Die beiden im Abstand von gerade einmal zwei Tage vermeldeten Auslandsaufträge haben trotz fast zeitlicher Übereinstimmung ansonsten womöglich nichts miteinander zu tun. Gemeinsam ist ihnen aber, dass sie für die Windenergiewende in den Zielländern Türkei und Island schon allein aufgrund ihrer Größe eine Signalwirkung haben. Erzeugungskapazitäten von 2,5 Gigawatt (GW) und damit mehr als die im türkischen Ausbaupfad für die Windenergie an Land pro Jahr vorgesehene Zubaumenge von eineinhalb Gigawatt sicherten sich nun die türkischen Energieunternehmen Iş Enerji und Polat Enerji beim ostfriesischen Windturbinenhersteller Enercon. Durch eine nun unterzeichnete Absichtserklärung erklärten die drei Partner, dass Enercon die entsprechenden Anlagen des kommenden Flaggschifftyps des Unternehmens E-175 mit 6,0 bis 7,0 Megawatt (MW) Nennleistung zuliefern soll. In den kommenden fünf Jahren wollen die beiden türkischen Energieversorger damit ihre geplanten Onshore-Windparks in der Türkei, aber auch Projekte in angrenzenden Ländern bauen.
Polat Enerji hat bislang Windparks mit zusammen 740 MW installiert und mit der Entwicklung oder auch schon Errichtung weiterer 130 MW begonnen. İş Enerji ist zur Hälfte an Polat Enerji beteiligt und bringt als Mutterunternehmen zusätzlich 84 MW an installierter Windparkleistung ins Portfolio gemeinsamer Windstromerzeugung mit Polat Energji ein. Außerdem entwickelt İş Enerji aktuell Windkraftprojekte mit 40 MW.
Enercon trägt damit erneut einen bedeutenden Anteil zum Windkraftausbau im Land bei. Bis 2035 sieht der nationale türkische Ausbaupfad für erneuerbare Energien einen Ausbau der installierten Grünstrom-Erzeugungskapazitäten bis auf 120 GW Photovoltaik- und Windkraftnennleistung an Land vor. Zusätzlich sollen vor den Küsten dann Offshore-Turbinen dann 5 GW einspeisen. Zuletzt hatte die Türkei die Schwelle von 13 Gigawatt installierter Windenergie-Erzeugungskapazität erreicht, die Enercon-Turbinen haben daran einen Anteil von 3 GW.
Derzeit baut Enercon außerdem einen Ein-GW-Windpark in mehreren Abschnitten für den türkischen Energieversorger Enerjisa Üretim. Den ersten Rahmenvertrag zur Lieferung der dafür verwendeten 4,2-MW-Anlagen vom Typ E-138 hatten beide Seiten 2022 unterzeichnet.
Am Freitag meldete Enercon nun einen Liefervertrag mit dem staatlichen isländischen Energieversorger Landsvirkjun für den Bau des ersten großen Windparks der nordwesteuropäischen Insel. Das Projekt sieht die Errichtung von 28 E-138 vor mit einer Gesamtleistung von 120 MW. Die Nabenhöhe soll gerade einmal 81 Meter betragen, womit die Blattspitzen nur 20 Meter über dem Boden durchziehen werden. Die Arbeiten an den Zuwegungen des Windparks, der 130 Kilometer von der Hauptstadt Reikjavik entfernt sein wird, sollen noch vor dem Jahreswechsel beginnen. Die ersten Komponenten will Enercon im Mai 2026 liefern.
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