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Solarfachartikel

Sonniges Kieswerk

Über Oberschwaben lacht oft die Sonne. Deshalb boomt in der Region seit Jahren die Stromerzeugung aus Photovoltaik (PV). Die Unternehmensgruppe Dünkel nutzte eine Reihe von dafür besonders gut geeigneten Flächen in Schemmerhofen, Kreis Biberach, für inzwischen vier große Freiflächensolaranlagen. Den Strom aus einer Ende 2012 in Betrieb genommenen Anlage soll nun im Dünkel-Kieswerk selbst verbraucht werden. Als Basis dafür entwickelte die Activ-Energy, ein Unternehmen der Dünkel Holding, zusammen mit der EnBW-Tochter Watt Synergia ein Netz- und Messkonzept, mit dem die Energieflüsse präzise und zeitnah ermittelt werden. Der Solarpark erzeugt rund 2,7 Gigawattstunden Strom, im Kieswerk werden etwa 2,3 Gigawattstunden verbraucht. Die Quote der Eigennutzung beträgt rund 50 Prozent.

Ausgangspunkt für die Planungen des Energiemanagements der Kieswerke Dünkel waren im Frühjahr 2014 zwei Überlegungen: Warum sollte die komplette Erzeugung einer 2.700 Kilowatt starken Anlage, die rechnerisch 800 Haushalte versorgen kann, in das öffentliche Netz eingespeist werden, wenn es in unmittelbarer Nähe drei eigene größere Verbraucher gibt? Außerdem könnte für den zeitgleich zur Erzeugung in der PV-Anlage auf dem gesamten Areal genutzten Strom die auf über sechs Cent pro Kilowattstunde gekletterte EEG-Umlage deutlich verringert werden beziehungsweise sogar entfallen. Zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen hieße, auch dem Willen des Gesetzgebers nachzukommen, die gesamtwirtschaftlichen, aus Einspeisevergütung und Netzausbau bestehenden Kosten zu begrenzen.

Geschlossenes Arealnetz

Das Kieswerk Dünkel betraute seinen Elektroin­stallateur mit der Errichtung eines geschlossenen Arealnetzes mit drei Zählern – einen für das Kieswerk selbst, einen für die Verwaltung der Unternehmensgruppe Dünkel und einen dritten für ein am Standort Schemmerhofen betriebenes Brecherwerk. Als am Standort des Kieswerks die beiden weiteren eigenen Firmen angesiedelt wurden, hat man diese einfach mit Unterzählern an die Versorgung des Kieswerks geklemmt. In Kooperation mit dem Verteilnetzbetreiber Netze BW, vormals EnBW Regional AG, wurde der Anschluss zur PV-Anlage so gestaltet, dass für jeden der drei Verbraucher und für die Solaranlage exakte Zeitreihen viertelstündlich für den Verbrauch vorliegen.

Interessant ist die Frage, wie hoch der jeweilige Anteil von Grün- und Graustrom an den drei Zählern ist. Das bis Ende Juli 2014 geltende Grünstromprivileg im EEG sah für den Eigenverbrauch des Kieswerks die komplette Befreiung vor. Von der EEG-Umlage ist nur der Eigenverbrauch im Kieswerk befreit. Das Brecherwerk und die Verwaltung müssen die reduzierte EEG-Umlage abführen. Sie durften immerhin noch mit einem Nachlass von zwei Cent auf die Umlage rechnen. Um diese Mengen exakt zu ermitteln und zu dokumentieren, hat die Watt Synergia ein Mess- und Abrechnungskonzept erstellt, das auf den Viertelstundenwerten der Zähler basiert, die per Fernübertragung in den eigenen EDV-Systemen ausgewertet werden. Folgende Daten werden berücksichtigt: Erzeugung Solarstrom, Einspeisung Solarstrom ins Netz, Verbrauch Solarstrom Kieswerk, Verbrauch Solarstrom Brecherwerk, Verbrauch Solarstrom Verwaltung, Verbrauch Graustrom Kieswerk, Verbrauch Graustrom Brecherwerk, Verbrauch Graustrom Verwaltung. Auf den Verbrauch Solarstrom Brecherwerk und den Verbrauch Solarstrom Verwaltung muss die EEG-Umlage gezahlt werden. Die Messdaten sind über ein elektronisches Internetportal für Kieswerk und Messdienstleister jederzeit zugänglich. Für jeden Zähler erstellt die Firma monatlich eine individuelle Verbrauchsabrechnung.

Hektik vor der EEG-Novelle

Aufgrund der EEG-Änderungen ab dem 1. August 2014 wurde es bis zum 18. Juli, an dem das neue Netzkonzept scharf geschaltet wurde, für alle Beteiligten noch etwas hektisch. Der Aufwand hat sich aber absolut gelohnt und wäre auch nach Wegfall des Grünstromprivilegs noch sinnvoll gewesen. Dennoch ist es für das Unternehmen natürlich positiv, nach dem alten EEG abzurechnen. Somit unterscheiden wir den Eigenverbrauch, der von der EEG-Umlage komplett befreit ist, und den Eigenverbrauch mit einer um zwei Cent pro Kilowattstunde reduzierten EEG-Umlage. Durch die Eigennutzung des Solarstroms bleiben wichtige Preisbestandteile praktisch für 20 Jahre konstant und planbar. Zudem dienten die Daten jetzt als Basis für Überlegungen zur Energieeffizienz. Dass rund 50 Prozent des Verbrauchs auf dem gesamten Areal über die Nutzung einer eigenen PV-Anlage abgedeckt werden können, ist ein sehr bemerkenswertes und geradezu vorbildliches Ergebnis. Wir können zwar die Lastkurve nicht auf die Erzeugung anpassen, doch ein Kieswerk arbeitet viel im Sommer und selten im Winter. Wir bekommen somit automatisch eine gute Übereinstimmung von Solarstrom und Bedarf.

Dieser Artikel von Roger Kanzenbach ist in der Printausgabe von ERNEUERBARE ENERGIEN von Februar 2015 erschienen. Gefällt er Ihnen? Holen Sie sich jetzt ein    kostenloses Probeabo    unseres Magazins.