Nicole Weinhold
Vertreter der Branchenverbände BWE, Stiftung Offshore-Windenergie, VDMA und Wab haben heute in Berlin die Offshore-Installationszahlen der deutschen Windkraft 2018 bekannt gegeben. Nach den aktuell veröffentlichten Zahlen der Deutschen Windguard speisen inzwischen 1.305 Anlagen mit 6.382 Megawatt (MW) vor deutschen Küsten ins Stromnetz. 136 Anlagen mit 969 MW sind 2018 neu dazugekommen. Knut Rehfeldt von Windguard erklärt: „Zusätzlich wurden 46 Anlagen zwar errichtet, aber noch nicht angeschlossen." Die Ersteinspeisung sei um 22 Prozent geringer als im Vorjahr. Aber es gibt eine Steigerung der installierten Leistung um 18 Prozent.
Zudem sind 276 MW bereits aufgestellt, aber noch nicht am Netz und weitere 966 MW im Bau. Darüber hinaus liegen für 112 MW finale Investitionsentscheidungen vor. Das vorgegebene Ausbauziel von 7,7 GW bis 2020 wird damit voraussichtlich erreicht. Die Offshore-Industrie hat seit 2013 nach Informationen des Bundeswirtschaftsministeriums 15 Milliarden Euro investiert.
7,12 MW Anlagengröße im Durchschnitt
Bekanntermaßen werden die Offshore-Anlagen immer größer: 2018 war die durchschnittliche Leistung 7,12 MW pro Anlage, der Rotordurchmesser lag bereits bei 158 Metern, die Nabenhöhe bei 106 Metern. "Man erkennt, dass die durchschnittliche Leistung der Anlagen, die im letzten Jahr installiert wurden – im Vergleich zum Vorjahr um 26 Prozent höher ist. Der Rotordurchmesser ist 15 Prozent größer, die Nabenhöhe elf Prozent mehr." Ein Großteil der 2018 errichteten sind Monopiles, abgesehen von Suction Buckets im Windpark Borkum Riffgrund 2. 2018 gab es zwei räumliche Blöcke bei der Installation: eine Küstenentfernung 30 bis 60 Kilometer u.a. mit dem Windpark Arkona, und ein entfernter Block mit über 100 Kilometer bei Wassertiefern von 40 Metern mit u.a. EnBW Albatros.
384 MW sind in der Ostsee errichtet worden, über 500 in der Nordsee. 1.074 Anlagen in der Nordsee, 232 Anlagen Ostsee, damit sind 5mal mehr Anlagen in der Nordsee als in der Ostsee.
2017 und 2018 gab es Ausschreibungen für neue Windparks: Insgesamt sieben wurden in der Nordsee, drei in Ostsee bezuschlagt. In der Nordsee wurden vier Projekte mit Null Cent bezuschlagt. 3,1 GW wurden insgesamt bezuschlagt, sie gehen 2021 bis 2025 ans Netz. Es gibt das Ausbauziele von 15 Gigawatt bis 2030. Derzeit sind 6,4 GW am Netz. 2020 werden es 7,7 GW sein. Danach kommen die Anlagen des Übergangsmodells mit 3,1 GW. Bis 2025 sind es 10 GW. Bis 2020 kommen noch 1,3 GW dazu. Zwischen 2021 und 2025 werden wie beschrieben nur 3,1 GW zugebaut, was deutlich weniger ist, als das, was sonst aufgebaut wurde. Etwas mehr als 600 MW sind das zunächst jährlich, danach auch nur über 800 MW. "Die Anlagen kommen jeweils erst zum Ende der Periode, sodass vorher ein sehr geringer oder gar kein Zubau erfolgen wird", so Rehfeldt.
Andreas Wellbrock, Geschäftsführer der Wab, erklärt, in Deutschland seien 18,8 Terawattstunden Offshorestrom 2018 produziert worden, 8 Prozent mehr als im Vorjahr. "Wir sind das jüngste Kind der Erneuerbaren und haben in kurzer Zeit viele geschafft", so Wellbrock. Der Strombedarf werde sich aber bis 2050 verdoppeln. "Offshore wird eine tragende Säule. Andere Länder haben das Thema nach vorne gebracht, wir haben das Thema sträflich vernachlässigt. Die ganze Welt kommt zu uns, um zu erfahren, wie man Offshore-Windenergie macht." Und er fügt ein weiteres Argument an: "Die geostrategische Unabhängigkeit ist mir wichtig - nicht mehr abhängig zu sein von Gas und Öl aus dem Ausland. New York will seine Offshore-Ausbauziele verdreifachen."
Offshore habe eine lange Vorlaufzeit von fünf Jahren und mehr. "Wir müssen heute wissen, was 2025 realisiert werden kann. Das Klimaziel 2030 ist nicht mit Maßnahmen hinterlegt. 2019 muss ein Fortschrittsjahr sein. Darum muss ein Sonderbeitrag für Offshore auf den Weg gebracht werden", so Wellbrock. Staatssekretär Ferlemann habe eine entsprechende Gesetzesinitiative im März 2019 versprochen, in der ein Ausbaupfad vorgestellt werden soll. "Da muss das Offshore-Ausbauvolumen auf mindestens 20 GW für 2030 angehoben werden und 30 GW 2035."
Ansiedelungen nicht in Deutschland
VDMA-Vertreter Marc Becker, Deutschland-Chef von Siemens Gamesa, sagt: "Die Weltmärkte haben auf die Kostensenkung Offshore reagiert, Ausbauziele wurden überall angehoben. Ganz neue Länder wie Indien beschäftigen sich mit dem Thema. Nur in Deutschland hat sich nichts bewegt." Die Ausbauziele müssten angehoben werden. Warum? Offshore sei ein wachsender Markt. "Wir als Siemens Gamesa fragen uns, wo sollen wir ansiedeln? Überall, nur nicht in Deutschland. Nachdem Albatros am Netz ist, findet in Deutschland nichts mehr statt."
Bezüglich des Netzausbaus dringt die Offshore-Branche darauf, dass die Bundesregierung entsprechend ihrem Aktionsplan Stromnetz den großen Übertragungsnetzen Priorität einräumt. "Der Netzausbau ist ein Problem, er muss Hand in Hand gehen mit dem Ausbau der Erneuerbaren", so Becker. Er lobt die Initiative Jetzt Netz. Die wenigen Kilometer Trasse reichten nicht, es müsse etwas passieren. "Sektorkopplung begrüßen wir ebenfalls. Wir müssen von Pilotanlagen zu größeren Anwendungen kommen. Sektorkopplung kann aber nicht den Netzausbau ersetzen."