Zur Eröffnung des europäischen Windenergie-Kongresses in Brüssel warnte EWEA-Geschäftsführer Christian Kjaer, die eine Woche zuvor veröffentlichte „Roadmap for moving to a competitive low carbon economy in 2050“ der EU-Kommission sei keine Hilfe. Das Strategiepapier der EU-Kommission, wörtlich zu übersetzen mit „Zeitplan, um zu einer wettbewerbsbetonten CO2-armen Wirtschaft 2050 zu gelangen“, versäume „eine Definition dessen, was low carbon ist“, so Kjaer. „Wir müssen daher weitere verbindliche EU-Zwischenziele auch bei erneuerbaren Energien jetzt diskutieren.“ Spätestens 2014, so meldeten sich anschließend auch hochrangige Vertreter von Turbinenherstellern auf einer Podiumsdiskussion, müssten die Ziele festgelegt werden. Ziele für 2030 sollten „nicht unter einem 42- bis 45 Prozent-Anteil der Erneuerbaren liegen.“
Seit 2009 gilt in der EU das verbindliche Ziel für 2020 von einem Anteil von zuerst 20 Prozent erneuerbaren Energien am europaweiten Verbrauch. Bis 2050 müssen die Kohlendioxid-Emmissionen zudem verglichen mit 1990 um mindestens 80 Prozent reduziert werden.
Low-Carbon-Ziele „Desaster“
Vertreter sowie Unterstützer der Windenergiebranche fürchten unter dem Eindruck des 2010 erstmals rückläufigen europäischen Windenergiemarktes, dass die EU die Kernenergie fördere sowie Kohlekraftwerke, deren CO2-Emmissionen im Boden verpresst würden. „In der jetzt präsentierten Roadmap kommt kein einziges Mal das Wort Windenergie vor“, monierte bei der EWEA der luxemburgische Grünen-Europapolitiker Claude Turmes. „Die dunklen Kräfte“ der Energiewirtschaft wie zum Beispiel große Atomstromer würden derzeit „alles tun, um weitergehende Regenerativenergieziele für 2030 zu verhindern“, sagte der als Vorkämpfer der EU-Klimaziele bekannte EU-Parlamentarier. Turmes verwies auf die nun präsentierten Low-Carbon-Ziele, sie seien „ein Desaster“. (Tilman Weber)