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Tiefengeothermie in Berlin

Fabian Kauschke

Eine lange Geschichte begleitet das Industriegebiet Oberschöneweide im Südosten Berlins. In den 1890er-Jahren hielt die noch junge Elektronikbranche Einzug, sodass frühe Vorreiter der Elektromobilität produziert wurden. Mehr als 120 Jahre später entsteht auf dem zehn Hektar umfassenden Gebiet ein Quartier, das Arbeiten und Wohnen auf höchstem technischem Grad verbinden möchte.

Über eine Milliarde Euro beträgt das Investitionsvolumen, das die Deutsche Immobilien Entwicklungs AG in das Quartiersprojekt Behrens-Ufer steckt. Die Fläche soll mit elf Teilprojekten und 16 Gebäuden gefüllt werden. Dazu gehören Büroräume, Forschungs- und Produktionsflächen, Werkstätten, Labore sowie Angebote an Gastronomie, Events und Ateliers. Unter den Gebäuden befinden sich denkmalgeschützte, vollumfänglich sanierte Altbauten sowie Neubauten. Einzelne Gebäude sind dabei zertifiziert durch die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen und somit ressourcenschonend gebaut, tragen weniger zu Treibhausgasemissionen bei und können großteils dem Rohstoffkreislauf wieder zurückgeführt werden. Insgesamt beträgt die Mietfläche des Quartiers 235.000 Quadratmeter.

Um die einzelnen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Sektoren des Behrens-Ufers anzugehen, wurden vier Innovation-Labs gegründet: Development-, Food-, Arts-and-Culture- und New-Energy-Lab befassen sich mit den verschiedenen Möglichkeiten und Herausforderungen des Quartiers­projekts.

Breites Energieportfolio bessert CO2-Bilanz

Das große Ziel des New-Energy-Labs ist es, das Quartier CO2-negativ und energieautonom auszurichten. Um dieses Ziel nicht von einer Technologielösung abhängig zu machen, kombiniert das Quartier eine Reihe von einander systematisch ergänzenden Möglichkeiten.

Zum einen nutzt das Behrens-Ufer Solarenergie anhand von Photovoltaikmodulen. Dazu soll der begrenzte Raum effektiv genutzt und mithilfe einer Hybridanlage Wärme erzeugt werden. Letztere steht auch sonst im Fokus: Wärmepumpen nutzen den erzeugten Solarstrom. Damit nicht unnötig viel Wärme erzeugt werden muss, führt das Kältenetz die verschiedenen Umweltquellen und Verbraucher zusammen und vermeidet Wärmeverluste. Um weiter Ressourcen zu sparen, installiert der Projektbetreiber im gesamten Areal Niederspannungsnetze. Das ermöglicht eine direkte Verwendung von Solarstrom ohne Umwandlung und reduziert den gesamten Strombedarf.

80 Grad warmes Wasser ließe sich über die geplanten Eisspeicher erzeugen.

Außerdem verwendet das Quartier Eisspeicher zur Energieerzeugung. Diese nutzen die Energie, die beim Übergang von Wasser zu Eis freigesetzt wird. Im Verlauf des Gefrierprozesses, in dem die Temperatur des Wassers konstant bei null Grad Celsius liegt, wird die sogenannte Kristallisationswärme frei. Die Energie, die das Wasser in dieser Phase freisetzt, ist enorm. Mit der Wärme, die das Wasser während des Gefrierprozesses bis zur vollständigen Erstarrung abgibt, könnte man dieselbe Menge Wasser von 0 auf 80 Grad Celsius erhitzen.

Um die benötigten Lebensmittel des Quartiers zu minimieren, ist auch die Verwendung von Vertical Farming in Planung. Auf vertikal ausgerichteten und nahezu automatisiert bewirtschafteten Feldern soll ein Teil der vor Ort benötigten pflanzlichen Nahrung angebaut werden.

Das New-Energy-Lab wurde im dritten Quartal 2023 gegründet und prüft aktuell die spezifischen Möglichkeiten des Standortes. Darunter untersucht die Forschungsgruppe, wie auch das geplante Projekt der Tiefengeothermie umgesetzt werden kann.

Der Berliner Senat hat im Juli dieses Jahres eine Roadmap für die tiefe Geothermie in Berlin beschlossen.

Ingmar Budach, Berliner Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt

Tiefengeothermie in der Großstadt

„Der Berliner Senat hat im Juli dieses Jahres eine Roadmap für die tiefe Geothermie in Berlin beschlossen. In den kommenden Jahren erkunden wir dieses Potenzial in Berlin mit einer seismischen 3D-Untersuchung des gesamten Stadtgebiets und planen Probebohrungen, um die notwendigen fachlichen Grundlagen für den Einsatz von tiefer Geothermie in Berlin zu schaffen“, sagt Ingmar Budach von der Berliner Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt. Daher prüft das New-Energy-Lab des Behrens-Ufers aktuell die Bedingungen am Standort.

Ziel dieser Prüfung ist es, potenziell nicht nur das Quartier selbst, sondern auch umliegende Bezirke zu versorgen. Konkrete Ergebnisse liegen aktuell noch nicht vor, sollen jedoch 2024 präsentiert werden. Sollte das Projekt erfolgreich sein, soll es als Best-Practice-Beispiel auch für andere Großstädte mit begrenzten Platzangeboten für erneuerbare Energien gelten.

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