des Wuppertal Instituts für Klima, Umwelt, Energie , ist deutscher Co-Vorsitzender des GJETC. Er berichtete, die Zusammenarbeit sei sehr offen und produktiv gewesen - auch wenn die Situation beider Staaten nicht immer vergleichbar sei: Japan habe eine andere Meinung zur Atomkraft als Deutschland. Und Japan sei eine Insel, was die Energieversorgungssituation verändern. "Aber in den Kernpunkten haben wir dieselben Ziele, wir wollen die erneuerbaren Energien ausbauen und wir wollen die Menschen motivieren, sich an der Energiewende zu beteiligen."

Masakazu Toyoda, japanischer Co-Vorsitzender, unterstrich diese Aussage: Japan wolle an der Atomkraft festhalten, aber man wolle vor allem die erneuerbaren Energien ausbauen, um dem Ziel einer Dekarbonisierung näher zu kommen. Was hat die japanische Seite des Kooperationsrates von der deutsche Energiewende "mitgenommen"? "Das Thema Sektorkopplung ist interessant für uns", so Toyoda. In Japan sei es viel Wärmer als in Deutschland. Daher sei die Wärmewende oft eher eine Kältwende.

Peter Hennicke wusste derweil zahlreiche Beispiel, in welchen Punkten Deutschland von Japan lernen kann: "Der öffentliche Transport ist beeindruckend. Die japanische Bahn mit ihren Hochgeschwindigkeitszügen ist viel besser als unsere Bahn mit den ICEs." Die E-Mobilität, Wasserstoff-Mobilität, Batterien, alles vorbildlich. Besonders beeindruckt zeigte er sich von der Tatsache, dass der Stromverbrauch nach dem Atomunfall von Fukushima in weiten Teilen des Landes um rund 50 Prozent reduziert werden konnte. Energieeffizienz war in Japan ein vernachlässigtes Thema. Vor allem das effiziente Bauen habe dazu beigetragen, und man habe dabei festgestellt, dass die gedämmten Häuser auch für die Gesundheit der Menschen besser sei. Während Deutschland im Transportsektor rund 30 Prozent mehr verbrauche, sei es im Gebäudesektor umgekehrt.

Konkret hat die zweijährige Zusammenarbeit über 800 Seiten wissenschaftliches Material hervor gebracht, zehn Studie wurden erstellt zu vier Schwerpunktthemen. Die vier Strategiethemen für das Studienprogramm hatten die Experten zu Beginn der Projektes als richtungsweisend für die Energiewende in beiden Ländern identifiziert: (1) Langzeit-Szenarien zur Energiewende, (2) ökonomische und soziale Bedingungen für eine Energiewende, (3) Design des Strommarktes und (4) Strategien zur Förderung von Energieeffizienz. Die vier Studienthemen wurden im Dezember 2016 an Konsortien aus japanischen und deutschen Forschungsinstituten vergeben. Nach einem Review durch die Ratsmitglieder ist eine Analyse aller Themen entstanden. Auf Basis der Studienergebnisse hat der Rat jetzt die Empfehlungen für Politik, Industrie und Zivilgesellschaft diskutiert. Im März werden sie veröffentlicht.

(Nicole Weinhold)