Eine Weltformel, was ist das überhaupt? Wikipedia sagt, es handele sich dabei um eine hypothetische Theorie, gebildet aus theoretischer Physik und Mathematik, die alle physikalischen Phänomene im bekannten Universum verknüpfen und präzise beschreiben soll. In der Windkraft ist diese Weltformel derzeit der Grund für große Sorge. Hintergrund ist ein Eckpunktepapier aus dem Bundeswirtschaftsministerium zum EEG 2016: "Ausschreibungsvolumen für Wind an Land" (wir berichteten bereits über das Thema). Diese Weltformel, die künftig dazu dienen soll, das jährliche Ausbauvolumen für die einzelnen Regenerativquellen zu bestimmen, hat es jedenfalls in sich. Ausgeschrieben würde sie wohl zwei Schultafeln füllen und die meisten Mathematiklehrer in größte Verlegenheit stürzen.
Man könnte sie daher auch Verschleierungsformel nennen. Jedenfalls ist der Windbranche die Reichweite dieser Formel erst allmählich klar geworden - seit sie die entsprechenden Berechnungen in vollem Umfang geleistet hat. Die Ergebnis variieren je nach Basisannahmen. Aber die düstersten Prognosen sehen einen Zubaudeckel von weniger als 500 Megawatt netto für Onshore-Wind. Zum Vergleich: 2015 gingen 3.700 Megawatt onshore neu ans Netz. Bisher war bezüglich der deutschen Klimaziele immer die Rede von einem Zubaupfad von 2.400 bis 2.600 Megawatt onshore pro Jahr. Und selbst diese Ausbaumenge hielten viele für unzureichend. Nun soll also offenbar die Energiewende komplett ausgebremst werden.
Es ist wieder an der Zeit, auf die Straße zu gehen. Verbände und Unternehmen sprechen sich mit einheitlicher Stimme gegen die Vorhaben des Bundeswirtschaftsministeriums aus. Eurosolar startet dazu jetzt mit einer Anzeigenkampagne "Kein Stopp der Energiewende". "Mit den aktuellen Regierungsplänen zur EEG-Novelle 2016 wird die endgültige Demontage der Energiewende eingeläutet", sagt Eurosolar-Geschäftsführer Tobias Jaletzky. "Obwohl noch knapp 90 Prozent des Energiebedarfs in Deutschland - Strom, Wärme, Kraftstoffe - mit fossil-atomaren Energieträgern bestritten werden, soll der in den letzten Jahren drastisch gekürzte Ausbau erneuerbarer Energien auf niedrigem Niveau eingefroren werden." Der Verein fordert eine neue Energiemarktordnung - kurz NEMO. Mehr dazu hier.
Zu den Forderungen von Eurosolar zählen auch Einspeisevorrang und Mindestziele für den Ausbau Erneuerbarer. Der jährliche Zubau von Wind- und Solarenergie sollte mindestens je fünf Gigawatt (GW) betragen und durch den weiteren Ausbau der Bioenergie, Wasserkraft, Solarthermie und Geothermie flankiert werden. Dazu muss neben dem EEG auch das Erneuerbare-Energien-Wärme-Gesetz (EEWärmeG) für die Wärmewende im Gebäudebestand gestärkt und eine Erneuerbare-Mobilitätswende umgesetzt werden, so Eurosolar. Hinzu kommen viele weitere Forderungen. Die Dramatik der Situation zeigt sich aber schon an diesem Punkt. Die Ziele der Bundesregierung belaufen sich auf ein Zehntel dessen, was die Regenerativbranche für eine entschlossene Energiewende tatsächlich leisten könnte und müsste. Gerade wenn endlich auch Wärme und Mobilität ins Auge gefasst werden - auch hier werden erneuerbare Energien wie Wind und Solar gebraucht. Die Branche muss jetzt zusammenhalten, um das Schlimmste zu verhindern.