Immer mehr Unternehmen setzen auf erneuerbare Energien, wenn es um ihre Stromversorgung geht. Viele bauen aber nicht selbst die Anlagen, sondern unterstützen die Umgestaltung der Energieversorgung über Stromlieferverträge mit den Betreibern von Ökostromanlagen. Die Zahl von neuen Stromlieferverträgen, den Power Puchase Agreements oder PPAs, ist im vergangenen Jahr um mehr als 40 Prozent gestiegen. Das haben die Marktforscher von Bloomberg New Energy Finance (BNEF) im Zuge der Erstellung ihres aktuellen Corporate Energy Market Oulooks festgestellt.
43 Prozent Wachstum
Demnach wurden im Jahr 2019 Lieferverträge für Strom aus Photovoltaik- und Windkraftanlagen mit einer Leistung von 19,5 Gigawatt. Zum Vergleich: Im Jahr 2018 haben Unternehmen weltweit PPAs im Umfang von 13,6 Gigawatt abgeschlossen. Damit ist der Markt um gut 43 Prozent gewachsen. Im Vergleich zu 2017 hat sich das Volumen von PPAs zwischen Betreibern von Ökostromanlagen und Unternehmen sogar verdreifacht. „Unternehmen haben seit 2008 über 50 Gigawatt an sauberer Energie gekauft”, weiß Jonas Rooze leitender Analyst für Nachhaltigkeitsthemen bei BNEF. „Das ist größer als die Stromerzeugungskapazitäten von Märkten wie Vietnam und Polen. Diese Käufer verändern die Strommärkte und die Geschäftsmodelle von Energieunternehmen auf der ganzen Welt.”
20 bis 30 Milliarden Investition abgesichert
Schließlich sind damit mehr als Prozent der im vergangenen Jahr weltweit neu installierten Erzeugungskapazitäten an erneuerbaren Energien finanziell abgesichert. Über diese Stromlieferverträge konnten Erzeugungsanlagen mit einem Investitionsvolumen von 20 bis 30 Milliarden Euro ohne staatliche Förderung gebaut werden. Dazu kommen noch die Anlagen, deren Strom die Versorger abnehmen und an Privatkunden weiterverkaufen. Das Geschäftsmodell PPA ist damit weiter auf dem Vormarsch und die Erneuerbaren nabeln sich weiter von der finanziellen Unterstützung und damit aber auch von der staatlichen Bevormundung ab.
USA sind größter Einzelmarkt
Größter Markt für PPAs ist Amerika. Allein dort wurden im vergangenen Jahr Stromlieferverträge im Umgang von 15,7 Gigawatt abgeschlossen. Das ist ein Wachstum um 72,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Hier fehlen sogar noch die Daten aus Mexiko, so dass das Volumen sogar noch höher ist, als im Marktbericht von BEF angegeben. Größter Einzelmarkt sind die USA, wo PPAs mit einem Volumen von 13,6 Gigawatt abgeschlossen wurden. In Europa, Nordafrika und im Nahen Osten ist das Geschäftsmodell noch nicht so weit entwickelt. Dennoch haben Unternehmen Stromlieferverträge mit Betreibern von Anlagen mit einer Gesamtleistung von 2,6 Gigawatt abgeschlossen. Das sind 300 Megawatt mehr als im Jahr 2018.
Die größten Direktabnehmer von Ökostrom sind Technologieunternehmen. So unterzeichnete allein Google PPAs im Umfang von 2,7 Gigawatt und damit mehr als jedes andere Unternehmen. Auch Facebook ist mit Stromlieferverträgen mit einem Volumen von 1,1 Gigawatt ganz vorn mit dabei. Weitere große Direktabnehmer von Ökostrom sind Amazon mit 900 Megawatt und Microsoft mit 800 Megawatt.
Kosten mit Ökostrom senken
Diese Unternehmen nehmen den Strom dabei nicht nur ab, um sich ein grünes Image zu geben, auch wenn immer mehr ihren Energieverbrauch in Einklang mit den Vereinbarungen im Pariser Klimaschutzabkommen bringen wolle. Sie nehmen die Ökoenergie aber vor allem ab, um ihre Stromkosten zu senken. So hat Google sogar ein eigenes Verfahren für den Abschluss neuer PPAs eingeführt. Das Unternehmen kauft nicht mehr einfach nur Strom aus Windkraft- oder Photovoltaikanlagen, sondern schreibt die Stromlieferung aus. Die Projektierer von Ökostromanlagen konnte an dieser Ausschreibung teilnehmen und wer den niedrigsten Preis für die Solar- oder Windenergie geboten hat, hat den Zuschlag bekommen. Über dieses Verfahren kommt Google zu niedrigeren Preisen an seinen Ökostrom.
Selbst Öl- und Gasunternehmen sind in das Geschäft mit Stromlieferverträgen eingestiegen. So hat schon Exxon Mobile im Jahr 2018 einen Liefervertrag von Strom aus zwei Solaranlagen mit einer Leistung von 575 Megawatt abgeschlossen. Im vergangenen Jahr folgten diesem Beispiel auch Öl- und Gaskonzerne wie Occidental Petroleum, Chevron und Energy Transfer Partners.