Seit dem 17. November 2014 gilt in Bayern die sogenannte 10-H-Regel. Demnach muss der Abstand eines Windrads von Wohnungen mindestens zehn Mal so weit sein wie die Anlage hoch ist. Umso erfreulich, wenn trotzdem noch Anlagen errichtet werden, obwohl der Platz jetzt knapp wird. Der Spatenstich für Bayerns größten Waldwindpark ist jetzt erfolgt. Die Regensburger Ostwind -Gruppe und die Max Bögl Ostwind GmbH aus Sengenthal haben damit den Bau des neuen Windparks Workerszeller Forst im Landkreis Eichstätt, Gemeinde Schernfeld, offiziell eingeläutet. Das Vorhaben mit fünf Windenergieanlagen rundet ein landkreis- und bezirksübergreifendes Großprojekt auf oberbayerischer Seite ab. Es sei ein einzigartiges Gemeinschaftswerk, das zwei benachbarte Gemeinden, Landkreise und Regierungsbezirke in der Umsetzung der regionalen Energiewende vereint“, betonte Rolf Bungart im Einvernehmen mit Bernd Kiermeier und Jörg Zinner für die Ostwind-Unternehmensleitung anlässlich des Baubeginns.
Der neue Waldwindpark Workerzeller Forst umfasst fünf Nordex-N131-Anlagen mit einer Leistung von jeweils 3,3 Megawatt (MW) und wird pro Jahr rund 33,5 Millionen Kilowattstunden Windstrom erzeugen. Zusammen mit dem benachbarten Windpark Reichertshüll im mittelfränkischen Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen (Gemeinde Raitenbuch) werden ab Herbst 2017 insgesamt 16 Windenergieanlagen rund 36.000 Haushalte mit klimafreundlichem Strom versorgen, was dem rechnerischen Bedarf von zwei Dritteln aller Haushalte im Landkreis Eichstätt entspricht.
„Es handelt sich um ein Vorzeigeprojekt dafür, dass Wind und Wald zwei ideale Partner im Zusammenspiel von erneuerbaren Energien und Klimaschutz sind“, hob Ostwind-Geschäftsführer Bungart beim Spatenstich hervor. Die Planung des Windparks Workerszeller Forst belege darüber hinaus aber auch eindrucksvoll, „dass es möglich ist, den Wald für die Windkraft zu nutzen, ohne dass die Belange des Natur- und Artenschutzes zu kurz kommen.“ Mit dem Bau des Windparks einher geht nämlich ein umfangreiches Begleitprogramm an ökologischen Ausgleichsmaßnahmen und Ersatzzahlungen – „in einer Komplexität, wie wir sie so noch selten bei einem Projekt hatten“, wie der Ostwind-Geschäftsführer ausführte. Pro Anlage wurden rund 200.000 Euro in entsprechende Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen investiert. Daneben sei das Projekt im Workerszeller Forst von Beginn an mit der Ambition und dem Versprechen angetreten, die benachbarten Bürgerinnen und Bürger mit ins Boot zu holen und an der regionalen Wertschöpfung teilhaben zu lassen.
Angesichts der Komplexität des Genehmigungsverfahrens dankte Bungart dem Eichstätter Landrat Anton Knapp, „für den Mut, im Spannungsfeld von Energiewende und Naturschutz die richtigen Entscheidungen zu treffen.“ Zu würdigen sei auch die konstruktive Vorgehensweise der Regierung von Oberbayern. Die Gemeinde Schernfeld mit Bürgermeister Ludwig Mayinger habe das Projekt ebenfalls von Anfang an unterstützt – „verbunden mit der klaren Ansage, dass sich die Gemeinde sowie die Bürger und Bürgerinnen daran beteiligen können.“
Für Ostwind ist der Wald-Windpark Workerszeller Forst das zehnte Projekt auf Flächen der Bayerischen Staatsforsten, auf denen das Unternehmen damit insgesamt 42 Anlagen mit 120 MW Leistung realisieren konnte. Die Kooperation stehe für ein gemeinsames Grundverständnis: „Windkraft im Wald bedeutet Nachhaltigkeit und Klimaschutz im doppelten Sinn – zur gleichen Zeit auf der gleichen Fläche. Deshalb ergänzen sich Wald- und Windnutzung auch bestens“, so Bungart.
Er dankte abschließend allen, die an der Verwirklichung des Windparks mitwirken. „Ein Großprojekt wie dieses, das aufgrund seiner langen Historie fast schon waldbauliche Zeitdimensionen erreicht, braucht für eine erfolgreiche Planung und Realisierung Menschen mit langem Atem, großer Überzeugung und hoher Kompetenz. Das alles gibt es hier“, hob der Ostwind -Geschäftsführer hervor. (Nicole Weinhold)