In den vergangenen Monaten war kaum ein Thema so präsent wie der Klimawandel und was dagegen zu tun ist. Ob die vielen Demonstrationen von Fridays for Future und Extinction Rebellion mit ihren Aussagen bei den Deutschen angekommen sind, zeigt die diesjährige Akzeptanzumfrage der Agentur für Erneuerbare Energien (AEE).
Um die Haltung der Bundesbürger zum Ausbau der erneuerbaren Energien herauszufinden, hat das Meinungsforschungsinstitut Yougov gut 1.000 Personen nach ihrer Einstellung zu den verschiedenen Erzeugungstechnologien befragt. Dabei hat sich herausgestellt, dass die Zustimmung zum Bau von Ökostromanlagen allgemein weiterhin ungebrochen ist. Knapp zwei Drittel der Befragten befürworten damit die Energiewende im Stromsektor. Eine noch höhere Akzeptanz ergibt sich bei der zusätzlichen Betrachtung des Wärme- und des Verkehrssektors. „Erneuerbare Energien können sehr viel dazu beitragen, die Treibhausgasemissionen in Deutschland zu reduzieren, und zwar im Strom-, Verkehrs- und Wärmesektor“, interpretiert Robert Brandt, Geschäftsführer der AEE, das Ergebnis. „Die deutsche Bevölkerung weiß, wie wichtig Erneuerbare dafür sind. Unsere neue Akzeptanzumfrage zeigt, dass die Menschen die Energiewende wollen.“
Photovoltaik bleibt beliebteste Technologie
Allerdings ergeben sich im Vergleich zum vergangenen Jahr einige Veränderungen. So hat die Zustimmung können sich nur noch 66 Prozent der befragten vorstellen, dass dem Bau eines Solarparks in ihrem Wohnort zustimmen. Das ist immer noch ein sehr hoher Wert. Allerdings waren es im vergangenen Jahr 77 Prozent Zustimmung. Dabei bleibt es dabei: Die Zustimmung steigt, wenn die Befragten mit einem Solarpark in ihrer eigenen Nachbarschaft schon Erfahrungen haben. Denn dann steigt der Anteil derjenigen, die den Bau einer solchen Anlage unterstützen würden, auf 78 Prozent. Das ist nur geringfügig weniger als im vergangenen Jahr.
Mehr Akzeptanz mit Vorerfahrung
Eine nicht ganz so drastische Entwicklung hat die Unterstützung der Windkraft gemacht. Hier stimmen nur noch die Hälfte der Befragten dem Bau einer Windkraftanlage in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft zu. Im vergangenen Jahr waren es noch vier Prozent mehr, die die Windkraftanlage unterstützen. Auch hier gilt: Die Befragten, die schon Erfahrungen mit Windkraftanlagen haben, stimmen dem Bau eines solchen Generators in der Regel eher zu, als die Befragten, die bisher noch überhaupt nicht mit einem Windkraftwerk in Berührung gekommen sind.
Unterstützung für Biogas steigt
Auch die Biogasanlagen haben leicht in ihrer Sympathie eingebüßt. Konnten sich im vergangenen Jahr noch 40 Prozent der Befragten vorstellen, neben einem solchen Generator zu wohnen, sank die Zustimmung in diesem Jahr auf 33 Prozent. Dabei ist es offensichtlich gar nicht so schlimm, eine Biogasanlage in der unmittelbaren Nachbarschaft zu haben. Denn die Befragten mit Vorerfahrung unterstützen die Biogasanlagen sogar noch stärker als im vergangenen Jahr. Denn dann steigt die Zustimmung von 46 Prozent im Jahr 2018 auf 54 Prozent in diesem Jahr.
Fossile mit geringer Unterstützung
Die Zustimmungswerte für die fossilen Erzeugungsanlagen sind unverändert geblieben. Hier liegen die Gaskraftwerke mit 19 Prozent zwar weiterhin extrem niedrig, aber immer noch höher als die für Kohlekraftwerke. Denn nur acht Prozent der Befragten können sich vorstellen, neben einer solchen Anlage zu wohnen. Von fünf auf acht Prozent hat die Zustimmung zur Kernkraft zugenommen.
Die Gründe dafür sind sicherlich vielfältig. Denn die Beschäftigung mit den Themen Klimawandel und Energiewende kann durchaus für mehr Skepsis sorgen, zumal in der Politik von den konservativen Parteien und den Rechtspopulisten in Deutschland die Ökostromanlagen immer wieder diskreditiert werden. Ob die durchaus starken Veränderungen damit zusammenhängen, dass 2018 Kantar Emnid die Umfrage durchgeführt hat, ist dabei sicherlich auch ein möglicher Aspekt.
Viel Verständnis für Stromtrassen
Offen bleibt die Frage, warum die Zustimmungswerte für die einzelnen Technologien teilweise stark zurückgegangen sind, die allgemeine Unterstützung für die Ökostromanlagen aber stabil geblieben ist. Das könnte zwei Gründe haben. Zum einen wurde im Segment der Photovoltaik nach Solarparks gefragt. Hier zeigen aber die Erfahrungen, dass die Solaranlagen auf oder an Gebäuden grundsätzlich beliebter sind als die Freiflächenanlagen, was die allgemeine Zustimmung zu den Ökostromanlagen nach oben treibt.
Außerdem könnte auch die Offshore-Windkraft die allgemeinen Zustimmungswerte nach oben treiben, während gleichzeitig die Unterstützung der Windkraft sind. Denn wenn die Meinungsforscher nach Windenergieanlagen in unmittelbarer Nachbarschaft fragen, assoziieren die Befragten damit mehr die Windkraftwerke an Land als die Offshore-Windparks. Damit könnte auch die relativ hohe Zustimmung zu den großen Überlandstromtrassen erklärt werden, mit denen der Strom von den Windkraftwerken in der Nordsee zu den Industrieverbrauchern im Süden transportiert wird. Denn 86 Prozent der Teilnehmer an der Befragung unterstützen deren Bau. Im vergangen Jahr waren es noch 78 Prozent. Dabei hat der Anteil derjenigen, die den Bau der großen Stromtrassen für sehr wichtig halten, von 36 auf 59 Prozent gestiegen ist.