Nicole Weinhold
Rund 1.380 Kohlekraftwerke befänden sich weltweit in Planung, gab eine Gruppe von 28 NGOs - unter anderem Urgewald - im Oktober 2018 bekannt. Indien plane neue Kohlekraftwerke mit mehr als 60 Gigawatt (GW), in China seien es noch mehr. Insgesamt seien Kohlekraftwerke mit zusammen 672 GW in Planung.
400 Kohlekraftwerksbetreiber planen Expansion
Wie sieht es heute aus, ein Jahr später? Die Gruppe gibt regelmäßige Updates, auch auf einer speziell dafür eingerichteten Website - der Global Coal Exit List (GCEL). Während Klimaforscher weltweit warnen, dass Kohle der größte Klimakiller ist, planen heute mehr als 400 von 746 Kohlekraftwerksbetreibern, ihre Anlagen zu erweitern. "Das ist der richtige Zeitpunkt für Investoren, Versicherungen, Pensionsfonds und Banken, ihr Geld aus der Kohleindustrie herauszuziehen", sagt Heffa Schuecking, Direktorin von Urgewald. Die vier Staaten mit den meisten Kohlekraftwerken sind Indien (87), China (164), Australien (51) und USA (82).
Textilfirma baut Kohlekraftwerk in Vietnam
In 60 Staaten treiben Unternehmen und Investoren den Bau klimaschädlicher Kohlekraftwerke voran.
Wenn die Pläne umgesetzt werden, gehen 579 GW Kohleleistung neu ans Netz, ein Wachstum um 29 Prozent. Die Global Coal Exit List 2019 identifiziert 259 Kohlekraftwerksentwickler. Die Hälfte davon sind keine traditionellen Kohlekraftwerksbetreiber. Als typisches Beispiel nennt Urgewald die Textilfirma Texhong aus Hongkong, die in Vietnam Kohlekraftwerke mit 2,1 Gigawatt Leistung plant. Besonders fragwürdig: Die australische Shine Energy, die von sich selbst behauptet, sie helfe Australien beim Wandel hin zu einer erneuerbaren Zukunft. Sie plant ein Gigawatt Kohlekraftwerksleistung in North Queensland, Australien. Der größte Kohleproduzent ist Coal India Ltd. mit 534 Millionen Tonnen. China Energy Investment Corporation folgt mit 510 Millionen Tonnen. 27 Firmen verfeuern mit ihren Kraftwerken die Hälfte der weltweiten Kohlekapazität. Die China Energy Investment Corporation als größter Krafwerksbetreiber hat 175.000 MW installierte Leistung.
Ungebremster Ausbau der Kohleinfrastruktur
Über 200 Unternehmen weiten ihren Kohleabbau aus. Die Analyse der NGOs hat bizarrerweise ergeben, dass nicht der Energiebedarf der größte Treiber für den Bau der Kraftwerke ist, sondern die Planer sind gleichzeitig Kohleminenbesitzer. Ihnen geht es darum, ihre abgebaute Kohle verfeuern zu können. 24 der 30 größten Kohlekraftwerksbetreiber weiten ihre Produktion aus oder verfolgen Pläne dafür. Glencore, der weltweit drittgrößte Kohlekraftwerksbetreiber hatte gerade bekannt gegeben, dass er sich aus Klimaschutzgründen auf 150 Millionen Tonnen beschränken wolle. Allerdings liegt die Produktion derzeit bei 129 Millionen Tonnen. Bleibt also noch Luft nach oben.