Man müsse stets in der Lage sein, flexibel auf die volatile Einspeisung zu reagieren, erklärt Stefan Sewckow, Bereichleiter Trading und Origination bei Trianel. Derzeit sind wir bei 26 Prozent Regenerativstromanteil. 2013 waren es 150.000 Gigawattstunden Strom. Davon circa 50.000 Wind, 30.000 Solar, knapp 30.000 Biogas, 20.000 Wasserkraft und rund 15.000 Gigawattstunden aus Biomasse. Noch 2005 waren es insgesamt erst 60.000 GWh.
Was hat der Verbund mit den rund 100 Gesellschaften und Partner aus dem kommunalen Bereich verändert? Zum einen wurde das Handelsgeschäft auf 24 Stunden täglich an sieben Tagen die Woche ausgedehnt. Dabei geht es darum, rund um die Uhr eine Vielzahl von Prozessen zu synchronisieren: Regenerativerzeugung und steuerbare Lasten über Smart Metering und Lastmanagement, Direktvermarktung und Vermarktung am Sekundärregelpool, zudem die Möglichkeit der Speicherung. Der Schwerpunkt liege jetzt auf der Kurzfristkompetenz, so Sewckow. Früher habe der Schwerpunkt auf Langfristprognosen gelegen und man habe viel weniger kurzfristigen Handel gehabt: „Das hat sich durch die fluktuierenden Erneuerbaren dramatisch gewandelt.“
3.000 Megawatt in der Direktvermarktung
Zudem wurde der Intraday-Handel gestärkt und neue Handelsprodukte wurden entwickelt. Laut Sewckow habe besonders der Bereich Direktvermarktung von Erneuerbaren bei Trianel zu der Erkenntnis beigetragen, dass neue Handelsstrategien erforderlich seien. Derzeit sind es 3.000 Megawatt, die Trianel zusammen mit Gesy, der Green Energy Systems GmbH, direkt vermarktet. Trianel will nun mit einer erhöhten Prognosequalität und dem Poolen von Erneuerbaren und Industriekunden für den Sekundärregelmarkt die Geschäfte optimieren – und verstärkt zur Systemstabilität beitragen. Laut Sewckow liegt die Prognosequalität jetzt bei 2,5 Prozent. Es sei allerdings kein großer Mehrwert, da noch genauer zu werden. Um das Know-how im Unternehmen zu verstärken ist die Beschäftigung eigener Meteorologen geplant.
Der Sekundärregelpool des Stadtwerkeverbunds ist bereits im Einsatz und liefert sowohl positive als auch negative Sekundärregelleistung. Regelleistung wird von Übertragungsnetzbetreibern vorgehalten, um Abweichungen zwischen geplanter Erzeugung und geplantem Verbrauch ausgleichen zu können. Trianel ist derzeit in zwei Regelzonen aktiv. Letztere kann zum Beispiel auch durch das Zuschalten von Industriekunden als starken Verbrauchern erfolgen. Lastmanagement ist bereits ein wichtiger Aspekt bei der Flexibilisierung und wird im industriellen Umfeld bereits betrieben.
Stadtwerke nah an Industriekunden für Lastmanagement
Allerdings fehlt es noch an Anreizen für die Industrie. Sewckow verweist darauf, dass Stadtwerke mit ihrer Kundennähe besonders gute Möglichkeiten haben, um mit Industrie und Gewerbe zusammenzuarbeiten. Der lastseitige Beitrag der Industrie sei für das Portfolio eine ideale Optimierung. „Man spart Produktionskosten, ein Mehrwert wird generiert“, so Sewckow. Allerdings sei das Thema anspruchsvoll. „Ein professionelles Demand-Side-Management stellt große Anforderungen ans Messen, Steuern, Dokumentieren und Abrechnen von Leistung und muss auf das Handelsgeschäft abgestimmt sein.“ Einer der strategischen Schwerpunkte für 2015 sei es, Dienstleistungen auszubauen.
Sewckow lobt die Pläne der Bundesregierung, Spot- und Regelleistungsmärkte „durch den Abbau der Markteintrittsbarrieren für Erzeuger und Verbraucher“ weiterzuentwickeln. Er spielt damit auf das Grünbuch für ein neues Strommarktdesign an. Dort wird die Handelbarkeit von Viertelstundenprodukten angedacht. Ebenfalls wichtig: Das geplante Cross-Border-Trading zum Beispiel zwischen Deutschland und der Schweiz. (Nicole Weinhold)