Springe auf Hauptinhalt Springe auf Hauptmenü Springe auf SiteSearch
Strabag-Chef im Gespräch

Ist Offshore wirklich zu teuer?

ERNEUERBARE ENERGIEN: Ist Offshore wirklich zu teuer?

Klaus Weber: Offshore Wind wird einen maßgeblichen Teil zum zukünftigen Strom-Mix beitragen, da auf hoher See konstant, effizient und ohne Beeinflussung der Landschaft oder der Anwohner Strom erzeugt werden kann. Eine Studie der britschen Crown Estate hat aufgezeigt, dass die Kosten für Offshore Wind Energie bereits in absehbarer Zeit unter 10 Cent / KWh sinken werden. Maßgebliches Einsparpotenzial liegt dabei zum Beispiel in der seriellen Fertigung von Offshore Wind Anlagen, in bewährten Logistiklösungen, in der Verwendung von robusten Baustoffen und in der Reduktion der Offshore-Risiken – Ansätze, die Strabag Offshore Wind mit ihrem Konzept zur seriellen Fertigung und Installation ihrer Schwerkraftfundamente verfolgt.

Zusätzliche Einsparpotenziale in den deutschen Nordseeprojekten lassen sich in einigen Jahren wirksam erzielen, wenn die ersten Cluster vollständig gebaut sind. Es lassen sich in der Bauphase künftiger Projekte Erfahrungseffekte der ersten Projekte nutzen und im Betrieb Einsparungen durch gemeinsame Nutzung von Logistiklösungen und Personal erzielen.

Welche Auswirkungen hat die aktuelle Politik auf die Offshore-Industrie?

Mit dem Fortschritt bei dem Onshore- und Offshore-Netzentwicklungsplan, sowie der Haftungsumlage wurden weitere wichtige Schritte für Investoren und Industrie vollzogen. Jetzt ist jedoch eine zügige Umsetzung der Pläne in geltendes Recht notwendig.

Eine Verunsicherung der Projektentwickler und Investoren kann nur durch eine vernünftige Verlängerung des Einspeisetarifs jenseits von 2017 gelöst werden. Die ausstehende Novellierung des EEG führt zu einer deutlichen Verunsicherung bei Investitionsentscheidungen und einer derzeitigen Nichtfinanzierbarkeit der Projekte mit einem Netzanschluss nach 2017, da weder Banken noch Investoren eine wirtschaftlich gesetzliche Grundlage haben. Die Verunsicherung der Projektentwickler und Investoren kann nur durch eine Verlängerung der derzeitig geltenden Einspeisetarife über 2017 hinaus für zumindest fünf Jahre gelöst werden. Gleichbleibende Rahmenbedingungen führen zu der Ausführung der Investitionen und damit zu den oben genannten Einsparpotenzialen.

Zum jetzigen Zeitpunkt verunsichert das zögerliche Handeln die Offshore Windindustrie: Bisherige Investitionen in den deutschen Markt sind gefährdet und Politiker nehmen die industriepolitische Auswirkung durch Abwanderung der Industrie und damit verbunden des Wissens und des Kapitals aus Deutschland in Kauf.

Wie wird Ihr Unternehmen davon beeinträchtigt?

Strabag sieht seine Offshore Wind-Aktivitäten in Deutschland stark beeinträchtigt. Darum wurde Anfang des Jahres bekanntgegeben, dass die operativen Ausführungsaktivitäten für Deutschland vorerst deutlich reduziert und anstehende Großinvestitionen momentan ausgesetzt werden. Eine weitere Entwicklung wird derzeit zum Beispiel durch unklare genehmigungsrechtliche Situationen verhindert.

Strabag Offshore Wind hat entsprechend verstärkt andere Länder, z.B. das Vereinigte Königreich im Fokus. Die Projektentwicklungstätigkeiten in der deutschen Nordsee werden weiter verfolgt, sind allerdings um einige Jahre durch die verspäteten Netzanschlüsse verzögert. So hatte ein zugesagter aber bis heute fehlender Netzanschluss bei STRABAG zum Beispiel einen vorläufigen Projektstopp zur Folge.(Nicole Weinhold)