Nicole Weinhold
Der Aktiensplit beim iPhone-Konzern Apple hat weitreichende Folgen beim weltweit bekanntesten Aktienindex Dow Jones Industrial. Der Indexanbieter S & P achtet bei der Zusammensetzung des DowJones darauf, dass der Index die US-Wirtschaft angemessen abbildet. Demnach scheiden zur Handelseröffnung am heutigen 31. August gleich drei Unternehmen des 30 Titel umfassenden Index aus. Unter anderem Exxon. Der einst von Rockefeller gegründete Ölkonzern muss gehen. Für Exxon Mobil zieht der SAP-Rivale Salesforce ein. Die alten fossilen Konzerne werden durch Technologiefirmen ersetzt. So könnte die Botschaft hinter dieser Veränderung lauten. Der Börsenanalyst Alfred Maydorn sagte dazu, das sei ein Zeichen für den Beginn einer neuen Zeit. Er würde nicht mehr in fossile Konzerne investieren.
Milliardensummen für fossile Energien
Gleichwohl gibt es noch viele etablierte Unternehmen, die auf fossile Strukturen setzen.Trotz verschärfter Kohlerichtlinien in der Finanzindustrie und eines zunehmend schwächelnden Kohlesektors erhalten die größten europäischen Kohlekonzerne, darunter RWE und Uniper, nach wie vor Milliardensummen von Banken und Investoren. Das ist das Ergebnis der Studie „Fool’s Gold – The financial institutions risking our renewable energy future with coal“ der europäischen NGO-Allianz Europe Beyond Coal, mitherausgegeben von Urgewald und elf weiteren europäischen und internationalen Nichtregierungsorganisationen.
Die Studie hat untersucht, welche europäischen Banken und Investoren die wichtigsten acht Kohlekonzerne in Europa am stärksten finanziell unterstützen: RWE (Deutschland), PGE (Polen), EPH (Tschechien), ČEZ (Tschechien), Enel/Endesa (Italien/Spanien) und Fortum/Uniper (Finnland/Deutschland). Sie stehen für die Hälfte aller kohlebasierten CO₂-Emissionen in der EU.
Unicredit unterstützt Kohlekonzerne
Die größte Unterstützung europäischer Banken in Form von Krediten oder Unterstützung bei Aktien- und Anleihe-Geschäften kam demnach von Unicredit (2,8 Mrd. €), BNP Paribas (2,1 Mrd. €), Barclays (1,7 Mrd. €) und Société Générale (1,3 Mrd. €), gleichauf mit Deutsche Bank (1,3 Mrd. €).
Größter europäischer Investor im Untersuchungszeitraum ist mit 1,5 Milliarden Euro der Norwegische Pensionsfonds. Dies wird sich aufgrund der im Juni deutlich verschärften Kohleausschluss-Richtlinie des Fonds allerdings bald ändern – unter anderem teilte der Fonds mit, seine RWE-Anteile verkaufen zu wollen. Neue Nummer eins wäre dann die bisher zweitplatzierte Crédit Agricole mit 1,4 Milliarden Euro. Die französische Bank hat zwar ebenfalls einen umfassenden Kohleausstieg beschlossen, diesen allerdings noch nicht umgesetzt. Es folgen auf Rang drei die Allianz mit 1,1 Milliarden und auf Rang vier die Deutsche Bank mit einer Milliarde Euro an gehaltenen Aktien und Anleihen.
Blackrock größter Investoren in europäische Kohle
Der insgesamt wichtigste Investor der größten europäischen Kohlekraftwerksbetreiber kommt allerdings aus den USA. Blackrock ist in alle untersuchten Unternehmen über Aktien und Anleihen im Wert von sieben Milliarden Euro investiert – mehr als die vier größten europäischen Investoren zusammen.
Die Ergebnisse wirken mit Blick auf die zahlreichen neuen Kohleausschluss-Richtlinien von Banken und Investoren zunächst überraschend. Allein zwischen Januar und Juni 2020 haben europäische Finanzinstitutionen im Schnitt fast eine neue Richtlinie pro Woche veröffentlicht, die deren finanzielle Verbindungen zur Kohleindustrie begrenzen. Insbesondere die Banken gehen jedoch nicht konsequent genug gegen ihre Kohlegeschäfte vor.
Beispiel Allianz: Europas größte Vermögensverwalterin hat in den Jahren 2015 und 2018 Kohlerichtlinien beschlossen: Die nun entdeckten Kohleinvestitionen hat die Allianz vor allem für externe Kund*innen getätigt, die sie über ihre Tochtergesellschaften Allianz Global Investors und PIMCO abwickelt. Die Allianz-Kohlerichtlinien greifen für solche Investitionen für Dritte nicht. Die eingeführten Kohle-Ausschlüsse gelten nur für die Eigenanlagen des Konzerns. Diese machen nur gut ein Viertel des gesamten verwalteten Vermögens in Höhe von rund 2,3 Billionen Euro aus.
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