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Klimaschutzziele

Neues Szenario für 2030: BEE fordert 337 GW Erneuerbare

Katharina Wolf

65 Prozent weniger Treibhausgase (THG) bis 2030 - nach Ansicht des Bundesverband Erneuerbare Energie (BEE) muss dies das Ziel der deutschen Politik sein. Angesichts eines erhöhten EU-Ziels von mindestens -55 Prozent bis Ende der Dekade brauche Deutschland ebenfalls höhere Ziele, sagte die BEE-Vorsitzende Simone Peter bei der Vorstellung eines aktualisierten Szenarios zur Erreichung der Klimaschutzziele 2030. Eine Treibhausgas-Minderung von mindestens 55 Prozent im Jahr 2030 bezogen auf das Referenzjahr 1990 bedeute im Rahmen der geltenden Lastenteilung unter den Mitgliedsstaaten („Effort Sharing Regulation“) für Deutschland eine THG-Minderung von 65 Prozent statt des bisher im Klimaschutzgesetz festgehaltenen Ziels von 55 Prozent, so Peter.

Der BEE geht angesichts der höheren Ziele von einem deutlich größeren Bedarf an Strom und Wärme aus erneuerbaren Energien aus. Für eine 65-prozentige Minderung der THG-Emissionen bis 2030 müsse die Nutzung erneuerbarer Energien am Bruttoendenergieverbrauch um den Faktor 2,4 von 455 TWh (2019) auf 1.084 TWh steigen.

77 Prozent EE-Strom im Jahr 2030

Da Sektoren wie Verkehr, Wärme und Industrie elektrifiziert werden, steige der Bruttostromverbrauch auf 745 TWh. Erneuerbare Energien-Anlagen müssten 77 Prozent davon liefern, um die Klimaziele zu erreichen, erläuterte Peter. Dafür müssten bis 2030 EE-Erzeugungsanlagen mit einer Gesamtleistung von 337 GW Leistung installiert sein. Wind Onshore und Photovoltaik wiesen hier die größten Steigerungspotenziale auf, so Peter. 95 GW Wind onshore und 205 GW PV seien im Jahr 2030 erforderlich. Für einen zukunftsfähigen Strommarkt brauche es allerdings den Mix aller Erneuerbare-Energien-Technologien.

Auch bei weiteren Sektoren müssen die Erneuerbaren ihren Anteil leisten. So errechnet das Szenario einen Anteil am Wärmesektor von 45 Prozent (19 % 2019) und am Verkehrssektor von 30 Prozent (2019: 6%).

„Politik muss ins Handeln kommen.“

Sabine Nallinger, Vorständin der Stiftung 2°, unterstrich bei der Vorstellung des Szenarios, dass jetzt die Politik ins Handeln kommen müsse: „Unsere Unternehmen stehen nicht nur hinter der Energiewende, sondern sie brauchen die erneuerbaren Energien schnell, verlässlich und zu wettbewerbsfähigen Preisen.“ Der beschleunigte Ausbau der erneuerbaren Energien sei nicht nur der Schlüssel zur Erreichung der klimapolitischen Ziele, sondern Voraussetzung für das zentrale Modernisierungsprogramm des Industrie-Standorts Deutschland.

„Fokus auf das Ermöglichen“

Matthias Zelinger, Geschäftsführer VDMA Power Systems, forderte, der Fokus der Politik müsse jetzt auf dem „Ermöglichen“ liegen. Das gelte für Windenergie genauso wie für Wasserkraft und thermische Kraftwerke mit erneuerbaren Brennstoffen. „Für die tragende Säule Windenergie bedeutet das: Flächen bereitstellen, Genehmigungen vereinfachen und eine Balance finden zwischen Artenschutz vor Ort und Klimaschutz.“ Zuvor müsse die Politik sich „ehrlich machen und endlich mit realistischen Bedarfsszenarien rechnen.“

Doch die Zeit ist knapp. Bislang hat die Regierung die in Aussicht gestellte Reparatur des EEG nicht auf den Weg gebracht, weil die Verhandlungsgruppe aus CDU/CSU und SPD sich wegen der Maskenaffäre der Union neu sortieren muss. Um noch in dieser Legislaturperiode neue Ziele und Ausbaupfade auf den Weg zu bringen, müsste dies spätestens im Juni im Bundestag auf der Tagesordnung stehen.

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