Nicole Weinhold
Wie sauber ist der Energiemix? Wie sieht es mit abgeschriebenen Wasserkraftwerken in der Schweiz aus?
Ilona Ludewig: Bei uns gibt es ausschließlich 100% Ökostrom, und der kommt nie aus veralteten Anlagen. Das hat uns auch der TÜV bescheinigt.
Sie haben sich viel mit Startups beschäftigt. Wo haben Sie die Nische gesehen mit 4hundred?
Ilona Ludewig: Ja, ich habe anderen Startups bei der Gründung und ihren ersten Schritten geholfen und selbst mehrfach gegründet. Dabei spielen der Nachhaltigkeitsgedanke und der Fokus auf das, was der Nutzer will, immer die tragende Rolle. Mit 4hundred will ich zeigen, dass es auch in einer starren Branche wie Energie absolut möglich ist, ein erstklassiges Kundenerlebnis zu liefern. Energie ist wahnsinnig komplex, Kunden werden schlecht behandelt und sind quasi dem Willen ihres Lieferanten ausgeliefert. Es war einfach an der Zeit, hier grundlegend etwas anders zu machen.
Sie wollen den Energieunternehmen den Rang ablaufen – mit Service und Dienstleistungen. Wie sollen die aussehen?
Ilona Ludewig: Mit der Frage haben wir glaub ich schon den Kern getroffen: Es geht uns bei 4hundred nicht darum, andere Energieunternehmen zu übertrumpfen oder so ähnlich, sondern einfach von Anfang an den User, also den Kunden, in den Mittelpunkt zu stellen. Meine Vorbilder - wie zum Beispiel N26, Netflix, Giff Gaff und Flixbus - kommen nicht aus dem Energiemarkt. Mit 4hundred geht es mir darum, das beste digitale Kundenerlebnis zu bieten. Das fängt mit Fairness und Transparenz an. Wir sind absolut transparent mit unseren Tarifen, keiner zahlt bei 4hundred mehr als die direkten Energiekosten und monatlich einen festen 4hundred Anteil sowie die fixen Netzkosten jeweils für Ökostrom und Gas, und jeder darf jederzeit wieder kündigen. Wenn Produkt und Service stimmen, braucht es keine Mindestlaufzeiten. Wir lassen unsere Nutzer über unsere Community direkt auf unser Produkt Einfluss nehmen.
Was bringen die Briten an Fähigkeiten ein, die in Deutschland Mangelware sind?
Ilona Ludewig: Eines unserer Vorbilder kommt aus Großbritannien, der Handyanbieter Giff Gaff. Hier hat ein Anbieter aus einer vergleichbar starren Branche wie Energie gezeigt, dass man den Kunden nicht nur in den Mittelpunkt stellen, sondern auch mit Hilfe einer Community von Kunden tatsächlich Änderungen in der Branche erreichen kann. Es war klar, dass wir zur Umsetzung der 4hundred-Community die Gründer von Giff Gaff mit ins Boot holen. Diese innovative, kundenzentrierte Arbeitsweise wünsche ich mir in Deutschland noch viel mehr zu sehen.
Was für Technologie fehlt bisher bei den Energieversorgern?
Ilona Ludewig: Wir haben bei 4hundred die Möglichkeit genutzt, direkt mit dem besten Tech-Setup loszulegen. Statt altmodischer Monolith-Tech gibt’s bei uns unsere eigenen Microservices. So können wir immer flexibel und zeitnah auf Veränderungen reagieren, sei es in den Bedürfnissen der Nutzer oder neuer Features unsererseits. Dieser Ansatz kam zuerst von Firmen wie Netflix, doch heute sieht man ihn in vielen Tech-Unternehmen. Uns gibt es viel mehr Flexibilität, Belastbarkeit und Skalierbarkeit – und gleichzeitig ist es auch eine viel angenehmere Arbeitsumgebung für Softwareentwickler.