Um zunächst mindestens 200 Windturbinen mit einer Leistung ab drei Gigawatt (GW) an eine künstliche Energieinsel anzuschließen, will der dänische Staat eine öffentlich-private Partnerschaft eingehen. Einen Gutteil der Baukosten der Insel will er selbst finanzieren. Das teilte das dänische Energie- und Klimaministerium am Donnerstag mit.
Zunehmend wird so auch der zweite Teil der von Dänemark anvisierten flexiblen Verteilung und Nutzung von Offshore-Strom aus zehn GW Erzeugungskapazität geplanter neuer Windparks in der dänischen Nordsee zum konkreten Vorhaben. Im Mai vergangenen Jahres hatte die dänische Regierung bereits die Pläne für zwei Meereswindstrom-Verteilungszentren von zusammen zunächst fünf GW bekannt gegeben. Außer der künstlichen Insel für anfangs drei und später einmal zehn GW soll die natürliche Ostseeinsel Bornholm zu einem solchen Standort zum Umspannen und Zwischenspeichern der Erzeugung aus Offshore-Windparks werden. Rings um die Insel sieht die dänische Regierung kommende Offshore-Parks mit zwei GW zur Anbindung vor. Dänemarks führender Energieversorger Ørsted will das Bornholm-Projekt verwirklichen, sieht aber Kapazitäten von fünf GW als sinnvoll an. Im Folgemonat, im Juni 2020, hatte das dänische Parlament dann die Regierungspläne bestätigt. Zudem hatte es mögliche Offshore-Windkraft-Entwicklungsgebiete für den geplanten GW-Ausbau der Offshore-Windkraft rings um die beiden Inseln ausgewiesen.
Auch für die künstliche Nordseeinsel stehen mit den Pensionsfonds Pension Danmark und PFA sowie dem Energieversorger Seas-NVE private Investoren bereit. Diese hatten gleichfalls 2020 bekannt gegeben, dass sie gut 50 Millionen Euro für die Errichtung der künstlichen Nordseeinsel einsetzen wollen. VindØ lautet der Projektname für die hier visualisierte Energieplattform. Die Fonds und der Energieversorger hatten auch bereits wörtlich erklärt, auf staatliche Gelder gerne zu verzichten. Allerdings wollen sie, dass der dänische Staat für den Transport des Stroms an Land Grundstücke auf der Insel kauft, um dort die Netzanschluss oder Umspannanlagen zu errichten und betreiben zu können.
Nun erklärte das dänische Energieministerium, der Staat werde die Hälfte der Insel als Eigentum behalten. Die Größe der geplanten Offshore-Windstrom-Verteilungsplattform werde vom Ergebnis der Verhandlungen mit dem künftigen Bauunternehmen abhängen. Den Auftrag für die Installation des Technologie-Eilands werde der dänische Staat an eine Firma vergeben, die sich dazu in einer Ausschreibung durchsetzen müsse. Die künstliche Insel werde je nach Ergebnis der Ausschreibung eine Fläche von mindestens 18 und 64 Fußballfelder einnehmen – und drei GW bis später sogar zehn GW Offshore-Windkraft anschließen können.
Für die Station auf Bornholm sehen die Überlegungen bereits vor, dass sie über neu verlegte Leitungen Strom zumindest auch nach Polen oder noch in mehr Ostseeanrainerstaaten transportieren soll. So soll die Verteilstation die Stromüberschüsse flexibler in verschiedene Richtungen ableiten können. Auch die Umwandlung überschüssigen Windstroms in synthetische Kraftstoffe sieht das Konzept vor. So wird es auf Bornholm und auf der künstlichen Nordseeinsel gemäß bisherigen Ideen-Skizzen auch Elektrolyseure zur Produktion von Wasserstoff aus Strom geben.
2026 solle der Bau der Insel beginnen, so hieß es aus dem Energieministerium. Der Bau der Insel sowie die Installation der Windparks werde aber nicht vor 2033 abgeschlossen sein. Die Mindestzahl der geplanten Turbinen mit Nennleistungen von rund 15 Megawatt soll 200 betragen, maximal sind 600 Turbinen dieser Leistungsgröße angedacht. Insgesamt werde die künstliche Nordseeinsel mitsamt den neuen Windparks bis zu 28 Milliarden Euro Investitionskapital benötigen.
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