Nun beginnt der Bau der vorerst mit Abstand größten deutschen Offshore-Windparks. „Unser Highlight 2023 ist der Baustart unseres Offshore Windparks „He Dreiht“, sagt der Leiter der Portfolioentwicklung bei EnBW, Michael Class. Die geplante Inbetriebnahme des 900 Megawatt (MW) starken Nordsee-Windparks wird 2025 stattfinden. Aber die Fertigung der Unterwasserfundamente sowie des später darauf geklemmten Adapters für den Turbinenturm, des Transition Pieces, und der Kabel beginnt im kommenden Jahr. Parallel werde EnBW die Detailplanung der Installationsarbeiten ab 2024 bis 2025 vorbereiten, gibt Class den Ausblick auf das kommende Offshore-Windenergiejahr.
Es ist wie das fast zeitgleiche ebenso große Nordseeprojekt Borkum Riffgrund 3 eines der beiden ersten Offshore-Windpark-Vorhaben in Deutschland, das den Zuschlag in der Ausschreibung der Vergütungsrechte zu null Cent pro Kilowattstunde erhalten hatte. Während He Dreiht keinen Vergütungsaufschlag durch die Netzbetreiber auf im Stromgroßhandel erzielte Verkaufspreise erhält, sichert EnBW die Vergütung durch den Abschluss von Stromlieferverträgen mit großen Abnehmern.
„Wir setzen 2023 weitere Großprüfstände um. Wir errichten einen Rotorblattprüfstand für Offshore-Blätter von mehr als 120 Metern.“
„Die Ausschreibungen neuer Flächen mit Kapazitäten von jeweils bis zu zwei Gigawatt stellen einen Meilenstein dar. Projekte dieser Größenordnung sind deutlich effizienter als bislang übliche kleinere Flächen.“
Zugleich wird 2023 die erste Ausschreibung von 8.000 bis 9.000 MW erfolgen, was mehr ist, als die jetzt schon in Deutschland installierte Offshore-Windenergiekapazität. Das lässt den Geschäftsführer des Bundesverbandes Windparkbetreiber Offshore (BWO), Stefan Thimm, auf eine Schwäche der deutschen Offshore-Windenergie-Branche hinweisen. Die Ausschreibungsrunde finde zu einem Zeitpunkt statt, an dem die deutsche Wertschöpfungskette der Offshore-Windkraft geschwächt sei, sagt Thimm. Die Bundesregierung müsse durch „positive industriepolitische Signale die notwendigen Investitionen auszulösen“ versuchen.
Die Geschäftsführerin des Offshore-Windenergie-Vereins WAB, Heike Winkler, sieht den Anfang der politischen Stärkung der Wertschöpfungskette gemacht. Sie warnt aber, dass die Bundesregierung trotz Mahnung aus der Windkraftbranche die gewaltigen geplanten Ausbauvolumen nicht entzerre.
2023 wird zugleich mit Arkadis Ost 1 auch der nun fünfte deutsche Ostseewindpark in Betrieb gehen. Windturbinenbauer Vestas installiert dort 27 Anlagen vom Typ V174-9,5 MW. Die erste Anlage installierte das Bauteam Ende November. Für die Installation nutzt Vestas erstmals einen schwimmenden Baukran und kann daher bei den Errichtungsarbeiten auf das zeitintensive Auf- und Abfahren der Aufstellbeine üblicher Errichtungsplattformen verzichten.
„Wir haben langfristige Stromabnahmeverträge – unter anderem mit BASF, Covestro, Rewe/Eha – abgeschlossen und eine neue Form der Finanzierung erreicht.“
Der dänische Energieversorger Ørsted nutzt 2023 zum Baubeginn des 900-MW-Windparks Borkum Riffgrund 3. Nach Stromabnahmeverträgen mit den Chemiekonzernen BASF und Covestro sowie dem Handelsunternehmen Rewe ging bisher die Stromerzeugung aus schon 400 MW Parkleistung an die drei größten Stromkunden des Windparks. Die Produktion der säulenförmigen Unterwasserfundamente, der Monopiles, hat schon begonnen.
Beim Ingenieurdienst Omexom erklärt Irina Lucke die technischen Herausforderungen für 2023. So sagt die Leiterin des Offshore-Windenergie-Bereichs, dass nun insbesondere die Netzanbindung oder Berechnungen über die Ausnutzung der Flächen und Fachkräftesuche, Windturbinenqualität, Betriebskosten oder Sektorkopplung zu bewältigen seien. Sektorenkopplungsanlagen wandeln überschüssig erzeugten Windstrom in andere Energieformen für die Nutzung in Versorgungsbereichen außerhalb des Stromsektors um. Tilman Weber