Das Jahr 2018 bedeutete für die Photovoltaikbranche in Deutschland ein kräftiges Plus. Endlich hat man nach vielen mageren Jahren mit 3,2 Gigawatt Zubau das bisherige Ziel von 2,5 Gigawatt jährlich wieder übertroffen – so die Schätzung des Fraunhofer Instituts für Solare Energiesysteme (ISE) in Freiburg. Ende November 2018 vermeldete die Bundesnetzagentur eine installierte Solarstromleistung von 45,5 Gigawatt. Inzwischen könnten es erklecklich mehr sein. Denn man kann angesichts der jüngsten Änderungen am EEG von einer Jahresendrallye ausgehen.
Das bedeutet, dass die Installateure in Deutschland bis zum bitteren Ende auf Dächern und Freiflächen werkeln mussten, um die Anlagen noch nach den alten Regeln ans Netz zu bringen. Immerhin hatte der Bundesrat Berlin gezwungen, mit den Handwerkern und Projektentwicklern ein Nachsehen zu haben und die Absenkung der Einspeisevergütung über drei Monate zu strecken. Damit ist zwar der harte Schnitt vom Tisch. Aber die Probleme bleiben – auch mit einem neuen Staatssekretär für Energie im Bundeswirtschaftsministerium, der sich nach einem Jahr Regierungszeit endlich gefunden hat.
40 Prozent Ökostromanteil
Doch der wird es schwer haben, gegen eine breite Front der Energiewendegegner im Ministerium etwas für die Erneuerbaren zu tun. Zumal mit der Absenkung des jährlichen Zubauziels auf 1,9 Gigawatt die Marschrichtung vorgegeben ist. Es wird immer unwahrscheinlicher, dass die Bundesregierung ihr langfristiges Ziel von 65 Prozent Ökostrom bis 2030 im deutschen Netz mit solchen Maßnahmen erreichen wird. Denn bisher liegt der Anteil bei etwa 40 Prozent. Das liegt nicht etwa daran, dass in Deutschland extrem viele Anlage neu gebaut wurden, sondern dass die Sonne im vergangenen Jahr extrem üppig geschienen hat. Die höchte Solarstromeinspeisung wurde mit 39 Gigawatt am 2. Juli 2018 erreicht. An diesem sonnigen Montag deckten die Photovoltaikanlagen 39 Prozent des gesamten Strombedarfs in Deutschland ab.
3,2 Gigawatt reichen nicht
Um wirklich ans Ziel zu kommen, ist eine Beschleunigung des Ausbaus notwendig und keine neuen Restriktionen. Da wirkt die Absenkung der Einspeisevergütung für größere Dachanlagen über 40 Kilowatt Leistung fast auf das Niveau einer Freiflächenanlage hinderlich. Hier wird das Segment der gewerblichen Dachanlagen als Treiber des Zubaus wieder stattlich behindert. Statt weiter zu bremsen, sollte man sich in Berlin endlich Gedanken darüber machen, wie der Zubau nicht bei 52 Gigawatt abrupt stoppt, wenn hier nicht schleunigst eine Nachfolgeregelung für den immer noch existierenden Deckel gefunden wird. Denn wir brauchen keinen Solarzubau von 3,2 Gigawatt oder vielleicht sogar nur 1,9 Gigawatt, wie es Bundeswirtschaftsminister Altmaier anstrebt, sondern wir brauchen mehr als zehn Gigawatt Zubau pro Jahr. Das muss der neue Staatssekretär im Blick haben. Sonst bleiben die Ziele für die Energiewende weiter Makulatur.