Die bayerische Stadt Pfaffenhofen mit ihren etwa 26.000 Einwohnern zeigt, dass man sowohl im Strom- und Wärmesektor als auch mit Power-to-Gas-Anlagen viel zur Energiewende beitragen kann. „Pfaffenhofen ist ein Paradebeispiel dafür, wie Kommunen gemeinsam mit anderen Akteuren vor Ort innovative Projekte umsetzen“, betont Nils Boenigk, stellvertretender Geschäftsführer der Agentur für Erneuerbare Energien. Die Gründung einer Bürgerenergiegenossenschaft und der kommunalen Stadtwerke sowie die Erstellung des Klimaschutzkonzeptes im Jahr 2013 sind wichtige Meilensteine für eine vollständige Umstellung auf erneuerbare Energien vor Ort. Darüber hinaus gehört seit 2016 die Mehrheit des Strom- und Gasnetzes in Pfaffenhofen den Stadtwerken.
Um den Sektor Verkehr schrittweise auf die Umstellung in Richtung Erneuerbare vorzubereiten, arbeiten die Stadtwerke Pfaffenhoffen gemeinsam mit der Stadt und der Energiegenossenschaft an einem Pilotprojekt mit dessen Hilfe künftige Stromüberschüsse gespeichert werden können. Das Projekt Infinity One setzt auf die Power-to-Gas Technologie. Aus überschüssigem erneuerbaren Strom wird Wasserstoff erzeugt und nach einer weiteren Veredelung in der örtlichen Kläranlage können damit bis zu 250 Fahrzeuge mit Gasantrieb betankt werden. Die Bürgerenergiegenossenschaft geht derzeit davon aus, dass die Planungen bis 2020 umgesetzt sind.
Im Stromsektor produzieren 900 Erzeuger Strom aus Erneuerbaren. Die Kommune geht mit gutem Beispiel voran. Der Strom für alle kommunalen Verbrauchsstellen stammt bereits zu 100 Prozent aus Erneuerbaren, so können 1.500 Tonnen CO2 pro Jahr eingespart werden. Derzeit wird ein genossenschaftlicher Bürgerwindpark mit drei Anlagen umgesetzt. Bei der Erstellung des Bebauungsplans wurde im Herbst 2016 ein Bürgerentscheid durchgeführt, 57 Prozent der Befragten entschieden sich für den Bau des Windparks. Bürgermeister Thomas Herker macht deutlich: „Windkraft polarisiert immer, die Begeisterung hielt sich in Pfaffenhofen in Grenzen. Im gesamtstädtischen Kontext wurde jedoch deutlich, dass wir die gemeinsame Verantwortung haben, im eigenen Einzugsbereich das Bestmögliche umzusetzen. Durch dieses Bewusstsein in der Bevölkerung ist der Bürgerentscheid positiv ausgefallen.“
Der Erneuerbaren-Energien-Anteil der Pfaffenhofer Wärmeversorgung liegt bei 35 Prozent. Die Wärmeversorgung von 150 Abnehmern wurde durch ein 2001 in Betrieb genommenes Biomasse-Blockheizkraftwerk (BHKW) mit Fernwärmenetz von Öl und Gas auf Erneuerbare Energien umgestellt. Durch das Biomasse-BHKW lässt sich der jährliche CO2-Ausstoß von 148.000 Tonnen im Vergleich zum Jahr 1990 um 65.000 Tonnen reduzieren. Zusätzlich nutzen die Pfaffenhofener, neben einem weiteren Holzkraftwerk mit Fernwärmenetz, auch kleine Anlagen auf Basis von Holzenergie, Biomasse, Klär- und Deponiegas, Solarthermie und Wärmepumpen.
Zusammenfassend betont Herker: „Pfaffenhofen an der Ilm profitiert von der Tatsache handlungsfähig zu sein und Projekte im Energiebereich selbständig gestalten zu können. Das Gelingen der Planung bis hin zur Umsetzung kann jedoch nur funktionieren, wenn alle Akteure eine gemeinsame Stoßrichtung verfolgen“. (Nicole Weinhold)