Springe auf Hauptinhalt Springe auf Hauptmenü Springe auf SiteSearch
Strommix

14-Prozent-Windjahr in Sicht

Es war ein sehr gutes Halbjahr für alle Erzeuger von erneuerbaren Energien, die hierzulande Strom einspeisen. So ergaben die Grünstromanlagen in Deutschland laut der jetzt vom BEE herausgegebenen Statistik eine elektrische Ernte von 94,54 TWh, während der Gesamtbruttostromverbrauch in Deutschland 290,70 TWh betrug. Insgesamt hatten die Erneuerbaren-Anlagen damit einen rechnerischen Anteil an der Stromversorgung deutscher Firmen, Verwaltungen, Infrastruktureinrichtungen und Privathaushalte von 32,5 Prozent. Im Gesamtjahr 2014 hatten die Stromverbraucher ihren Energiebedarf noch mit Grünstrom aus deutscher Erzeugung zu knapp 28 Prozent decken können. Unterm Strich ist die Grünfärbung des Stroms allerdings etwas geringer, da Deutschland jährlich in zunehmendem Masse mehr Strom erzeugt als verbraucht. Im vergangenen Jahr flossen schon rund 30 TWh in den Stromexport über die Bundesgrenzen ab. Dies mit berücksichtigt betrug im ersten Halbjahr 2015 der Anteil des Stroms aus Erneuerbare-Energien-Anlagen in den Leitungen 29,5 Prozent.

Zugenommen hat der Erneuerbaren-Anteil im ersten Halbjahr 2015 vor allem dank einer guten Windernte von 39,15 TWh, davon 2,15 TWh aus Offshore-Windparks in Nord- und Ostsee. Die Bioenergie und die Photovoltaik steuerten mit einer Erzeugung von 25,5 und 19,34 TWh rund 8,8 und 6,7 Prozent bei.  Das war prozentual nur ein bisschen mehr als im vergangenen Jahr, als Bioenergie- und Sonnenstrom eine anteilige Größe am Bruttostromverbrauch von 8,5 und 6 Prozent erreichten.

Endlich wieder Erzeugungsauslastung im langjährigen Mittel

Die Windstromernte entspreche damit endlich wieder in etwa dem langjährigen Mittel, relativiert Norbert Allnoch vom Branchennachrichtendienst Internationales Wirtschaftsforum Regenerative Energien (IWR). Die  inzwischen in Deutschland installierte Leistung von 40 Gigawatt (GW) nach dem jüngsten Rekordausbaujahr 2014 stehe dieses Jahr voll zur Verfügung, betonte der IWR-Geschäftsführer. Das Verhältnis von Anlagenleistung zu erzeugtem Windstrom aus den vergangenen sechs Monaten lasse auf einen Windreichtum gemäß dem langjährigen Mittel schließen, sagte Allnoch. Gemäß dem langjährigen statistischen Mittelwert einer Erzeugungsauslastung der Windparks von 1.800 Volllaststunden seien 80 TWh Jahreserzeugung für dieses Jahr daher durchaus vorstellbar. Dass zum Ende des ersten Halbjahres demnach mit knapp 40 TWh auch die Hälfte des regenerativen Jahresstromes erzeugt worden wäre, entspreche ebenfalls einer Beobachtung aus den mittleren Windjahren. Zum Vergleich: Im vergangenen Jahr betrug die gesamte Windstromerzeugung 56 TWh bei einem Anteil am Bruttostromverbrauch von 9,7 Prozent. Nur 16 TWh weniger sind in der Hälfte der Zeit schon 2015 zusammengekommen.

„Wir bewegen uns jetzt um das langjährige Mittel herum. Entscheidend für die Windstromernte werden aber wie immer die Monate Oktober bis Dezember sein“: Wenn die Herbststürme regelmäßig mit über die Spitzenwerte der Wind-Stromerzeugung entscheiden müssen. Dank des auch für 2015 erwarteten Booms bei der Installation neuer Windparks ähnlich dem 2014-er-Volumen von fünf GW seien 80 bis 85 GWh sehr realistisch.

Windgutachter: Gute Windmonate vor allem im Osten Deutschlands

Der Windgutachter Herbert Schwartz von der Firma Anemos-Jacob kommt zu einem ähnlichen Schluss:  „Definitiv waren die Windmonate im ersten Halbjahr 2015 in fast allen Regionen Deutschlands bei wenigen Ausnahmen besser als im vergangenen Jahr – und in manchen sogar deutlich besser“, sagt Schwartz zu ERNEUERBARE ENERGIEN. „Mit einer Ausnahme, die aber wohl eher statistisch bedingt ist, waren die Monate Januar bis Mai in manchen Regionen leicht und in manchen sogar deutlich besser. Im Westen Deutschlands war das nicht ganz so gut, wie im Osten.“

Im Vergleich zu den Windmonaten der vergangenen 20 Jahre seien Januar bis Mai 2015 nur noch leicht unterdurchschnittlich ausgefallen. Die ersten fünf Monate mit gewöhnlich im Jahresvergleich überdurchschnittlichen Windwerten entschieden in der Regel über den Trend eines ganzen Windjahres, betont Schwartz. Der Trend eines mäßig guten bis schlimmstenfalls nur leicht schlechten Jahres sei nun wahrscheinlich vorgezeichnet – nach den eher unterdurchschnittlichen Windjahren zuvor.

(Tilman Weber)

Das Foto ist eine Aufnahme von Uschi Dreiucker aus der Onlinedatenbank pixelio.de