Nicole Weinhold
Der Green Deal der EU soll dazu beitragen, dass Europa zum ersten klimaneutralen Kontinent wird. Bis 2030 soll ein Viertel der landwirtschaftlichen Flächen ökologisch bewirtschaftet und der Einsatz von Düngemitteln um 20 und der von Pestiziden um 50 Prozent reduziert werden. Die EU plant außerdem, drei Milliarden Bäume zu pflanzen, 25 000 Kilometer Flüsse wiederherzustellen und den Rückgang der Bestände von Bestäubern wie Bienen oder Wespen umzukehren. Das ist erstmal sehr positiv. Doch jetzt weisen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) in der Zeitschrift Nature darauf hin, dass der Green Deal in der jetzigen Form sogar schädlich sein könnte für Klima und Umwelt. Welche Gefahren lauern?
1. EU-Außenhandel
Der EU-Außenhandel ist nicht Teil des Green Deals. Ohne parallel Ziele für den Außenhandel verlagern sich die Probleme nur nach außen und schaden weiter dem gesamten Planeten. Die Nachhaltigkeitsbedingungen im Ausland sind verglichen mit denen in Europa größtenteils deutlich schlechter. Eine Verlagerung nach Außen wäre also besonders schädlich.
Wie muss der Green Deal aussehen, damit diese negative Entwicklung vermieden wird?
2. Pestizide und Düngelmittel
Handelspartner verwenden im Durchschnitt mehr als doppelt so viel Düngemittel wie Europa und deutlich mehr Pestizide. Nachhaltigkeitsstandards sollten harmonisiert werden und dafür sollte der Einsatz von Düngemitteln und Pestiziden stark reduzieren werden. Zwar könne die EU ihre Standards anderswo nicht durchsetzen, dennoch könne sie verlangen, dass Waren, die auf den europäischen Markt kommen, ihren Vorschriften entsprechen, so Richard Fuchs vom Institut für Meteorologie und Klimaforschung – Atmosphärische Umweltforschung (IMK-IFU), dem Campus Alpin des KIT in Garmisch-Partenkirchen.
3. CO2-Fußabdruck
Wichtig ist auch, dass der CO2-Fußabdruck Europas nicht hinter den europäischen Grenzen stoppt, sondern für den weltweiten Produkthandel bewertet und dann zu verbessert wird. Die Kohlenstoffbilanzierung nach dem Pariser Abkommen erfasst bisher nur die Emissionen, die innerhalb eines Landes bei der Produktion anfallen, nicht aber diejenigen, die bei der Herstellung von dort verbrauchten, aber in einem anderen Land produzierten Gütern entstanden seien.
3. Fleisch und Milchprodukt
2019 hat die EU ein Fünftel der Feldfrüchte und viele Fleisch- und Milchprodukte aus dem Ausland eingekauft. Der Konsum von Fleisch und Milchprodukten sollte reduziert werden, weil so Agrarimporte verringert werden. Gleichzeitig sollte die einheimische Produktion nach entsprechenden Standards gestärkt werden. Dazu könnten in Europa Gebiete mit geringer Artenvielfalt oder nichtlandwirtschaftlicher Nutzung umfunktioniert werden. So ließe sich auch die Entwaldung in den Tropen verringern, für die das Schaffen neuer landwirtschaftlicher Flächen ein wesentlicher Grund ist.
4. Genveränderte Produkte
Gentechnisch veränderte Organismen in der EU-Landwirtschaft sind seit 1999 stark eingeschränkt. Dennoch importiert Europa genveränderte Sojabohnen und genveränderten Mais aus Brasilien, Argentinien, den USA und Kanada, wie aus der Studie hervorgeht. Ernteerträge ließen sich mit der Geneditierungstechnik CRISPR steigern. Diese verbessere die genießbare Masse, die Höhe und die Schädlingsresistenz von Pflanzen, ohne Gene einer anderen Art zu verwenden, so die Wissenschaftler vom KIT.
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