2% + 1% = 2%
Die gute Nachricht ist, dass zwei Prozen Windenergieflächen plus ein Prozent Solarenergiefreiflächen insgesamt nur zwei Prozent ergeben müssen, indem die Solarenergienutzung in die geeigneten Windparks integriert wird. Diese geschickte Kombination der Sonnen- und Windenergie ist in vielen Regionen außer in sehr bergigem oder sumpfigem Gelände relativ einfach möglich und hat neben der Flächeneinsparung die Vorteile, dass erstens ein gemeinsamer Netzanschluss genutzt werden kann und zweitens, dass mehr Energieproduktion auf gleicher Fläche erfolgt sowie drittens, dass zusätzliche Einnahmen für die beteiligten Grundstückseigentümer und Betreiber erzielbar sind. Diese Vorteile wiegen schwerer als der Nachteil des moderaten Schattenwurfes der Windenergieanlagen auf einige der Solarmodule.
Zur kombinierten Wind- und Solarenergieerzeugung kommt gleichzeitig ein weiterer sehr relevanter Aspekt hinzu: Über mehrere Jahrzehnte wurde von Forschern z.B. aus Krefeld dokumentiert, dass wir einen spürbaren Rückgang der Insekten um rund 75 Prozent seit 1989 feststellen müssen. Dies sollten wir zum Anlass nehmen, dafür sorgen, dass Solarparks den größten Beitrag zur Artenvielfalt leisten, der ihnen möglich ist. Dies gilt natürlich auch für kombinierte Windenergie-Freiflächen-Solarparks wie sie in diesem Artikel beschrieben und empfohlen werden. Ziel sind Wind-Sonne-Artenvielfalt-Parks.
Bisher wird unter PV-Freiflächenmodulen nicht selten regelmäßig gemäht, wodurch die Flächen aus ökologischer Sicht wenig werthaltig sind: Es sind zwar Grünflächen, aber mit sehr kurzem Gras, ganz ohne Blumen, mit nur wenigen Insekten. Und in anderen Solarparks wird ab dem 15. Juli gemäht, dabei gibt es Insekten, die diese Wildblumenwiesen auch noch danach nutzen würden, wenn sie nicht abgemäht würden. Zudem gibt es Wiesenvögel, die bis Ende August brüten: "Eine Wiesenmahd zwischen Mitte Mai und Mitte Juni bedeutet oftmals Totalverluste an Gelegen. Zwischen Anfang Juni und Mitte Juli überlebt kein Küken die Mahd. Und ein Wiesenschnitt zwischen Mitte Juli und Mitte August mindert die Überlebenschancen der noch nicht flüggen Jungvögel." Mehr dazu hier.
Gerade der spürbare Rückgang der Insekten und Vögel in Deutschland über die letzten Jahrzehnte sollte Grund genug sein, rechtzeitig ernsthafte Maßnahmen zum Schutz der Artenvielfalt zu ergreifen. Daher sollte in Solarparks möglichst nur einmal spät im Herbst gemäht werden, damit die Wildblumenwiesen möglichst lange erhalten bleiben. Durch solche Artenschutz-Maßnahmen bekommen kombinierte Wind- und Solarparks im Idealfall auch öffentlich und medial zusätzliche Unterstützung, die wir für die Energiewende zu 100% Erneuerbaren bei Elektrizität, Wärme und Mobilität benötigen werden.
Autor: Dr. Philipp Schmagold ist Lehrbeauftragter der Fachhochschule Kiel und der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, Mitglied im wissenschaftlichen Beirat des Bundesverbandes Windenergie (BWE) und Projektleiter der ENERTRAG AG.