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Hannover Messe

Energiewende 2.0: Systemintegration und Vernetzung

Jochen Köckler, Mitglied des Vorstands der Deutschen Messe AG, erklärte den anwesenden Journalisten zum Auftakt des Energy Roundtable, im Mittelpunkt stehe in diesem Jahr auf der Leitmesse Energy eine sogenannte Integrated Energy Plaza, auf der Besucher das Zusammenspiel einzelner Technologien erleben können. „Die Lösung liegt in integrierten Systemen“, so Köckler, das sei bei der Energie nicht anders als bei der Industrie, die sich auf der Hannover Messe ebenfalls mit Integration beschäftigt. „Aus einer ehemals zentralen Energieversorgung entsteht jetzt ein dezentrales System“, so Köckler. Eine Vielzahl an Produzenten und Verbrauchern muss dafür künftig intelligent vernetzt werden.

Energiewendewirtschaft statt Energiewirtschaft

Andreas Kuhlmann, Vorsitzender der Geschäftsführung der Deutschen Energie-Agentur GmbH (Dena), die Partner der Messe auf der Energy Plaza ist, erklärte, heute sei die Energiewende etwas völlig anderes als im Jahr 2000. „Wir haben Millionen Einzelkomponenten, die in der Energiewende eine Rolle spielen“, so Kuhlmann. Dazu gehörten etwa Haushalte und Netzeinspeisepunkte. „Damals gab es auch noch keine Digitalisierung der Energiewende“, erklärte er weiter. Zudem sei es heute überholt, von DER Energiewirtschaft zu sprechen. „Wir müssen von der Energiewendewirtschaft sprechen.“ Dazu gehörten nach seiner Auffassung viele kleine Player, unter anderem auch die zahlreichen Startups im Energiebereich. Erneuerbare Energien seien heute Mainstream, jetzt würden Innovationen aus den Bereich Smart Energy und Integrated Energy hinzukommen.

Wärme und Microgrids

Ralf Christian, CEO der Division Energy Management bei Siemens, verwies in seinem Vortrag auf die Bedeutung von Effizienz, die bisher in der Energiewende zu kurz gekommen sei. Er erinnerte an die deutschen CO2-Reduktionsziele. „Wir müssen 40 Prozent bis 2020 schaffen. Und das sieht nicht mehr ganz so gut aus“, so Christian. Mit anderen Worten: Deutschland hinkt seinen Klimazielen hinterher. In dem Zusammenhang verwies der Siemens-Mann darauf, dass mehr als die Hälfte des Energieverbrauchs im Wärmesektor entsteht. Dort müsse mehr passieren. In der deutschen Energieversorgung wie auch auf der Integrated Energy Plaza geht es nicht nur um Strom, sondern auch um die Einbindung von Wärme und Mobilität in das System. Microgrids und Nanogrids für Quartierslösungen und Gebäude würden entsprechend an Bedeutung gewinnen. „Sie müssen schauen: Wann muss ich verbrauchen? Wann muss ich erzeugen? Dafür brauchen Sie ein hochintelligentes Microgrid“, so Christian. Er verwies auch auf im Ansatz bereits vorhandene Möglichkeiten, den Verbrauch im Wärmebereich an den Bedarf anzupassen: „Die meisten Häuser haben einen kleinen Warmwasserspeicher. Ob Sie die 60 Liter mal zwei Stunden nicht beheizen. Oder ob sie die mal auf 80 Grad hochheizen – das merken Sie gar nicht.“

Power-to-Gas als Speicher

Illustration der Integrated Energy Plaza. - © Illustration: Deutsche Messe AG
Illustration der Integrated Energy Plaza.

Ove Petersen, Geschäftsführer der GP Joule GmbH, blickte wie Dena-Chef Kuhlmann ebenfalls kurz zurück und sagte: „Vor zehn Jahren hieß es noch: Speicher brauchen wir nicht. Das sehen wir jetzt anders.“ GP Joule habe sich Gedanken gemacht, was getan werden kann, wenn die Stromnetze mit Strom aus erneuerbaren Energien und fossilen Energien soweit gefüllt sind, dass kein weiterer Strom aufgenommen werden kann. Kleine Batterien und auch Pumpspeicher seien nur in der Lage, kurzzeitig Energie aufzunehmen und abzugeben. „Darum heißt unsere Lösung Wasserstoff.“ Er sieht Wasserstoff, der mithilfe der PEM-Elektrolyse aus überschüssigem Wind- und Solarstrom erzeugt wird, als attraktiven Rohstoff für die Industrie und mittelfristig als Kraftstoff für die Mobilität. Stelle man zudem einen Elektrolyseur neben ein BHKW, könne man damit Stromlücken füllen. Das heißt, überschüssige Energie könne als Wasserstoff gespeichert und bei Bedarf ins Netz abgegeben werden. GP Joule hat in Schleswig-Holstein seit 2015 40 PEM-Elektrolyseure mit jeweils fünf Kilowatt (kW) Leistung am Netz. Damit kommt die Power-to-Gas-Anlage auf 200 kW. Das Unternehmen aus Reußenköge wird die Technologie auf der Integrated Energy Plaza vorstellen. Mehr dazu lesen Sie hier. (Nicole Weinhold)