Katharina Wolf
Das Klimaschutzziel 2020 ist wohl sicher gerissen, und so blicken aller Augen auf den nächsten Meilenstein: Im Jahr 2030, so hat es die Bundesregierung mehrfach bekräftigt, sollen 65 Prozent des Stromes aus erneuerbaren Quellen kommen, um so die Emissionen vorn Treibhausgasen zu senken. Nun hat der Bundesverband Erneuerbare Energien eine Szenariorechnung vorgelegt, aus der hervorgeht, wie viel Kraftwerksleistung installiert dafür werden müsste.
So werden 481 Terawattstunden erzeugt
Der BEE geht dabei von einem steigenden Stromverbrauch aus. Bis 2030 werde es zwar Stromeinsparungen und Effizienzen geben, heißt es in dem Szenario-Papier. Diese würden insbesondere durch zusätzliche Stromverbräuche für Wärmepumpen, Elektromobilität und PtX (Power-to-Gas, Power-to-Liquids) aber deutlich überkompensiert werden.
2017 wurden laut BEE 599 Terawattstunden verbraucht. 2030 würden aber 740 Terawattstunden benötigt. Für die Erfüllung des 65 Prozent-Zieles der Großen Koalition sind folglich 481 TWh Strom aus erneuerbaren Energien im Jahr 2030 erforderlich. Dafür müssten jährlich installiert werden:
4.700 MW Windenergie Onshore
1.000 MW Windenergie Offshore
10.000 MW Photovoltaik
600 MW Bioenergie
50 MW Wasserkraft
50 MW Geothermie
Mit den heutigen Bedingungen und Ausbauzielen schafft Deutschland nur 44 Prozent
„Um im Jahr 2030 einen Anteil von 65 Prozent Erneuerbarer Energien zu erreichen, sind bessere Rahmenbedingungen erforderlich“, kommentierte BEE-Präsidentin Simone Peter. „Unter Beibehalt der derzeitigen rechtlichen Gegebenheiten, die keine klaren Perspektiven für Planung und Investitionen bieten, wird Deutschland seinen Bruttostromverbrauch nur zu 44 Prozent aus Erneuerbaren Energien abdecken – mit negativen Implikationen für den Klimaschutz und für die innovative Erneuerbare-Energien-Industrie mit ihren zukunftsfähigen Arbeitsplätzen und ihrer enormen regionalen Wertschöpfung.“
Dabei ginge deutlich mehr, so Peter: Aus Sicht des BEE könnte die Branche 2030 weit über 80 Prozent Ökostrom liefern, entsprechend ambitionierte Rahmenbedingungen vorausgesetzt. „Damit wäre dann auch ein deutlich höherer Beitrag zum Klimaschutz möglich, was der Zielsetzung des Pariser Klimaschutzabkommens näherkäme.“
Windenergieausbau liegt am Boden
Vor allem aber in der Windenergie ist Deutschland derzeit weit entfernt von einem so starken Ausbau: Laut Fachagentur Windenergie an Land sind in den ersten drei Monaten 2019 lediglich 41 Windenergieanlagen mit einer Erzeugungskapazität von zusammen 134 MW neu ans Netz gegangen.
Das vollständige Szenario-Papier finden Sie hier.