Der Begriff Russland taucht in der Energiewelt immer im Zusammenhang mit der Lieferung von Erdgas vor allem für den europäischen Markt auf. Doch es gibt in dem riesigen Land auch einen erklecklichen Markt für Photovotlaikanlagen, wie eine aktuelle Marktstudie zeigt. Diese hat der Bundesverband Solarwirtschaft (BSW Solar) zusammen mit der russischen Sektion von Solar Power Europe (SPE) und dem Beratungsunternehmen Eclareon erarbeitet. „Bisher spielen die erneuerbaren Energien keine große Rolle bei der Stromversorgung der Russischen Föderation, obwohl das Land ein riesiges Potenzial hat“, schreiben die Autoren der Studie.
Sie führen das auf die üppigen russischen Öl- und Gasvorkommen, die derzeit ausgebeutet werden. „Jüngste Marktanalysen zeigen aber, dass Photovoltaik und Windenergie wachsen, was zeigt, dass diese Technologien in Zukunft eine wichtigere und vorherrschende Rolle in Russland übernehmen werden“, sind die Autoren optimistisch.
1. Solarparks im Süden sind wirtschaftlich
In ihrer Studie präsentieren sie die derzeitigen rechtlichen Rahmenbedingungen für die Photovoltaik in Russland. Sie konzentrieren sich dabei auf drei zentrale Geschäftsmodelle, die für Projektierer und Planer in Russland von Interesse sind oder es in Zukunft werden. So gibt es derzeit verschiedene Ausschreibungsmodelle für Solarparks mit einer Leistung von bis zu 25 Megawatt, die ihren Strom entweder zu einem festen Tarif einspeisen oder an der Börse vermarkten. Mitautor der Studie Ulf Lohse von Eclareon sieht die besten Potenziale für die Photovoltaik im Süden Russlands, wo die Anlagen aufgrund der hohen Sonneneinstrahlung schon jetzt auch komplett ohne Förderung oder staatliche Unterstützung wirtschaftlich sind.
2. Potenzial für Offgridanlagen
Riesiges Potenzial räumen die Autoren der Studie vor allem dem Segment der Photovoltaik-Diesel-Hybridkraftwerke und Offgridanlagen mit einer Leistung von mehreren Kilowatt bis zu mehreren Megawatt ein. Denn trotz der üppigen Gasvorkommen gibt es auch in Russland beispielsweise viele Bergwerke, Landwirtschaftsbetrieb oder Tourismusregionen, die weit ab vom Netz auf ihre eigene Stromproduktion angewiesen sind. „Photovoltaikanlagen könnten landwirtschaftliche Betriebe, die nicht ans öffentliche Stromnetz angeschlossen sind, oder Hotels, die im Sommer aufgrund der Klimaanlagen einen besonders hohen Strombedarf haben, mit grünem Strom versorgen“, beschreibt Mitautor Ulf Lohse.
3. Einspeisetarif für Dachanlagen soll kommen
Allerdings sind die rechtlichen Bedingungen für den Anschluss an das Stromnetz noch recht dürftig. Nur Anlagen, die an einer staatlichen Ausschreibung teilgenommen haben, müssen zwingend angeschlossen werden. Doch inzwischen liegt ein Stromeinspeisegesetz in der Duma in Moskau, das noch in diesem Jahr verabschiedet werden soll. Es soll einen Vergütungstarif für Anlagen mit einer Leistung von bis zu 15 Kilowatt garantieren. Deshalb kommen die Autoren der Studie auch zu keiner abschließenden Einschätzung, wie sich der Markt für private und gewerbliche Dachanlagen entwickeln wird, solange dieses Gesetz noch nicht in Kraft getreten ist.
Die Studie steht auf der Internetseite des BSW Solar in englischer und russischer Sprache zum kostenlosen Download bereit.