Nachdem die Haftungsfrage bei der Verzögerung von Offshore-Netzanbindungen geklärt und die Änderungen am Energiewirtschaftsgesetz in Kraft getreten sind, kann Tennet einen finanziellen Erfolg verbuchen: Mit insgesamt 576 Millionen Euro Eigenkapitaleinsatz beteiligt sich Mitsubishi an vier Offshore-Netzanbindungsprojekten von Tennet. Für die Beteiligung an den Netzanbindungen Borwin 1 und Borwin 2 mit einem Investitionsvolumen seitens Mitsubishis von 240 Millionen Euro liegt die Vertragserfüllung vor. Unterzeichnet haben die Japaner außerdem einen Vertrag über die Beteiligung an Helwin 2 und Dolwin 2 mit einer Eigenkapitalsinvestition von 336 Millionen Euro. Für alle vier Projekte mit einer Gesamtkapazität von 2,8 Gigawatt erhält Mitsubishi dabei einen Stimmrechts-Anteil von 49 Prozent. 2,9 Milliarden werden die Vorhaben insgesamt kosten.
Bereits im Frühjahr 2012 hatten Tennet und Mitsubishi ihre Kooperation über die vier Leitungsprojekte angekündigt. Vorerst wollte der japanische Konzern dazu aber die Klärung der Haftungsfrage abwarten. Ende letzten Jahres hat die Bundesregierung dann eine Haftungsregelung erlassen, wonach Netzbetreiber bei grober Fahrlässigkeit je nach Schadenshöhe mit einem festen Prozentsatz haften – die restlichen Prozentpunkte übernehmen die Stromverbraucher. Die Regelung soll neben Investitionen in Offshore-Windparks auch Netzinvestitionen für Fremdkapitalgeber interessanter machen.
Das hat offenbar funktioniert: „Der Eigenkapitaleinsatz der Mitsubishi Corporation stärkt unsere Bilanz weiter und hilft uns bei der Finanzierung unserer Offshore-Investitionen“, sagt Tennets CFO Eelco de Boer. Tennet betreut insgesamt zehn Anschlussprojekte mit einer Gesamtkapazität von 5,3 Gigawatt. Die Kapitalspritze wird auch die Windreich AG erfreuen, deren Offshore-Park Global Tech I an BorWin 1 und 2 angeschlossen werden wird. In wenigen Monaten soll der 400-Megawatt-Windpark Strom liefern.
Über frisches Kapital darf sich neben Tennet auch EnBWs Offshore-Windpark Baltic II freuen. Die Europäische Investitionsbank gewährt dem Projekt ein Darlehen von 500 Millionen Euro. Baltic II ist mit 288 Megawatt der bisher größte geplante Offshore-Park in der deutschen Ostsee. Seine 80 Anlagen werden in anspruchsvollen Wassertiefen von bis zu 44 Metern installiert. Auch Finanzvorstand Thomas Kusterer unterstreicht die Wichtigkeit der finanziellen Unterstützung: „Die Beteiligung der EIB an solchen Projekten stellt ein entscheidendes Element in der Strukturierung und Finanzierung dar.“
Während der Ausbau der Offshore-Windenergie weiter voranschreitet, hat sich der europäische Baukonzern Strabag vorerst aus dem Offshore-Geschäft zurückgezogen. Die geplante Investition von mehreren hundert Millionen Euro in eine Spezialschifffabrik zum Transport der eigens entwickelten Schwerkraftfundamente für Offshore-Anlagen hat das Unternehmen bis auf Weiteres aufgeschoben. Laut Vorstandsvorsitzendem Hans Peter Haselsteiner sprächen derzeit noch zu viele Gründe dagegen. Das Unternehmen bleibt aber weiterhin mit 51 Prozent an 15 Projektgesellschaften zur Entwicklung von Offshore-Windparks beteiligt.
(Melanie Vogelpohl)