Der Eigenverbrauch von Strom aus Photovoltaikanlagen kann bis 2019 von derzeit etwa 20 Prozent auf 80 bis 96 Prozent gesteigert werden. Das geht aus einer aktuellen Studie des Instituts für ökologische Wirtschaftsforschung in Berlin (IÖW) im Auftrag von Greenpeace Energy hervor. Als Voraussetzungen nennen die Wirtschaftsforscher ein intelligentes Nutzerverhalten, weitere finanzielle Anreize, den Solarstrom im eigenen Haushalt zu verbrauchen, statt ihn ins Netz einzuspeisen und vor allem langlebige und preiswerte Speichermöglichkeiten.
Die Wirtschaftsforscher des IÖW entwickelten ein Modell, mit dem sie die Erträge aus einer Photovoltaikanlage und das durchschnittliche Nutzerverhalten simulierten, um daraus den rentablen Anteil des Eigenverbrauchs von Solarstrom zu errechnen. Dieses Simulationsmodell zeigt, dass der Eigenverbrauch sehr stark von der Geräteausstattung im Haushalt und vom Verbraucherverhalten abhängt. Durch eine aktive Verbrauchsanpassung kann der Anteil des selbst verbrauchte Solarstroms von derzeit 20 Prozent auf 40 Prozent gesteigert werden, ohne dass man Speicher einsetzen muss. So könnten beispielsweise Waschmaschinen und Geschirrspüler über eine Zeitschaltung in der Mittagszeit eingeschaltet werden, wenn die Photovoltaikanlage den meisten Strom produziert. Das Risiko dabei ist allerdings, dass an bewölkten Tagen die Solaranlage weniger Strom liefert und diese Geräte dann mit Strom aus dem öffentlichen Netz betrieben werden müssen. Damit würde der Stromverbrauch in den Spitzenzeiten weiter steigen und das Gesamtsystem zusätzlich belastet werden.
Photovoltaikanlagen sind weiter auf Förderung angewiesen
Eine Lösung dieses Problems wäre der Einsatz von Speichern. Außerdem lässt sich der Eigenverbrauchsanteil mit einem mittelgroßen Speicher mit einer Kapazität von 2,5 bis 7,5 Kilowattstunden auf bis zu 96 Prozent erhöhen. Aber mit der derzeitigen Vergütungsmodell ist der Eigenverbrauch ohne Speicher wirtschaftlich attraktiver. Denn im Vergleich zur Volleinspeisung lässt sich mit dem Eigenverbrauch ohne Speicher abhängig von der Strompreisentwicklung eine 10 bis 50 Prozent höhere Rendite erwirtschaften. Diese Rendite nimmt durch den Einsatz von Speichern und in Abhängigkeit zur Speicherleistung drastisch ab. Damit sich der Einsatz von Speichern bei der jetzigen Vergütung von Solarstrom lohnt, müssten diese eine Lebensdauer von 20 Jahren haben und dürften nicht mehr als 300 bis 400 Euro pro Kilowattstunde Kapazität kosten. Zur Zeit liegt der Preis für Lithium-Ionen-Speicher mit durchschnittlich 1.000 Euro pro Kilowattstunde mehr als doppelt so hoch.
Deshalb ist die Förderung von Photovoltaik auch nach erreichen der Netzparität nötig. Zwar werden dann die Anreize, den erzeugten Solarstrom auch selbst zu verbrauchen dadurch größer, dass der Haushaltsstrom zunehmend mehr kostet als der Strom aus der Photovoltaikanlage auf dem eigenen Dach. Doch sind die Möglichkeiten der Haushalte zum Eigenverbrauch ohne Speicher sehr begrenzt. Die ersten Photovoltaikanlagen mit Speichern könnten sich laut Studie ab dem Jahr 2019 rentieren. (Sven Ullrich)