Traktor mit Elektroantrieb von John Deere.Foto: John Deere
Der US-Traktorhersteller John Deere hat in der Vergangenheit mit Hybrid-Modellen experimentiert, um den Kraftstoffverbrauch zu senken. Nun bringt das Unternehmen einen Traktor mit dem Namen Sesam (Sustainable Energy Supply for Agricultural Machinery) auf den Markt, der auf 400 PS kommt und ausschließlich durch eine Elektrobatterie angetrieben wird. Der Dieseltank wurde durch einen Lithium-Ionen-Akku mit einer Kapazität von 130 Kilowattstunden ersetzt. Die Batterie versorgt jeweils einen der beiden im Traktor verbauten Elektromotoren.
In Deutschland ließen sich nach aktuellen Berechnungen rund fünf Millionen Tonnen CO2 einsparen, wenn alle Traktoren hierzulande elektrisch betrieben würden. Allerdings ist die Fahrzeugtechnik in der Landwirtschaft nur für ein Bruchteil der dortigen Emissionen verantwortlich. Im Jahr 2014 hat die deutsche Landwirtschaft laut Umweltbundesamt rund 66 Millionen Tonnen (Mio. t) Kohlendioxid (CO2)-Äquivalenten verursacht. Vor allem Methangas aus der Tierhaltung, das Düngen von Feldern mit Gülle und Festmist sowie Lachgas-Emissionen aus landwirtschaftlich genutzten Böden als Folge der Stickstoffdüngung sind verantwortlich für das hohe Aufkommen von CO2-Äquivalent in der Landwirtschaft.
2014 stammten rund 58 Prozent der gesamten Methan-Emissionen und 79 Prozent der Lachgas-Emissionen in Deutschland aus der Landwirtschaft. Dabei muss man wissen, dass Methan als Treibhausgas 20 bis 30 Mal stärker wirkt, als Kohlendioxid. Rund 37 Prozent der weltweit emittierten Menge stammt direkt oder indirekt aus der Viehhaltung. Methan entsteht in Fermentationsprozessen im Magen von Wiederkäuern. Darüber hinaus wird Methan durch die Abwasser- und Klärschlammbehandlung sowie die Klärschlammverwertung in der Landwirtschaft gebildet und freigesetzt. Lachgas ist sogar 300-mal so klimaschädlich ist wie Kohlendioxid. Der größte Anteil des Methans aus Wirtschaftsdünger geht auf die Exkremente von Rindern – und in geringerem Maße von Schweinen – zurück. Wirtschaftsdünger aus Festmist ist auch Quelle des Lachgases und seiner Vorläufersubstanzen wie Stickoxide.
Anders gesagt: Steak-Liebhaber kommen auf 1,82 Tonnen CO2 pro Jahr. Das kann er sich leisten, denn das Fleisch ist aufgrund entsprechender Produktionsmethoden billig: Während 1950 in Deutschland ein Kilogramm Schweinefleisch 1,6 Prozent des monatlichen Nettoverdienstes kostete, waren es 2002 nur noch 0,28 Prozent. Der Preis pro Kilogramm stieg in diesem Zeitraum von umgerechnet 2,19 auf 7,09 Euro, der Durchschnittslohn von umgerechnet 136 auf 2480 Euro. So steigen Konsum und Produktion auf Kosten des Klimas. Die Produktion von Schweinefleisch stieg von 3,7 Millionen im Jahr 1994 auf heute 5,5 Millionen Tonnen. Beim Geflügelfleisch wuchs die Produktion zwischen 1994 und 2014 von 350.000 auf eine Million Tonnen.
Der Klimaschutzplatz 2050 des Bundesumweltministeriums sah bis in den Herbst noch deutliche Maßnahmen zur Reduzierung der Fleischproduktion in Deutschland vor. Doch das Landwirtschaftsministerium hat diese Einschränkungen für einen wichtigen Wirtschaftszweig streichen lassen. Jetzt heißt es nur noch: "Eine Reduzierung der Treibhausgasemissionen ist jedoch auch in der Landwirtschaft erforderlich und umsetzbar." Untersucht werden soll nur noch, wie die Stickstoffeffizienz in der Landwirtschaft verbessert werden, wie Politik und Gesellschaft zu einer stärkeren Verbreitung einer gesunden Ernährungsweise beitragen können und wie Landnutzung den Klimaschutz unterstützen kann.
Auf der Hand liegt schon jetzt, dass ein elektrifizierter Fuhrpark und das Nachdenken über gesunde Ernährung in der CO2-Reduktion der Landwirtschaft nicht zum Durchbruch führen werden. Es führt mittelfristig kein Weg an einer Reduzierung der Fleischproduktion vorbei.