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Weniger ist mehr

Erhebliches Stromsparpotenzial in der Industrie

Insgesamt hat der Stromkonsum in der industriellen Fertigung in den vergangenen 40 Jahren um 193 Prozent zugenommen.[1] Im gleichen Zeitraum sind die Preise für Elektrizität jedoch kontinuierlich gestiegen. Um dabei langfristig wirtschaftlich und wettbewerbsfähig zu bleiben, lohnt sich die Investition in energieeffiziente Technologien und Maschinen. Denn hier bestehen oftmals ungeahnte Einsparpotenziale, die helfen den Stromverbrauch zu reduzieren und gleichzeitig eine gesteigerte Produktion ermöglichen.

Deutschland: 14,5 Prozent Stromsparpotenzial

Dies geht auch aus einer neuen Studie von Siemens Financial Services (SFS) hervor. Diese zeigt, dass erhebliches Stromsparpotenzial in der Industrie bislang ungenutzt bleibt. Dafür wurde in den untersuchten Ländern der Anteil des aktuellen Stromverbrauchs ermittelt, der in der Fertigung durch den Einsatz energieeffizienter Maschinen eingespart werden könnte. Die Prozentsätze reichen dabei von rund 14 Prozent bis knapp 20 Prozent. Für Deutschland beziffert die Studie das Stromsparpotenzial auf 14,5 Prozent. Das ist etwas höher als in Spanien und Großbritannien (14,2 Prozent), aber geringer als in Frankreich (15,1 Prozent) oder in den USA (15,3 Prozent). Am meisten Strom könnte den Ergebnissen zufolge in Russland (19,1 Prozent), Indien (17,9 Prozent) sowie China (17,2 Prozent) eingespart werden.

Effizienzpotenzial der Industrie verschiedener Nationen. - © Grafik: Siemens
Effizienzpotenzial der Industrie verschiedener Nationen.

Wirksame Effizienzinitiativen

Dass Deutschland bei der industriellen Energieeffizienz zu den führenden Nationen gehört, liegt unter anderem an den wirksamen Energieeffizienzinitiativen, die bisher umgesetzt wurden. Dennoch besteht weiteres Sparpotenzial, vor allem im Maschinenbau, wo Produktionssteuersysteme und Motoren mit variablen Geschwindigkeiten den Stromverbrauch drastisch senken könnten. Spaniens Position lässt sich zum Teil darauf zurückführen, dass Fertigungsunternehmen hier besonders aktiv eigenen Solarstrom erzeugen und für den Betrieb ihrer Maschinen verwenden. Im Gegensatz dazu ist in Russland bei den etablierten Industrieunternehmen der Einsatz älterer und damit wenig energieeffizienter Produktionsmittel die Regel. Deshalb ist hier das Sparpotenzial, das durch Modernisierung und Upgrades der bestehenden Anlagen erreicht werden kann, besonders hoch.

Mit neuer Technik langfristig sparen

Die Studie zeigt, dass Industrieunternehmen die Energieeffizienz ihrer Produktion durch den Einsatz fortschrittlicher Technologien erhöhen können und damit langfristig Geldbeutel und Umwelt schonen. Doch die Mittel für neue Investitionen sind oft knapp. Entsprechend gefragt sind flexible Finanzierungsmodelle. Innovative Lösungen erlauben kalkulierbare Zahlungen über die Vertragsdauer hinweg, die hinsichtlich Laufzeit, Frequenz und Höhe an die individuellen Bedürfnisse eines Unternehmens angepasst werden können. Auch traditionelle Kreditlinien müssen nicht in Anspruch genommen werden. Einige Modelle sind sogar so angelegt, dass anfallende, monatliche Kosten mit den erzielten Energieeinsparungen verrechnet werden können. Oft fällt es Unternehmen schwer, die durch die geplanten Maßnahmen realisierbaren, künftigen Einsparungen abzuschätzen. Durch eine enge Zusammenarbeit zwischen dem Finanzierungspartner, dem Technologielieferanten und dem Kunden können diese verlässlich kalkuliert werden. Beim so genannten Energy-Performance-Contracting beispielsweise schaffen fachkundig berechnete, zum Teil sogar vertraglich garantierte Reduktionen beim Energieverbrauch eine stabile Kalkulationsgrundlage für die Optimierung von Antriebsapplikationen.

Komponententausch reicht oftmals

Häufig müssen Unternehmen technisch veraltete Maschinen oder Anlagen jedoch nicht gleich komplett durch neue Geräte ersetzen, um effizienter oder produktiver zu arbeiten. Oft reicht ein Upgrade oder Austausch einzelner Komponenten. In solchen Fällen können Unternehmen die so genannte Retrofit-Finanzierung nutzen. Dabei werden vorhandene Maschinen mit  modernster Technik aufgerüstet, neu bewertet und vom Finanzdienstleister aus dem Bestand des Kunden heraus gekauft. Anschließend mietet der Kunde die Anlage zurück. Die Kosten für die Nutzung und die Modernisierung werden durch die Leasingraten beglichen. Die Einsparungen, die das Unternehmen durch die Effizienzsteigerung erzielt, decken in vielen Fällen die Höhe der anfallenden Zahlungen.

Ökologisch und ökonomisch sinnvoll

Diese und weitere Vorteile so genannter „Pay-as-you-use“-Lösungen sorgen dafür, dass die Nachfrage nach derartigen Modellen weiter steigt. Denn Industrieunternehmen sollten heute ihren Energieverbrauch reduzieren, um auch morgen finanziell tragfähig und umweltschonend zu produzieren. Mit Investitionen in moderne und energieeffiziente Technologien kann dies gelingen. Wenn Firmen dazu die zur Verfügung stehenden Finanzierungslösungen intelligent einsetzen, können sie zudem ökologisch sinnvolle Maßnahmen auf ökonomisch nachhaltige Weise realisieren.

Expertenbeitrag von Kai-Otto Landwehr, Leiter des Commercial-Finance-Geschäfts von Siemens Financial Services (SFS) in Deutschland

[1]  Vgl. Leonardo Energy, „Understanding the Electrification of Industrial Energy Consumption in Europe“, 2. Juli 2012